Wie glaubwürdig ist das Christentum?

Ist das Christentum glaubwürdig?
Manche möchten die Bibel wegwerfen, weil sie unglaubwürdig geworden sei. Tatsächlich wurden im Namen Jesu Kriege geführt, Hexen verbrannt und Juden verfolgt. Doch wenn die Bibel nicht nach Europa gekommen wäre, wäre das dann nicht geschehen?

Gab es etwa bei unseren heidnischen Vorfahren keine Religionskriege, keine Hexenverfolgungen und keine Verfolgungen Andersdenkender? Waren es nicht vielmehr die alten Germanen, welche Europa das Verbrennen von Hexen überhaupt beibrachten? Und warum tun wir so, als hätte es etwa auf anderen Kontinenten keine Verfolgungen gegeben? Und waren nicht die Juden wegen der Verfolgungen durch die Römer überhaupt erst nach Europa geflohen?

Positive Veränderungen durch das Christentum

Haben nicht alle Völker auf allen Kontinenten seit Urzeiten stolz im Namen ihrer Götter andere Ethnien unterjocht? Tatsächlich noch viel mehr als dies: Unsere keltischen und germanischen Vorfahren brachten ihren Göttern sogar regelmässige Menschenopfer dar. Auch die scheinbar so kultivierten Römer verachteten das Leben in unvorstellbarem Mass. Es war für sie selbstverständlich, uneheliche Säuglinge nach der Geburt zu töten oder auszusetzen, Behinderte und Schwache prinzipiell sterben zu lassen, unzählige Menschen zu kreuzigen, blutige Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und Hinrichtungen als die köstlichsten Freizeitbeschäftigungen und Jahreshöhepunkte zu betrachten.

Das Christentum schaffte nicht nur dies alles ab, sondern bewirkte auch, dass in Europa ganze tausend Jahre lang Hexen nicht verfolgt wurden, und zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit überhaupt pazifistische Bewegungen entstanden. Schon die Urkirche selbst ertrug gemäss dem Vorbild von Jesus die Verfolgungen des Römerreiches während 350 Jahren beeindruckend pazifistisch. Auch später waren manche Freikirchen und mönchischen Bewegungen von verblüffender Gewaltlosigkeit geprägt.

Durch die Bibel ermöglicht

Mit welchem Recht wird dem Christentum alles Böse in der Geschichte Europas zur Last gelegt, das Gute dagegen der sogenannten Vernunft gottlosen Menschen zugeschrieben? War es denn nicht in Wirklichkeit gerade umgekehrt? Alles Negative in der Geschichte Europas hätte es auch ohne das Christentum gegeben. Und noch viel mehr dazu. Aber die Geschichte dieses Kontinents hat einiges aufzuweisen, was es nirgends sonst auf der Welt gibt. Und dieses Aussergewöhnliche, Einzigartige, das ist der Bibel zu verdanken. Früher habe auch ich geglaubt, mit Renaissance und Humanismus sei der Übergang zum modernen Zeitalter nur dank der Abkehr von der Bibel möglich geworden. Doch wenn die Bibel wirklich das grosse Hindernis gewesen wäre, dann hätten ja diese Entwicklungen schon längst in anderen Kontinenten stattfinden müssen! 

Gerade umgekehrt ist es. Warum wird mit Gewalt übersehen, dass das Wiederaufblühen der alten griechischen Kultur in der Renaissance nur deshalb möglich war, weil die Kirche dies mit unglaublicher Toleranz ermutigte, ja sogar finanzierte? Allgemeine Schulpflicht wurde erstmals in der Menschheitsgeschichte von der Reformation erfunden und anfangs von der Kirche dem Staat aufgedrängt. Alle frühen Universitäten entwickelten sich aus Klöstern. Die in der Menschheitsgeschichte einzigartige sogenannte «Aufklärung» (obwohl der Name unglücklich gewählt ist) wäre undenkbar ohne ihre christlich motivierten Vorgängerbewegungen wie die gregorianische Reform und die Devotio Moderna. Die Forderungen der Aufklärer sind einfach eine verweltlichte Form des Anspruches nach Gerechtigkeit, die schon seit Jahrtausenden in der Bibel stehen und auch nachweislich von dort ins europäische Denken übergeschwappt sind.

Nur wer mit grossen Vorurteilen an die Geschichte Europas herangeht, kann leugnen, dass Humanismus, allgemeine Menschenrechte, Demokratie, sog. Aufklärung, Abschaffung der Sklaverei und moderne Wissenschaft ihre Wurzeln im Christentum haben und erst später von diesem entfremdet wurden. Falls die Kirche wirklich wissenschaftsfeindlich gewesen wäre, so hätte sie diese leicht blockieren können, genauso wie es zuvor im islamischen Raum geschah. Natürlich gab es hier und dort Reibereien, wie mit Galileo Galilei. Wissenschaftsblockierend wirkte aber keineswegs die Bibel, sondern längst überholte Aussagen der altgriechischen Philosophen, insbesondere Aristoteles, welche man meinte, im Rahmen der damaligen Respektkultur nicht anzweifeln zu dürfen. Durchbrochen wurden sie erstmals von der «Royal Society of London for Improving Natural Knowledge», welche 1662 Irrtümer Aristoteles` nachwies. Ihre Mitglieder waren wohlgemerkt allesamt Priester und Mönche. Mit biblisch beeinflussten Menschen begann die einzigartige Entwicklung Europas.

Nicht nur Universitäten, sondern auch Spitäler entwickelten sich in Klöstern. Notabene die ersten Spitäler der Weltgeschichte. Die Idee der Demokratie und allgemeine Menschenrechte wurden spätestens von John Locke ausdrücklich aus der Bibel abgeleitet und völlige Religionsfreiheit von überwiegend freikirchlich geprägten Asylanten in Rhode Island zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte in der Verfassung als Volkswille verankert.

Schuld liegt beim Menschen

Will ich damit die Fehler der Kirche verleugnen? Natürlich hat die Kirche auch Fehler, wie jede menschliche Gesellschaft, besonders weil unbiblische Machtstrukturen gebaut wurden. Doch auch daran ist nicht die Bibel schuld, sondern der Mensch. Der Humanismus will aber ausgerechnet gerade die kostbare Bibel durch die unberechenbare, verkorkste, unbegreiflich egoistische «Vernunft» des Menschen ersetzen, obwohl wir doch nachweislich praktisch alles, was uns heute lieb und teuer ist, letztlich der Bibel verdanken, und, wenn wir uns von dieser Grundlage lösen, der Ast abgesägt wird, auf dem wir sitzen. Die Vorwürfe an das Christentum sind geradezu lächerlich, wenn wir uns seiner Errungenschaften bewusst sind.

Ausserhalb der westlichen Welt sind bis heute allgemeine Menschenrechte und echte Demokratien praktisch überall Wunschdenken geblieben, und auch wir gehen mit jedem Schritt von der Bibel weg, dem erneuten Chaos entgegen. Wir werden uns damit immer mehr in Widersprüche, wie demjenigen zwischen Aufklärung und Darwin verstricken. Der Glaube an die Evolution wird niemals mit den aufklärerischen, letztlich aus christlichen Wurzeln stammenden Forderungen nach Menschenrechten, Demokratie und Sozialstaat zu vereinen sein.

Die Folge sind Paradoxons, wie etwa, dass wir einerseits alles tun, um Behinderte als vollwertige Menschen mit gleichen oder sogar mehr Rechten zu behandeln, aber andererseits ebenfalls alles tun, um Behinderte bereits schon vor der Geburt zu entdecken und abzutreiben. Tatsächlich stehen wir dank des Humanismus' in Gefahr, über kurz oder lang alles wieder zu verlieren, worauf wir heute stolz sind. Wie gefährlich es wird, wenn man meint, die biblischen Inhalte vom Gott der Bibel trennen und mit reiner menschlicher Logik umsetzen zu können, zeigen die Experimente mit dem Nationalsozialismus (ca. 75 Mio. Tote) und dem Kommunismus (ca.100 Mio. Tote).

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Autor: Kurt Beutler
Quelle: Livenet

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