Livenet-Talk über das Potenzial der Dankbarkeit

Drei Interviewgäste beim Livenet-Talk. Was sie an dieser Stelle verbindet, ist nicht in erster Linie die Tatsache, dass sie alle Bücher geschrieben haben, sondern dass sie alle einen Lebensstil der Dankbarkeit führen.

«Mein Humor ist wahrscheinlich angeboren»

Markus Hänni (39) leidet an Cystischer Fibrose (CF). Jeden Tag könnte er plötzlich im Krankenhaus landen, mit anstrengenden Therapien und hochdosierten Medikamenten mit hohen Nebenwirkungen (Livenet berichtete). «Nie zu wissen, ob ich unerwartet für drei Wochen ausser Gefecht gesetzt werde, ist schon schwierig.» Diese Ungewissheit tut seinem Humor aber keinen Abbruch. Dieser sei, so vermutet er, angeboren. Markus versucht jeden Tag, den Blick auf das Positive zu richten. Das fällt ihm meistens leicht. Allein schon die Tatsache, in der Schweiz zu leben, gibt viele Gründe zum Danken. Für gute Zeiten sei er umso dankbarer, weil er weiss, wie schnell sich sein gesundheitlicher Zustand ändern kann.

Müssen wir zwanghaft dankbar sein?

Sabine Fürbringer (54) ist Psychologin und Paartherapeutin. Sie sprach über das Problem, Schwierigkeiten zu verdrängen, um «dankbar» zu sein. So funktioniere das aber nicht. Echte Dankbarkeit bedingt nicht, Probleme zu verleugnen. Wenn wir das Schwierige als solches wahrhaben, können wir trotzdem auf das Positive blicken und dankbar sein.

Letztlich gehe es um den Fokus. Worauf blicken wir? Gilt unsere Aufmerksamkeit den Schwierigkeiten oder dem Guten, das uns viel zu oft selbstverständlich erscheint?

Wie kann man die Freude behalten?

Vor mehreren Jahren lernte Konrad Blaser (44) eine wichtige Lektion. Es war als würde Gott zu ihm sagen: «Könu, wenn du deine Freude nicht verlieren willst, dann übe dich in Dankbarkeit!» Das hat den Pastor aus dem Emmental geprägt. Oft schreibt er die Erfahrungen des Alltags nieder und gewöhnte sich dabei an, jeweils mit Dank zu enden. «Die Psalmen sind mir da ein gutes Beispiel.» Rückblickend hält Konrad fest, wie Dankbarkeit und Freude gewachsen sind.

Dankbarkeit in herausfordernden Zeiten

Alle drei Interviewpartner sprachen offen über persönlich erlebte Schwierigkeiten. Für keinen von ihnen ist Dankbarkeit von einem leidfreien Leben abhängig. In schönen Zeiten ist es keine grosse Sache, dankbar zu sein. Sabine Fürbringer glaubt, dass es aber gerade in «Friedenszeiten» wichtig ist, einen dankbaren Lebensstil einzuüben. Dieser trägt dann in schwierigen Zeiten durch. Sie erklärte, das Ausharren in schwierigen Situationen würde zu einer Mündigkeit führen, hängte dann aber an: «Es gibt aber auch Momente, in denen wir Schritte tun und Ungutes aufbrechen müssen.» Als Lebenscoach berät sie oft Menschen in genau diesem Spannungsfeld.

Über Umfeld und Konkurrenzdenken

Markus Hänni und Sabine Fürbringer betonten beide die Wichtigkeit eines guten Umfelds. Wir brauchen Menschen, die uns helfen, eine positive Perspektive einzunehmen. In persönlichen Prozessen lernte Sabine, zu gewissen Situationen ein «Ja» zu finden. Wer verlorenen Freiheiten und Möglichkeiten nachtrauert, verbaut sich damit eine dankbare Haltung.

Dann sprachen die Interviewpartner auch noch über einen Feind der Dankbarkeit: das ständige Bedürfnis, sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Sabine erklärt dieses Vergleichen mit einer tiefen Unsicherheit des Menschen. Der Weg zu einem «Ja» zu sich selbst könne aber ein langer sein.

Es ist ein grosser Gewinn, wenn unsere Dankbarkeit nicht von äusseren Dingen abhängig, sondern zu einer Grundhaltung geworden ist. Dies führt zu einem freudigen Leben. Und Markus Hänni schloss zusammenfassend ab: «Dankbarkeit ist die Fähigkeit, das Positive wahrzunehmen und wertzuschätzen.»

Der ganzer Livenet-Talk mit einem weiteren Überraschungsgast ist unter folgendem Link zu sehen:

Zum Thema:
Leben mit Cystischer Fibrose: Wenn jederzeit alles Knall auf Fall ändern kann
Danken Sie mal wieder!: Dankbarkeit als Lebensstil
Dankbarkeit: Die Wunder im Alltag wahrnehmen