Hoffnung in den Hügeln von Kenia
Livenet-Reporter Daniel Gerber lebte diesen Frühling mit seiner Familie eine Woche lang mitten in einer abgelegenen Massai-Gemeinde in Kenia, unweit der Grenze zu Tansania. Hier, in einem riesigen Gebiet, das vom Rest der Welt vergessen scheint, grasen stellenweise wilde Zebras und Büffel ... und hier leistet «RedTribe» Grossartiges für die lokale Bevölkerung.
Eine beschwerliche, siebenstündige Fahrt in einem robusten, kantigen Land Rover führte von der pulsierenden Stadt Nairobi in die Nähe der Landesgrenze. Die Fahrt über holprige Rumpelpisten und durch mehrere Bäche zeigte die enorme Abgeschiedenheit der Menschen, die hier leben.
Esel und Ziegen auf der Landebahn
Es ist eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch: Sanfte Hügel und scheinbar endlose Weiten zeichnen hier in den Loita Hills ein Bild von wilder Schönheit. Stolz prangt das Schild «RedTribe Project» auf einem verwitterten Holzbrett und markiert im flachen Gelände hier auf dem Hochplateau die Landebahn, die alle paar Wochen vom christlich-humanitären Flugdienst MAF angeflogen wird, um Baumaterial oder Fachkräfte zu bringen.
Ansonsten grasen friedlich Esel und Ziegen auf der Piste, die nur einen Steinwurf entfernt parallel zur tansanischen Grenze verläuft. Philip Kuyati, ein engagierter Mitarbeiter von «RedTribe», ist für die Landebahn verantwortlich. Wenn ein Flug ansteht, lässt er die Piste am Vortag sorgfältig ausbessern, «zum Beispiel nach einem starken Regen». «Ein Flug aus Nairobi ist in 45 Minuten hier», erklärt Philip Kuyati.
Ein Rettungsanker in der Wildnis
Das abgelegene Gebiet ist kaum erschlossen. Die nächste grössere Ortschaft ist dreieinhalb Stunden entfernt. Inmitten dieser idyllischen, aber auch rauen und herausfordernden Umgebung arbeitet «RedTribe», eine Organisation, die vom britischen Ehepaar Hennie und Becca Marais gegründet wurde. Ihr Engagement hat das Leben der Einheimischen in vielerlei Hinsicht verändert. Früher gab es hier keine medizinische Grundversorgung.
Doch 2005 baute die christliche NGO eine kleine Klinik auf, die einzige weit und breit. Die Patienten werden auf klapprigen Motorrädern gebracht, Autos sind hier eine Seltenheit. Es sei die beste Klinik weit und breit, sagt der Arzt John Tekere. Selbst aus dem benachbarten Tansania kommen die Menschen hierher. «Ich nehme den Befund auf und mache die Erstversorgung.»
Klinikmitarbeiterin Florence Siera erklärt: «Wir behandeln leichtere Fälle.» Auch Geburten werden hier durchgeführt. «Früher mussten sie das zu Hause machen.» Oder die Menschen mussten eine rund vierstündige Reise auf sich nehmen, um medizinisch versorgt zu werden.
Bildung als Schlüssel zur Freiheit
Einer der grössten Erfolge von «RedTribe» ist der Bau der «Massai Academy». Die Massai-Kinder, die an lange Fußmärsche gewöhnt sind, laufen teilweise mehr als eine Stunde zur Schule. Mittags erhalten sie eine einfache, aber nahrhafte Mahlzeit aus Mais und Bohnen. Pelua Ole Siloma, der lokale Leiter von «RedTribe», führt zu einer Baustelle, wo ein neuer, einstöckiger Trakt errichtet wird. «Die Leute schicken ihre Kinder jetzt zur Schule. Es gehen jetzt viel mehr Kinder zur Schule als früher.»
Für Pelua Ole Siloma, der früher selbst Lehrer war, ist es besonders wichtig, dass auch Mädchen zur Schule gehen. «Die Massai betrachten Frauen als minderwertig in der Gesellschaft. Das versuchen wir zu ändern. Wir wollen, dass die Mädchen alles können, was die Jungen können.» Das stärkt die Rechte der Frauen in der Region und gibt ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft. «Eines der nächsten Projekte der Schule ist die Einrichtung einer Bibliothek.»
Eine besonders bewegende Geschichte ist die von Nontinanna, der Leiterin der Perlenstickerei von «RedTribe». Sie hat ein junges Mädchen vor früher Zwangsheirat und Genitalverstümmelung bewahrt. Das Mädchen hat die Grundschule mit Bravour abgeschlossen und wird nun in der weiterführenden Schule unterstützt.
Lebendiges Wasser für Leib und Seele
Darüber hinaus hat «RedTribe» mehrere Wasserleitungen vom Berg zu verschiedenen Orten in der weitläufigen Region verlegt, so dass viele Menschen Zugang zu sauberem, frischem Wasser haben. Florence Siera von der «RedTribe»-Klinik erklärt, dass sich der Gesundheitszustand durch das frische Wasser in den Dörfern deutlich verbessert hat.
Der Glaube spielt für das Team vor Ort eine zentrale Rolle. Jeder Tag beginnt mit einer kurzen Bibellesung, Gebet und beeindruckenden Lobgesängen der Massai. Viele Geschichten von wunderbaren Gebetserhörungen stärken das Vertrauen und den Glauben der Menschen.
Ein besonderes Beispiel ist die reiche Ernte nach dem Gebet um Regen während einer Dürre, die nicht nur die Gemeinde ernährte, sondern auch das Vertrauen in Gottes Fürsorge stärkte.
Zum Thema:
RedTribe beobachtet Aufbruch: Die Massai beteten … und erlebten eine Rekordernte
Der Not begegnen: Christliche Werke kämpfen gegen Afrikas Dürrekrise
Orthopädie in Uganda: Sie hat ihren Platz in Afrika gefunden