Gott und die Gene

Ein Naturwissenschaftler begründet seinen Glauben

Francis S. Collins leitete das Human Genome Project, dem 2000 die Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes gelang – und ist bekennender Christ. In seinem Buch geht er auf das Dilemma ein, in dem sich jeder befindet, der an Gott glaubt und die naturwissenschaftliche Weltsicht nicht ablehnt: Muss, wer der vernunftgeleiteten Wissenschaft vertraut, den Gottesglauben verwerfen? Francis S. Collins nimmt seine Leser mit auf eine spannende Reise und zeigt, wie die strenge Logik der Wissenschaft und der weite Raum des Glaubens zusammenpassen. – Eine Buchbesprechung von Rolf Geiser, Chemielehrer und Katechet.
Francis S. Collins
GOTT UND DIE GENE

 
Am 26. Juni 2000 stand Francis S. Collins neben Präsident Clinton im Weissen Haus und gab die Entschlüsselung des menschlichen Genoms mit den folgenden Worten bekannt: «Es ist ein glücklicher Tag für die Welt. Es macht mich demütig und es erfüllt mich mit Ehrfurcht, dass wir den ersten Blick auf unsere Bauanleitung erhaschen konnten, die vorher nur Gott bekannt war.» Bei diesen Worten wird dem Leser schon zu Beginn des Buches klar, dass Collins Wissenschaftler und Glaubender ist.

Aug in Aug mit Leidenden

Im ersten Teil seines Buches beschreibt Collins seinen Weg vom Atheismus zum Glauben. Nicht etwa die Forschung in den Naturwissenschaften gab Collins den Anstoss, sich mit dem Glauben zu befassen, sondern die Begegnung mit Patienten in einem Spital, in dem er als Medizinstudent sein Pflegepraktikum absolvieren musste. Er sah viele Fälle von leidenden Patienten, deren Glauben ihnen ein starkes Gefühl von Frieden gab. Dazu kamen Bücher von C.S. Lewis, dem bekannten Oxforder Buchautor, der Collins mit seiner logischen Argumentation überzeugte und bei dem er viele Antworten auf seine Glaubenszweifel bekam.

Das anthropische Prinzip

Im zweiten Teil des Buches geht Collins auf die grossen Fragen der menschlichen Existenz ein. Im Kapitel über den Ursprung des Universums erläutert Collins anhand der Kosmologie das sogenannte anthropische Prinzip: Alle Konstanten der Physik sind mit einer sehr beeindruckenden Genauigkeit genau so gross, dass die Entstehung unseres Sonnensystems, der Erde mit all ihrer Vielfalt des Lebens und schliesslich des Menschen möglich wurde.

Schimpansen und Menschen

Als ehemaliger Leiter des Human Genome Project argumentiert Collins, dass die Bauanleitungen des menschlichen Genoms (Erbgutes) und anderer Lebewesen die Evolutionstheorie von Darwin stützen. Es ist verblüffend – und zugegebenermassen auch etwas demütigend – zu sehen, wie weitgehend der Chromosomensatz eines Schimpansen mit demjenigen eines Menschen übereinstimmt. Trotz dieser Übereinstimmung betont Collins: «Der Vergleich von Schimpansen- und Menschensequenzen (gemeint ist die DNA-Sequenz) so interessant er auch ist, sagt uns nicht, was es bedeutet, menschlich zu sein».

Verfechter der theistischen Evolution

Im dritten Teil des Buches zeigt Collins auf, wie schwierig es ist, als Wissenschaftler, der die Evolution akzeptiert, und als Glaubender in beiden Lagern anerkannt zu werden. Auf der einen Seite behaupten Atheisten wie Richard Dawkins, die Evolutionstheorie mache Gott unnötig, ja schliesse sogar den Glauben an Gott aus. Auf der anderen Seite steht der sogenannte Junge-Erde-Kreationismus, dessen Anhänger überzeugt sind, dass der Glaube an den Schöpfergott der Bibel mit der Evolutionstheorie unvereinbar sei.
 
Selbst gegen den Ansatz des sogenannten Intelligent Design (ID) grenzt sich Collins ab. Das ID baut auf den Erklärungsmängeln der Evolutionisten auf. Das ist aber in den Augen von Collins ein wackliges Fundament, da mit jeder neuen Erklärungsmöglichkeit eine Stütze des ID mehr zusammenbricht. Collins plädiert in seinem Buch für eine theistische Evolution, die er auch BioLogos nennt. Und er betont, dass gerade gläubige Christen die Suche nach Wahrheit nicht scheuen müssen.
 
Alles in allem ein lesenswertes Buch für Menschen, die sich mit Fragen des Glaubens und der Naturwissenschaft beschäftigen und die sich vor den neuen Herausforderungen der Medizin und der Gentechnik (Stichwort: Bioethik) nicht verschliessen wollen.
 
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Datum: 25.04.2011
Autor: Rolf Geiser
Quelle: Livenet.ch

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