Begegnung mit Obdachlosen veränderte sein Gottesbild
Ich war Student im letzten Studienjahr und versuchte, Praxis zu bekommen, um Pastor einer Gemeinde zu werden. Wir hatten ein Theaterteam, mit dem wir ab und zu verreisten und an evangelistischen Events auftraten. Manchmal predigte ich, andere Male war ich Teil des Theaterteams. Als ein riesiges evangelistisches Event in Hollywood organisiert wurde, rief uns die organisierende Gemeinde an und erklärte: «Wir sperren dafür die Strassen von Hollywood und wir brauchen ein Theaterteam.» So fuhren wir als Team nach Los Angeles.
Wütend auf Gott
Sie hatten ein riesiges Event organisiert mit grosser Bühne, Monitoren und Lichtern. Freiwillige verteilten insgesamt 5'000 Hot Dogs und Limonade – die Leute kamen von überall dazu, direkt auf den Strassen von Hollywood. Den ganzen Tag über gab es Lobpreis mit diversen Bands, verschiedene Redner und ganz zum Schluss sollten wir mit der Theatergruppe auftreten, danach sollte ich predigen. Da waren Obdachlose, Passanten, Touristen und ich war super aufgeregt, weil ich sicher war, dass all diese Menschen zu Jesus finden würden.
Wir führten das Theaterstück auf und danach wollte ich den Leuten noch eine Botschaft der Hoffnung weitergeben. Aber nach nur drei Worten versagte die Tontechnik. Die Techniker versuchten alles, manche Leute beteten, es vergingen 30 Minuten und die Leute begannen, das Event zu verlassen. Der Sinn des gesamten Tages, des gesamten Aufwands war gewesen, eine evangelistische Message zu geben – und genau das hatte nicht geklappt. Ich war frustriert und wütend auf Gott. Wieso beantwortete er mein Gebet nicht? Wieso brachte er die Technik nicht zum Funktionieren?
Cardboard
Ich hatte Hunger und ging zu einem McDonalds auf der anderen Strassenseite. Vor der Tür stolperte ich über eine Decke am Boden – in dem Moment tauchte unter der Decke ein Mann auf und schrie mich an: «Ich heisse 'Cardboard'!» (dt. Pappkarton) Der Mann war betrunken, ein Obdachloser… aber ich trat zur Seite und ging schnell durch die Tür. Ich bestellte einen BicMac mit Pommes und Cola. Als ich wieder rausging, an Cardboard vorbei, hörte ich zum ersten Mal in meinem Leben die Stimme Gottes: «Jeremy, geh zu Cardboard und gib ihm dein Essen.» Ich ging einfach weiter – das konnte doch nicht Gott sein? Aber wenn Gott zu uns spricht, wird es immer stärker und stärker. Ich war schon fast über die Strasse und wusste, ich muss wieder zurückgehen.
Seine Geschichte
Ich ging zurück und klopfte Cardboard auf die Schulter. Er wachte völlig verwirrt auf und ich sagte ihm: «Ich wollte dir einfach diesen BigMac mit Pommes und Cola dalassen» und ging wieder weg. Während ich ging, hörte ich, wie dieser Mann anfing zu weinen. Ich ging zurück und fragte ihn, was los ist. Er meinte: «Du wirst das nicht verstehen…» Dann schaute er mich an und erkannte, dass ich vorhin auf der Bühne gestanden war, und erklärte: «In echt heisse ich Samuel. Früher ging ich in die Gemeinde, die hier jedes Jahr dieses Event organisiert. Aber als ich vor ein paar Jahren meinen Job verlor, konnten sie mir und meiner Familie nicht helfen. Meine Familie hat mich verlassen und ich hab mir aus Pappe einen Unterschlupf gebaut, deshalb nennt man mich Cardboard…»
Und dann erzählte er mir unter Tränen, dass er zuvor gebetet hatte: «Gott, du liebst mich nicht. Dir bin ich egal.» Und während er das sagte, hörte er eine Stimme, die ihn aufforderte, auf ein hohes Gebäude direkt hinter der Bühne zu steigen. «Siehst du das Fenster da oben? Da stand ich vorhin und die Stimme sagte mir: 'Gott liebt dich nicht! Wenn dieser Typ heute abend spricht, dann spring aus dem Fenster.' Als ich aus dem Fenster kletterte, sah ich, wie du auf die Bühne gingst. Und dann ging dein Mikrofon aus. Ich wusste nicht, was ich machen soll, und kletterte wieder zurück. Und dann hörte ich eine andere Stimme, die sagte: 'Samuel, du kannst mich um alles bitten!' Und ich antwortete: 'Gott, wenn du das wirklich bist, dann will ich, dass dieser Typ mir einen BigMac, eine Pommes und Cola bringt!'» Soweit Cardboards Story.
Ein Riesenevent für einen einzigen Mann
Ich hatte keine Ahnung, dass das, wovon ich dachte, dass Gott versagt hatte, vielmehr Gott war, der das tat, was wir alle tun sollten, nämlich Cardboard mit Gottes Liebe zu erreichen. Wir beteten zusammen und ich sagte ihm, wie sehr Gott ihn liebt, aber ich konnte an nichts anderes denken, als wie sehr Gott mich liebt. Der Gott, dem wir dienen, sieht keine Menschenmenge. Wir hatten alles vorbereitet, die Musik, das Theaterstück, meine Predigt, es wurden 5'000 Hotdogs verteilt… Aber unser Trip nach Los Angeles war nicht für die 5'000 Leute, er war für einen einzigen Mann, der seinen Namen vergessen hatte… Gott sieht keine Menschenmenge, er sieht jeden einzelnen, dich und mich!
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