Kurzfilm für ein bisschen Ewigkeit

Lisa (links) und Charlotte drehen ihren ersten Independant-Film: «ZOE – ein bisschen Ewigkeit».
Frisch zuhause raus, neu in einer fremden Stadt und komplett lost in dem neuen Lebenskapitel – wie finde ich Anschluss und was trägt mich im Leben wirklich? Ein Kurzfilm will Perspektive geben.

Auf sich gestellt versucht Zoe ihren Alltag als Studi-Frischling zu meistern, was ihr nicht so ganz gelingt. Von ihren Bezugspersonen zuhause fühlt sie sich nicht verstanden – ihre Freunde sind mit anderen Dingen beschäftigt und auch ihr Vater spielt die Startschwierigkeiten eher herunter. Während sie ihre Entscheidung, in die neue Stadt zu ziehen, hinterfragt, betet sie: «Gott, wo bist du?»

Ein Gott, der uns sieht

Der Kurzfilm, den die Freundinnen Charlotte und Lisa in Eigenproduktion auf die Beine gestellt haben, zeigt authentisch, wie das Erwachsenwerden für viele aussieht – stressige Alltagsmomente, ungewohnte Emotionen und zwischenmenschliche Unsicherheit. Die Geschichte von Zoe idealisiert das mal so gar nicht. Sie verschläft, schüttet sich den Kaffee übers T-Shirt und verpasst die Bahn, während ihr eigentlich sowieso schon alles über den Kopf wächst. Ihre beste Freundin hat nur ihren Crush im Sinn und ihr Vater ruft an, weil er ihre Sozialversicherungsnummer braucht.

Was aber genauso Platz findet: wo Gott in dem ganzen Chaos ist. Als Zoe in der neuen Stadt in eine Kirche geht, tut ihr der Lobpreis gut und sie wird direkt auf einen Kaffee und später zum Spieleabend eingeladen. Und auch wenn das ihre Probleme nicht in Luft auflöst, fühlt sie sich gesehen und ein bisschen weniger verloren. «Du bist bei mir» heisst der Song, der sich durch den knapp zwölfminütigen Kurzfilm zieht und die Message unterstreicht: Er ist ein Gott, der dich sieht – auch im Uni-Stress. Der Song wurde eigens für den Film geschrieben und produziert – und bleibt im Ohr.

Echte Fragen

Inspiriert ist die Story von Charlotte selbst, die die Fragen, die sie im Kurzfilm behandeln, nur zu gut kennt: «Ich bin selbst umgezogen, hab mich gefragt, wie ich Freunde finde und wie ich mich nicht so einsam fühle. Und vor allem, wo Gott und der Weg in die Kirche darin Platz haben.» Deshalb spielt sie Zoes Rolle auch authentisch und hingebungsvoll.

Am meisten wünschen sich die beiden Produzentinnen, dass Gott den Film gebraucht, damit Menschen wieder einen Schritt auf den Glauben zugehen. Während sich viele in ihrer Generation einsam und überfordert fühlen, soll dieser Kurzfilm die Augen öffnen für göttliche Wege – im Erstes-Mal-Alleine-Wohnen, Anschluss suchen und Werte finden.

Filme für Jesus

Seit Kurzem leuchten immer mehr christliche Produktionen wie Jesus Revolution, The Chosen oder die Real Life Doku auf der Leinwand und im Heimkino auf. Ehrliche Geschichten, die aus dem Leben mit Gott erzählen, andere ermutigen und inspirieren, auch mit ihren Höhen und Tiefen ein Zeugnis zu sein. Eben das haben sich Charlotte und Lisa vorgenommen. Das Ganze medial aufzubereiten, bietet für Lisa einen entscheidenden Mehrwert: «Kreativität ist für uns Christen ein Werkzeug, das Gefühle zeigt, Ereignisse und Wunder dokumentiert, uns frei macht und Gott ehrt, weil wir in seinen Fussstapfen laufen.»

Schon früh entdeckt Lisa ihre Freude am Schreiben und auch wenn sie mit ihrem Studium der International Relations einen anderen Weg eingeschlagen hat, träumt sie davon, mit Worten und Texten ihre Berufung zu verfolgen. Charlotte lebt die Freude am Schauspielern und Darstellen aus und steht schon als Kind auf der Bühne. Sie studiert Film- und Medienwissenschaft und tritt bei gemeinnützigen Projekten auf. Das Schauspielern habe für sie schon lange eine emotionale Bedeutung, erzählt sie: «Ich konnte mich dadurch paradoxerweise selbst kennenlernen, aber auch eine Tiefe in mir selbst und anderen wecken.»

Drehbuch, Equipment und Lizenzen

Beide sind sich einig, sie wollen ihre Leidenschaften für Jesus nutzen: «Durch Storytelling können Lebensmomente nahbar gemacht werden, es wird eine Parallele zu anderen geschaffen und das ‚Christ-Sein‘ fühlt sich vielleicht nicht mehr so weit weg an», beschreibt Charlotte. So starten sie beide ihr allererstes Projekt am Telefon.

Innerhalb einer Woche schreibt Lisa im Januar 2023 das Drehbuch. Dann starten sie eine Fundraising-Kampagne für das Equipment, die Musikproduktion, die Anreise der Schauspieler und vieles mehr. Das häufigste Gebet in dieser Zeit ist: «Vater, du schaffst die Möglichkeiten, du gestaltest diesen Kurzfilm und es soll so werden, wie du es willst.» Sie erfahren Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und von Charlottes Heimatgemeinde und gelangen an einfaches, aber ausreichendes Kamera-Equipment. Auch die Anfragen für die Drehorte in Hessen werden wohlwollend genehmigt – die Kirche, die Bahnstation, die Bushaltestellen.

Das Casting macht Charlotte am meisten Spass. An die Schauspieler gelangen sie grösstenteils über Instagram, es melden sich viele Menschen, wodurch es sehr einfach ist, den Kontakt aufzubauen. «Das war eine grosse Überraschung. Denn meine grösste Sorge war tatsächlich, ob Leute bei unserem Film überhaupt mitmachen wollen», gesteht Lisa.

Szene an Szene

Die Dreharbeiten erstrecken sich über ein Wochenende im August. Freitag merken sie bereits, dass ihr ursprünglicher Plan nicht funktioniert. Sie wollen die Szenen als One Shot drehen, doch müssen sich eingestehen, dass sie nicht die Ausrüstung und den Platz dafür haben. Sie bleiben flexibel und meistern die Herausforderung. Am Samstag stemmen sie den Hauptdreh in der Kirche. Hier spielen die meisten Schauspieler eine Rolle – alle sind hochmotiviert, «was uns selbst auch am meisten gefreut hat», erzählt Charlotte.

Lisa führt Regie. Sie ist nervös, denn sie muss schauen, dass über dreissig Leute richtig stehen und sich ans Drehbuch halten. Doch sie ist zufrieden: «Gerade dafür, dass es unser beider erstes Projekt war, lief es überraschend gut!» Am Sonntag schliessen sie den Dreh ab – mit allen Szenen an den Bus- und Bahnhaltestellen. Die Postproduktion startet. Beim Einblenden der Motion Graphics, sprich Textnachrichten und Liedtexte, bekommen sie kompetente Hilfe von einem Freund, den Rest machen sie ganz allein.

Anfang Dezember ist der Kurzfilm fertig, sie nennen ihn «ZOE – ein bisschen Ewigkeit». Zu sehen, wie der Film von der ersten Idee auf Papier nun Wirklichkeit wird und Szene an Szene gereiht eine Geschichte ergibt, macht die beiden unendlich dankbar.

Emotionales Feedback

Nach der Fertigstellung erreichen Lisa und Charlotte Rückmeldungen, dass dieser Kurzfilm ins Schwarze getroffen hat. Einige junge Menschen hätten sich dem Glauben und Jesus wieder zugewandt. Auch sie selbst konnten an der Herausforderung wachsen und neue Skills lernen, die sie zukünftig noch bei anderen Projekten einbringen wollen.

Ob es einen nächsten Kurzfilm geben wird? Für Charlotte und Lisa steht jedenfalls fest: Kurzfilme sind eine hervorragende Möglichkeit, verschiedene Menschen zu erreichen, zu ermutigen und die Kunst- und Filmwelt mit christlichen Gedanken, Werten und Herausforderungen zu füttern. Wir sind gespannt, was da noch kommt.

Zum Film:
ZOE - ein bisschen Ewigkeit

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Autor: Sara Buczkowski
Quelle: Magazin Dran 4/2024, SCM Bundes-Verlag

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