Sexualerziehung

Das Kind – kein sexuelles Wesen?

Der Sexualkundeunterricht an Schweizer Schulen wird zunehmend grenzüberschreitend. Regula Lehmann setzt sich für eine sorgfältige und entwicklungssensible Aufklärung ein – als Gegengewicht zur aggressiven Sexualpädagogik in den Schulen. Ihre Bücher sollen hierzu eine Hilfe sein.
Schulkinder: Junge und Mädchen sind dicke Freunde (Bigstock: 15703490)
Regula Lehmann
Gehört Sexspielzeug zum Inhalt schulischer Sexualkunde?

Regula Lehmann ist Mutter von vier Kindern im jungen Erwachsenenalter. Als Elterncoach für Familienfragen und Geschäftsführerin der «Elterninitiative Sexualerziehung» setzt sie sich für eine sorgfältige Sexualaufklärung ein.

Im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit für ungeplant schwangere Frauen wurde Regula Lehmann wiederholt mit der Tatsache konfrontiert, dass Teenager weniger über Sexualität wissen, als allgemein angenommen wird. Viele von ihnen erhalten von ihren Eltern kaum Unterstützung. Das nach wie vor verunsichernde Thema Sexualaufklärung wird lieber abdelegiert. Und dann kam er plötzlich: der immer «penetrantere» Sexualkundeunterricht an Schweizer Schulen, welcher regelrecht zum Handeln drängte.

Unsensible Sexualaufklärung in den Schulen

Kinder werden heute zunehmend mit einer aggressiven und stark ideologisierten Sexualpädagogik konfrontiert. Den Grund dafür sieht Regula Lehmann weniger im Lehrplan 21, als in den Standards der WHO für die Sexualaufklärung in Europa. Eine Sexualpädagogik, die nach diesen Standards durchgeführt wird, fügt Kindern ihrer Ansicht nach Schaden zu, statt ihnen Hilfen zu einem gesunden Umgang mit Sexualität zu bieten. Vor elf Jahren kam sie persönlich mit den Folgen von nicht altersgerechter Sexualaufklärung in Kontakt. Verstört kam ihre neunjährige Tochter nach Hause und erzählte, dass ihnen in der Schule der Umgang mit Kondomen erklärt worden sei. Wie sich bald zeigte, war diese Geschichte kein Einzelfall: Auf viele andere Kinder hat diese Art von Sexualpädagogik eine ähnliche Wirkung.

Regula Lehmann berichtet von einer Achtjährigen, die nicht mehr gerne zur Schule ging, weil die Lehrerin Sexualkunde erteilte und dabei mit einem Kondom hantierte. Ein Fünftklässler erzählte zu Hause, die Sexualpädagogin habe seiner Klasse mit Hilfe von Holzpenis und Plüschvagina gezeigt, wie man sich selber stimulieren könne. Andere Fünftklässler wurden vom Sexualpädagogen ermutigt, mit einer Kerze auszuprobieren, wie sich Analsex anfühlt. Dass solche Unterrichtsinhalte zu weit gehen und von Kindern und Eltern als nicht altersgerecht und übergriffig erlebt werden, liegt auf der Hand.

Problematische Methodik im Sexualkundeunterricht

Eine verbreitete Unterrichtsmethode besteht darin, die Schüler aufzufordern, ihre Fragen zum Thema Sexualität zu stellen oder alle bekannten sexuellen Begriffe aufzuzählen. Das Problem dabei ist, dass diejenigen Kinder, die bereits Pornofilme konsumieren oder andere verstörende Inhalte kennen, sich oft am Lautesten zu Wort melden. Gehen die Pädagogen im Gesamtunterricht auf die von stark sexualisierten Schülern gestellten Fragen ein, werden die gesunden Schüler durch ihnen ungefragt aufgedrängte Informationen und Bilder verstört.

Häufig wird der Sexualkundeunterricht von externen Sexualpädagogen übernommen. Die Lehrer bleiben dem Unterricht dann in der Regel fern und auch Schulbesuche von interessierten Eltern oder Schulleitern sind nicht erwünscht. Dies mit der Begründung, die Schüler würden sich dadurch freier fühlen. Immer wieder müssen sich Eltern oder Lehrpersonen danach um Kinder kümmern, die den Sexualkundeunterricht als traumatisierend erlebt haben.

Sexualerziehung: altersgerecht und rücksichtsvoll

Regula Lehmann hält fest: «Wenn einzelne Kinder stark sexualisiert sind, ist dies kein Grund, dass alle Kinder genauso aufgeklärt werden müssen. Nur eine altersgerechte Aufklärung wirkt tatsächlich präventiv. Eltern sollen unbedingt bei den Lehrpersonen nachfragen, welcher Art von Sexualerziehung ihre Kinder ausgesetzt sein werden. Sexualerziehung muss altersgerecht sein und sich am gesunden Kind orientieren. Auf keinen Fall dürfen Kindern sexuelle Informationen und Inhalte aufgezwungen werden.»

Um dem Mangel an entwicklungssensibler Sexualaufklärung von Kindern in der Vorpubertät zu begegnen, schrieb Regula Lehmann mit Pascal Gläser zusammen zwei Bücher: «Wir Powergirls» für Mädchen und «Rakete startklar!» für Jungen.

Kinder sind keine sexuellen Wesen

Die WHO-Standards bezeichnen das Kind als «sexuelles Wesen» von Geburt an, das in seiner sexuellen Entwicklung zu fördern sei. Dieser Sichtweise widersprechen Sexualwissenschaftler wie Jakob Pastötter, der Kinderarzt Remo Largo oder der Psychiater Christian Spaehmann jedoch entschieden. Auch Regula Lehmann schliesst sich ihnen an und erklärt, «dass der Sexualhormonspiegel bei Kindern vor der Pubertät sehr tief liegt. Schon rein körperlich sind Kinder deshalb noch nicht in der Lage, im Erwachsenensinn 'sexuell' zu empfinden. Zudem vertritt die moderne Sexualpädagogik eine Ideologie extremer sexueller Freizügigkeit. Schüler werden aufgefordert, alle sexuellen Orientierungen gutzuheissen und damit zu experimentieren. Eltern mit einem anderen Werteverständnis werden übergangen oder als 'nicht fortschrittlich' hingestellt.»

Eltern zum Handeln ermutigen

Regula Lehmann erachtet Sexualerziehung als notwendig. Doch sie muss altersgerecht durchgeführt werden und darf die Intimsphäre des Kindes nicht verletzen. Eltern sollen sich mit der Thematik befassen und ihre Kinder selber prägen, statt dieses wichtige Lebensthema der Schule zu überlassen. Ihre Aufgabe ist es, sich engagiert dafür einzusetzen, dass Kinder nicht durch eine fehlgeleitete schulische Sexualpädagogik geschädigt werden.



Zur Webseite:
Elterninitiative Sexualerziehung

Datum: 19.05.2017
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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