Irans Christen unter massivem Druck
Nach Angaben des «Center for Human Rights in Iran» (CHRI) wurden allein in der Hauptstadt Teheran mehr als 300 Christen strafrechtlich verfolgt. Etwa 100 weitere wurden allein wegen der Ausübung ihres Glaubens zu langen Haftstrafen verurteilt.
Zahlen der Organisation «Article 18», die sich gegen Christenverfolgung einsetzt, zeigen, dass im Jahr 2024 insgesamt 263 Jahre Haft gegen 96 Christen verhängt wurden – das entspricht durchschnittlich 2,7 Jahren pro Person. Zum Vergleich: 2023 wurden 22 Christen zu insgesamt 43,5 Jahren Haft verurteilt (durchschnittlich 1,9 Jahre pro Person).
Konvertiten besonders gefährdet
Gläubige werden häufig auf der Grundlage von Artikel 500 des iranischen Strafgesetzbuches angeklagt. Dieser sieht harte Strafen für «jede abweichende Lehr- oder Missionstätigkeit, die dem heiligen Gesetz des Islam widerspricht oder in dieses eingreift» vor.
Obwohl der Iran offiziell die abrahamitischen Religionen Islam, Christentum und Judentum anerkennt, sind nichtmuslimische Gläubige in der Praxis starken Einschränkungen und Verfolgungen ausgesetzt. Besonders gefährdet sind Konvertiten vom Islam zu anderen Religionen – auf Apostasie steht die Todesstrafe.
«Absurde Anklagen»
Hadi Ghaemi, Geschäftsführer von CHRI, sagte: «Die christliche Gemeinschaft im Iran befindet sich in einer Krise. Die iranischen Behörden verschleppen immer mehr Christen und konstruieren absurde Anklagen wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit, um sie jahrelang einzusperren – nur weil sie ihren Glauben friedlich ausüben.»
Er fügte hinzu: «Die Verfolgung von Christen ist Teil des umfassenderen Angriffs der Islamischen Republik auf bürgerliche Freiheiten, Religionsfreiheit und Minderheitengemeinschaften. Sie zeigt, wie sehr das Regime auf Angst und Unterdrückung setzt, um seine Macht zu erhalten.»
Einzig wegen des Glaubens
Auch die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte im Iran, Mai Sato, und «Amnesty International» haben den Umgang des Iran mit Christen und anderen Minderheiten thematisiert. In ihrem Bericht 2023/24 stellt «Amnesty» fest, dass religiöse Minderheiten «gesetzlich und praktisch diskriminiert werden – etwa beim Zugang zu Bildung, Arbeit, Adoption, politischen Ämtern und Gotteshäusern». Hunderte seien allein wegen ihres Glaubens willkürlich inhaftiert, ungerechtfertigt strafrechtlich verfolgt, gefoltert oder anderweitig misshandelt worden.
Zum Thema:
Dossier: verfolgung.jetzt
Alarmierende Zunahme: Gewalt gegen religiöse Minderheiten
Heiner Bielefeldt über Religionsfreiheit: Vor allem Evangelikale von Einschränkungen betroffen