Sklaverei breitet sich in der Schweiz aus
Der Konflikt in der Ukraine verschärft die Situation weiter. Nebst der bekannten sexuellen Ausbeutung treten vermehrt Fälle von Menschenhandel in anderen Bereichen der Arbeit auf. Eine Verurteilung durch das Genfer Strafgericht im April 2020 in einem Fall von Ausbeutung der Arbeitskraft ist eine der wenigen, die bislang ausgesprochen wurden.
Sklaverei in der Schweiz – undenkbar, könnte man meinen. Die Realität sieht leider anders aus, wie einige Schlagzeilen der vergangenen Monate belegen: «Menschenhandel mit Putzfrauen» oder «Die Hölle von Gstaad» lauteten die Überschriften, weil 40 Frauen ausgebeutet wurden. «Verdacht auf Ausbeutung» lautete der Titel, als die Polizei bei einer Razzia zwei Gastro-Betreiber verhaftete. Und «Menschenhandel findet nicht nur in der Prostitution statt» lautete der Titel auf einem Nachrichtenportal.
Kein Wunder, dass der Bund die Arbeitsinspektoren stärker für den Menschenhandel sensibilisieren will. Die Zahl der von Sklaverei und Ausbeutung Betroffenen nimmt jährlich zu. Die tatsächliche Zahl der Opfer und Täter in der Schweiz ist zwar aufgrund der hohen Dunkelziffer nicht bekannt. Aber immer mehr Menschen werden in privaten Haushalten, in Putzinstituten, im Gastgewerbe, im Bausektor und in der Landwirtschaft ausgebeutet oder als Bettler und von Einbrecherbanden instrumentalisiert. Selbst in Asylunterkünften finden sich Opfer.
Menschenhandel nach der Flucht
Der anhaltende Konflikt in der Ukraine hat die Situation verschärft: Das Bundesamt für Flüchtlinge (SEM) warnt wegen des Ukraine-Kriegs vor Menschenhandel bei Flüchtlingen. Vor allem während der Flucht und in der Zeit nach der Ankunft in den Aufnahmeländern sind Frauen gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden. Neben einem Verbot und der Verfolgung von Menschenhandel müssen Aufnahmeländer aktiv werden, um flüchtende Frauen zu schützen. Derzeit versuchen verschiedene Organisationen, aus der Ukraine geflüchtete Frauen über ihre Möglichkeiten und Ansprüche zu informieren und zu verdeutlichen, dass sie für Hilfeleistungen niemandem etwas schuldig sind. Der einfache Zugang zu Informationen und deren mehrmalige Wiederholung ist während der teils traumatisierenden Situation der Flucht besonders wichtig.
Grosskundgebung auf dem Bundesplatz
Angesichts der unbefriedigenden Situation haben sich zehn Organisationen entschlossen, gemeinsam eine breit angelegte Kampagne für den Kampf gegen Menschenhandel durchführen. Ziel ist es, Schweizerinnen und Schweizer über die Lage zu informieren, sie für die Problematik zu sensibilisieren und aufzuzeigen, wie sie sich für den Kampf gegen den Menschenhandel engagieren können. Denn nicht nur die Opfer, sondern auch Täter leben mitten unter uns. Als Höhepunkt der Kampagne findet am Samstag, 24. September 2022 eine öffentliche Grosskundgebung auf dem Bundesplatz in Bern statt.
Geschichte der Sklaverei
Bis heute wird mit Menschen gehandelt. Nur die Art und Weise ist anders geworden. Die Behandlung von Menschen als Eigentum oder Handelsware beginnt bereits in den frühesten Hochkulturen der Menschheit. Im Verlauf der Geschichte ist die Sklaverei besonders im antiken Griechenland und Rom ausgeprägt. Im europäischen Mittelalter wurde der Umgang mit der Sklaverei zur Gewohnheit.
Erst mit dem Siegeszug des Christentums, dessen Lehre es Christen verbot, andere Christen zu erwerben oder zu verkaufen, verschwand die Sklaverei allmählich aus Mitteleuropa. Sie verschob sich jedoch stärker in die Seerepubliken des Mittelmeerraumes. Durch die Ausbreitung des Seehandels und der Gründung europäischer Kolonien wurden Millionen afrikanischer Sklaven importiert. Vom ausgehenden 18. Jahrhundert an wurden Sklavenhandel und Sklaverei weltweit allmählich per Gesetz abgeschafft. Seit 1948 verbietet Artikel 4 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, dass Menschen in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden. Trotzdem gibt es auch im 21. Jahrhundert moderne Formen der Sklaverei.
Zur Webseite:
gegen-menschenhandel.ch
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Datum: 25.05.2022
Quelle: gegen-menschenhandel.ch