«Im Nachhinein machte jeder Schritt Sinn»

Ruth und Heinz Hertig im Livenet-Talk
Ruth und Heinz Hertig haben als Unternehmer heftige Turbulenzen erlebt. Sie mussten Konkurs anmelden, rappelten sich wieder auf. Heute beraten sie Geschäftsleute und ermutigen sie, nicht aufzugeben, wenn sie Krisen durchleben.

«Das geknickte Rohr wird Gott nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht löschen», zitiert Florian Wüthrich den Propheten Jesaja. Heinz Hertig bestätigt, dass es schwer ist, den Knick zu fühlen. Doch seine Frau Ruth und er haben erlebt, dass Gott zu seinem Wort steht und er sie nie verlassen hat. Auch dann, als sie Konkurs anmelden mussten.

Aus der Traum…

«Als kleiner Bub faszinierte mich die Mission – es war mein Traum, mich im Ausland für Gott einzusetzen», erzählt Heinz Hertig. Er wurde Strassenbauer, lernte in der RS Lastwagen zu fahren, zwei Jahre später besuchte er eine Bibelschule mit dem Ziel, später als Werkmissionar Gottes Liebe zu bezeugen. Als jedoch sein Vater einen Herz- und einen Hirninfarkt erlitt, wollte Heinz seinen Eltern etwas von dem zurückgeben, was sie in ihre grosse Familie investierte hatten. Vor genau 50 Jahren übernahm er das väterliche Unternehmen mit vier Mitarbeitenden. Ein Jahr später heirateten Ruth und er. Sie unterstützte ihn immer auf seinem Weg, betete für ihn, hielt ihm den Rücken frei, übernahm viel Familienarbeit.

Erfolgskurve steil nach oben

«Ich bin ein Möglichkeitsdenker», hält Heinz fest. Von 1973 bis 1997 baute er das Geschäft stetig aus, beschäftigte zu Spitzenzeiten 75 Personen. «Wir entwickelten Neues, zum Beispiel Spezialtiefbau oder Bodenverbesserung, boten Abbrucharbeiten, Baugrubenabfuhr und vieles mehr an.» Dazu gründete das Paar ein Reisebüro für Israel-Reisen. Nun kam bei Heinz der Wunsch nach einem missionarischen Engagement wieder auf. «Wir können auch als Unternehmer dem Reich Gottes dienen», erkannte er. Sie erweiterten ihr Geschäftstätigkeit auf sieben Arbeitszweige, mit dem erwirtschafteten Geld gründeten sie in Südindien ein Missionswerk mit Kinderheim, Jüngerschaftsschule und evangelistischen Einsätzen.

Rezession

1992 platzte die Immobilienblase, Hertigs spürten immer mehr die Auswirkungen der Rezession. Plötzlich fielen die Preise zusammen, es wurden Offerten gemacht, welche die Kosten nicht decken konnten. «Wir haben alles immer wieder investiert, zu wenig konsolidiert, das war ein Fehler», gesteht Heinz. Ab 1997 wurde die Situation immer schlimmer: «Es war mörderisch, hoffnungslos», erinnert er sich. «Man wusste nicht mehr, was oben und was unten ist.»

Es kam der Tag, an dem sie die Bilanz deponieren mussten: «Das war der schwerste Tag, den ich je erlebt habe!» Sie beschäftigten damals noch 38 Personen. «Ihnen zu erklären, dass sie am nächsten Tag keine Arbeit mehr haben, brach Heinz fast das Herz», erzählt Ruth. «Er konnte es ihnen vor lauter Tränen fast nicht sagen.»

Gesichtsverlust, Depressionen

Nach dem Konkurs änderte sich das Verhalten vieler Mitmenschen. Sie wichen aus, Heinz spürte unterschwellig Anklagen. Der 45-Jährige zog sich daraufhin zurück, wollte keinen Besuch mehr, wurde depressiv, verlor jedes Selbstvertrauen – eine schwierige Zeit für die sechsköpfige Familie. Heinz las die Geschichte des biblischen Hiobs, der auch alles verloren hatte.

An Gottes Souveränität zweifelte er nie. Doch es fiel ihm schwer abzuwarten, bis sich eine neue Möglichkeit zeigt, wieder aktiv zu werden. «Etwas aufzubauen gibt ihm Kraft», bestätigt Ruth. Ihr Rückhalt waren ihre Familien, die sie mental und finanziell unterstützten.  «Ich bin eine Frohnatur – das und meine Beziehung zu Gott hat mir geholfen.» Sie vertraute darauf, dass Gott einen Weg auftun würde. Schliesslich wollte Heinz etwas unternehmen, um die Schulden bis spätestens zur Pensionierung zurückzuzahlen.

Das Wunder in Norwegen

Langsam wuchs seine Vision wieder, etwas aufzubauen und damit Gott zu dienen. Er bewarb sich um die Bewilligung, aus Norwegen einen speziellen Stein für den Strassenbau abzubauen. Das brauchte seine Zeit: 70 Mal musste er hinreisen, nach gut vier Jahren wurde sie endlich erteilt. «Es fiel Heinz nicht in den Schoss – er musst viel unternehmen, um seine Idee zu realisieren», erinnert sich Ruth. Doch schliesslich verdiente der Unternehmer durch sein Engagement in Norwegen so viel, dass er zehn Jahre später schuldenfrei war.

Wie weiter?

«Im Nachhinein machte jeder Schritt Sinn», findet Heinz. Nach dem Konkurs habe er Gottes Führung immer wieder erlebt. Heute unterstützen Ruth und Heinz Hertig mit ihrem Hope Business Club Unternehmer. Sie reichen denen die Hand, die am Boden liegen, erzählen vom eigenen Erleben. «Schau hoffnungsvoll in die Zukunft!», ermutigen sie. «Es verändert einen, wenn man so etwas durchmacht, man wird empathisch und barmherzig», hält Ruth fest. «Allein, dass wir unsere Erfahrungen teilen, stärkt unser Gegenüber.» Heinz ermutigt unermüdlich, nicht aufzugeben, auch wenn Talsohlen zur durchschreiten sind: «Bleib bei deiner Vision – es kann sich wieder ändern!»

Lust auf Zukunft!

Ruth und Heinz Hertig sind heute pensioniert, aber nicht untätig. Sie haben die Hope Service AG gegründet: Coaching für Unternehmer, vermitteln von Fachkräften, und den Hope Business Club. Er bietet Gruppen an verschiedenen Standorten, die Austausch ermöglichen: Vertrauen gewinnen, Probleme miteinander teilen, füreinander beten.

Am 16. Juni 2023 lädt der Hope Business Club ein zu einem Inspirationsanlass für Geschäftsleute in Thun mit Dr. Johannes Hartl

Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Ehepaar Hertig an:
 

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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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