Welchem Gott singen wir da?

Nouri singt Anbetungslieder, die ihrer Meinung nach Christen und Muslime zusammen singen können
Früher sang man Lieder im Gottesdienst, heute worshipt man. Und lange nicht mehr nur im Gottesdienst: Eine riesige U-Worship-Industrie bringt bisweilen interessante Blüten hervor.

Es gibt viel Licht und Schönes in der weltweiten Worship-Szene. So belegt CeCe Wynans seit 114 (!) Wochen den ersten Platz in der Gospel-Hitliste von Billboard mit «Goodness of God». Es gibt aber auch Kuriositäten – so zum Beispiel der Song «Change in Your Name» der Künstlerin Nouri, der es im letzten Jahr immerhin auf Platz 4 brachte.

Der Hintergrund

Die Musikerin Nouri Salwa ist eine kurdische Sängerin und Songschreiberin, geboren und aufgewachsen in einem syrischen Flüchtlingslager. Später lebte sie in Neuseeland, dann zog sie nach Los Angeles, wo sie 2018 mit ihrem Debütalbum «Where Do We Go from Here», das in mehreren Charts auf Platz 1 landete und internationale Aufmerksamkeit erregte, den Durchbruch in der Musikbranche schaffte.

Im Sommer 2024 veröffentlichte sie ihren ersten Worship-Song «Change In Your Name». Sie erklärte gegenüber Headliner Hub: «Ich habe eines Abends mit Gott gesprochen und gebetet, und dieser Song – ich schwöre es – kam einfach aus dem Nichts. Er lautete: Du gibst mir einen Sinn. So fing es an. Nach zwei Stunden war der Song so gut wie geschrieben. Ich wollte einen Lobpreis-Song schreiben, und ich würde sagen, Gott hat mir geholfen, diesen Song zu schreiben, denn ich war wirklich auf der Suche nach einer Antwort.»

Der Song

Der Text muss richtigerweise mit «Veränderung in deinem Namen» übersetzt werden; zentrale Inhalte sind: «Du gibst mir einen Sinn, machst alles lohnenswert – ich bin immer genug, darum möchte ich mich ändern. Du liebst mich durch alle meine Fehler, ich verlasse dich nicht, ich gebe mich dir hin. Füll mich mit deinem Feuer, heb mich höher und höher, gib mir all deine Herrlichkeit – Ich bin hier, dir ausgeliefert, ich werde nie würdig sein, bin deiner Gnade ausgeliefert» – und immer wieder der Satz: «Ich möchte mich ändern, ändern in deinem Namen».

So weit, so schön. Ein Mensch möchte sich ändern, hat grosse Sehnsucht nach «Ihm» (wer immer das ist, ein Name kommt nicht vor), weiss sich angenommen, der Gnade bedürftig: eigentlich zutiefst christliche Gedanken. Nur: Nouri Salwa ist Muslima. Also müsste der Gott, zu dem sie singt, eigentlich Allah sein. Zu dem passen aber die Aussagen laut Koran nicht so recht. Zu viele Muslime finden überall auf der Welt bei Allah keine Hoffnung und werden zu Jesus getrieben. Um welchen Gott geht es hier? 

Welcher Gott?

In einem TikTok-Video antwortet sie auf die Frage «Welchen Gott betest du an?»: «Ich habe (Change In Your Name) so geschrieben, dass jeder das Lied hören und dazu anbeten kann. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, und zu dem singe ich; egal, ob man Muslim oder Christ ist, der Song wurde so geschrieben, dass ihn alle singen können.» Sie hat wiederholt ausdrücklich erklärt, dass sie eine Muslima ist, die gerne Anbetungslieder singt.

Nun, man kann einen solchen Song sicher als Ausdruck eines sehnsüchtigen Herzens verstehen. Und hoffen, dass die Sängerin von ihrem buchstäblichen «Allerweltsgott» (nicht despektierlich gemeint) mal Jesus und damit den lebendigen Gott persönlich kennenlernt.

Nur wo Jesus draufsteht …

Wenn Jesus sich als Verkörperung Gottes bezeichnet, wenn er erklärt, dass wer ihn sieht, den Vater sieht und er der einzige Weg zu Gott ist – dann muss man ehrlicherweise sagen: Nur wo Jesus draufsteht, ist Gott drin. Hinter dem viel zitierten «Du nimmst mich an, wie ich bin» steht die Gnade Gottes, ausgedrückt im Kreuz seines Sohnes und die Rechtfertigung des Sünders aus dem Glauben; alles andere ist Selbsttäuschung und letztlich ein frommer Wunsch. Natürlich muss Jesus nicht immer explizit genannt werden. Aber Worship dem, der allein würdig ist, Ehre und Anbetung anzunehmen, sollte schon klar machen, an wen er gerichtet ist. An Jesus scheiden sich ja auch die Geister, «Gott» oder nur «Du» ist unverfänglicher.

Diffuse Aussagen

Im Worship liegt eine ungeheure Kraft; genau darum ist Unterscheidung angesagt, welchen Gott wir da besingen. Gerade Songs der letzten Jahre sind bisweilen inhaltlich problematisch: Sie unterscheiden nicht Schöpfung und Erlösung und verwischen so die Heilswende durch das Kreuz; oft sind sie eher von «Self-Fulfillment» getrieben und viel zu häufig Ich-zentrisch. Die Entwicklung einer – von Gottesdienst und Kirche gelösten? – globalen Worship-Kultur kann solche Verwässerungen durchaus fördern.
Der subjektiv-persönliche Glaube und die Spiritualität von Nouri sind sicher ehrlich, sie sagt grosse Sachen über Gott – es ist zu wünschen, dass sie unterwegs zu dem Jesus ist, in dem all ihre Aussagen eine Klarheit, einen Boden und eine innere Berechtigung erhalten.

Was tun?

Soll man als Christ solch ein Lied mitsingen? Vielleicht ist der Umgang des Neuen Testaments mit dem «Götzenopferfleisch» (1. Korintherbrief Kap. 8) eine hilfreiche Leitlinie: Wenn ich nicht weiss, was und wer dahintersteckt, kann ich es überzeugt singen, die Worte innerlich an Jesus richten und alle Aussagen auf das Evangelium beziehen. Auf der anderen Seite sollten wir kritisch und wachsam sein und nicht alle Aussagen von schönen Songs schlucken, weil hier Weizen und Spreu gemischt sein können. Wenn sich jemand an der Urheberschaft oder diffusen Aussagen eines solchen Liedes stört, sollte man aus Rücksicht darauf verzichten.  

Gott ist es wert, dass man ihn ehrt und seinen Sohn Jesus, den König des Universums, anbetet. Gerade darum ist es wichtig, hinter die Worte von Liedern zu hören; und das, was den biblischen Linien entspricht, aus vollem Herzen, voller Kehle und voller Begeisterung mitzusingen.  

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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