Der Gute Hirte: glaubwürdig und stark

Jesus vergleicht sich in der Bibel mit einem guten Hirten
Das Gleichnis vom Hirten zieht sich durch die gesamte Bibel. Wenn Jesus sich im Johannesevangelium mit dem guten Hirten vergleicht, bezieht er sich damit auf viele Stellen aus dem Alten Testament. Was bedeutet dieser Vergleich, damals und heute?

In Johannes, Kapitel 10, Verse 14 bis 18 vergleicht sich Jesus mit einem Hirten: «Ich bin der gute Hirt. Ich kenne meine Schafe und sie kennen mich, so wie der Vater mich kennt und ich ihn kenne. Ich bin bereit, für sie zu sterben. Ich habe noch andere Schafe, die nicht zu diesem Schafstall gehören; auch die muss ich herbeibringen. Sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden in einer Herde unter einem Hirten vereint sein. Der Vater liebt mich, weil ich bereit bin, mein Leben zu opfern, um es aufs Neue zu erhalten. Niemand kann mir das Leben nehmen. Ich gebe es aus freiem Entschluss. Es steht in meiner Macht, es zu geben, und auch in meiner Macht, es wieder an mich zu nehmen. Damit erfülle ich den Auftrag meines Vaters.»

Ich mag an diesem Wort das Bild des Leiters als Hirten. Da schwingt Fürsorge und Liebe mit. Es ist auch immer ein Bild des Friedens und der Sicherheit. Durch die Worte, die Jesus auf sich und seinen Tod bezieht, bekommt das Bild des Hirten eine neue Dimension.

Der Hirte im Alten und Neuen Testament

In der Bibel kommt eine ganze Reihe Hirten wie Abraham, Mose oder David vor. Darüber hinaus aber wird dieses Bild immer wieder auf Gott bezogen. Er ist der gute Hirte, der sich liebevoll und verlässlich um sein Volk kümmert. Diese Bild taucht z. B. in den Psalmen (Psalm, Kapitel 23; Kapitel 78, Vers 52; Kapitel 80, Vers 2) und bei den Propheten auf (Jesaja, Kapitel 40, Vers 11; Kapitel 49, Verse 9-10). Auch der kommende Messias wird im Alten Testament als Hirte erwartet (z. B. Hesekiel Kapitel 34, Verse 23; Kapitel 37, Verse 22 und 24). Dieses Bild steht im Kontrast zu den korrupten Leitern Israels, die als schlechte Hirten bezeichnet werden, weil sie sich weder um Gott noch um sein Volk scheren (Hesekiel Kapitel 34, Verse 1-10).

Auch wenn der Ruf der Hirten zur Zeit von Jesus nicht der beste gewesen sein soll, so flankieren sie doch seine Geburt und bekommen Anteil an diesem besonderen Tag (Lukas Kapitel 2, Verse 8-20). Jesus gebraucht das Bild eines guten Hirten, der die 99 Schafe allein lässt, um das eine verlorene Schaf zu finden (Lukas Kapitel 15, Verse 1-7). Damit betont Jesus, dass Gott jeder einzelne Sünder wichtig ist.

Hier in Johannes, Kapitel 10 finden wir verschiedene Wesenszüge eines Hirten, die Jesus auf sich selbst bezieht. Er spricht vom guten Hirten, der ein inniges Verhältnis zu seinen Schafen hat. So ist er auch bereit, sein Leben für die Schafe zu geben – ein Hinweis auf seinen Tod am Kreuz. Damit erweitert Jesus zugleich das messianische Bild des guten Hirten im Alten Testament.

Eine andere Erweiterung des Bildes wird deutlich in den Worten «Ich habe noch andere Schafe, die nicht zu diesem Schafstall gehören; auch die muss ich herbeibringen» (Vers 16). Das lässt sich so verstehen, dass sein Sühnetod am Kreuz nicht nur dem Volk Israel gilt, sondern allen Menschen.

Auch in den Hirten-Bildern von Jesus in Johannes, Kapitel 10 finden wir eine Abgrenzung zu den Hirten, die als Leiter des Volkes nur ihren eigenen Interessen folgen und im Ernstfall die Herde alleine lassen (Vers 12-13). Als eine Herde ohne Hirten sieht Jesus dementsprechend das jüdische Volk (Matthäus Kapitel 9, Vers 36).

Was bedeutet das für uns?

Dies zeigt die Glaubwürdigkeit von Jesus: Er ist nicht nur bereit, eigene Interessen zurückzustellen, sondern sogar sein Leben preiszugeben. Für uns bedeutet die Art, wie Jesus Hirte ist, darüber hinaus:

  • Defizite bei menschlichen Führungskräften in Kirche und Gemeinde müssen wir nicht schönreden – Jesus tat das auch nicht.
  • Wo Menschen versagen, müssen wir die Hoffnung nicht gleich aufgeben, denn Jesus, der Gute Hirte, kann und will selbst eingreifen (vgl. Hesekiel Kapitel 34, Vers 11-12).
  • Ein fähiger Hirte ist stark genug, um Gefahren abzuwehren. Für Jesus gilt das selbst angesichts der Bedrohung des Todes. Auch an dieser Grenze kann nichts und niemand uns aus seiner Hand reissen. Wenn das aber so ist, dann hat auch keine Krankheit und kein anderer Schicksalsschlag solche Macht.

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Autor: Thomas Finis
Quelle: Magazin Faszination Bibel 02/24, SCM Bundes-Verlag

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