«Ich bin ein offenes Buch»
Seit November 2022 leitet Simon Lämmle, gemeinsam mit Ehefrau Lea, das ICF Winterthur. Der fünffache Vater ist leidenschaftlicher Worshipper und spricht im Livenet-Talk darüber, was ihm in den vergangen Jahren wichtig geworden ist.
Nicht alle Motive waren so lauter, wie er glaubte
Ganze 23 Jahre war Simon Lämmle mit seinen Freunden im ICF Zürich unterwegs. In dieser Zeit hat er viel gearbeitet und auch manch Gutes bewegt. «Ich hatte Freude zu merken: Ich bin ein Leiter, ich will Verantwortung übernehmen.» Seine Liebe für die Kirche und für Jesus führte dazu, der Kirche auch anders zu dienen, als «nur» in seiner Rolle als Worshipleiter. Er wollte mehr Verantwortung übernehmen – zurückblickend stellt er aber Fragen bezüglich seiner damaligen Motive.
«Du kannst vieles aus eigener Kraft tun. Aber irgendwann – wenn die Motive nicht stimmen – läufst du gegen die Wand.» Heute sieht er, dass vieles, was er in der Vergangenheit getan hatte, von eigener Unsicherheit geprägt war. Er wollte sich selbst beweisen, dass er mutig ist und hat dabei seine Familie vernachlässigt. Heute spricht er in diesem Zusammenhang von Egoismus. Schliesslich kam ein guter, innerer Prozess in Gang. «Ich habe gemerkt, mich in meinem Werdegang etwas verrannt zu haben.»
Zurück zum Worship
Irgendwann musste sich Simon eingestehen, dass er nicht mehr in seiner Berufung lebte – oder wie er selbst es ausdrückt: in seinem Design lief. «Da begann ein langer Prozess des Loslassens und es brauchte Mut, radikale Schritte zu wagen.» In einer kleinen Gruppe fand er zurück zu seiner Berufung als Worshipper. «Ich hatte zehn Jahre lang keine Gitarre, kein Klavier mehr in den Händen gehabt.» Im Blick darauf, wie viel ihm Worship zuvor bedeutet hatte, betrachtet er dies als dramatisch. Bis dahin durchlief Simon intensive Prozesse. Im Talk schildert er die Situation, als er überfordert war und sich vorkam, wie von hungrigen Löwen umringt. «Das wunderschöne ist dann zu merken, dass Jesus da ist.»
In den arbeitsintensiven Jahren, als vieles spektakulär schien, vermisste Simon den Tiefgang. «Da bin ich jetzt am Nachholen. Und ich habe viel nachzuholen.»
ICF Winterthur
Heute setzen sich Lea und Simon im ICF Winterthur ein. «Wir sind nicht das klassische Pastorenehepaar», sagt Simon über ihren Leitungsstil. «Wir leiten die Kirche als Worshipper.» Er erzählt, wie sie die Kirche in Winterthur als kleine Gruppe gestartet haben. «Und jetzt bin ich von sehr guten Leuten umgeben», sagt er dankbar. Er hat so gute Ergänzung gefunden, dass er jetzt «einfach Worshipper» sein kann.
Die Veränderung von der grossen Church in Zürich zur kleinen Gruppe in Winterthur war erwünscht. «Ich wollte näher bei den Leuten sein.» Im ICF Zürich war er stark mit Managementaufgaben beschäftigt. «Das ist wichtig und es braucht Leute, die das tun. Es gibt aber Menschen, die es viel besser können als ich.» Am Leben anderer teilzuhaben, entspricht ihm nun viel mehr.
Ohne Ehrlichkeit ist es langweilig
«Ich finde es unnötig, Geheimnisse zu haben. Ich bin ein offenes Buch.» Das ist Simon wichtig. «Wenn ich meine Schwächen zeige, hilft das auch dem Gegenüber, sich zu öffnen – und so ergeben sich gute Gespräche.» Sich selbst ins beste Licht zu rücken und mit irgendwelchen Eigenschaften anzugeben, bezeichnet Simon als langweilig. «Jeder lebt auf irgendeine Art Zerbruch und ich finde es spannend, darüber zu reden.»
Simon wurde bewusst, dass die alten Muster, welche ihn in vergangenen Jahren zum hastigen Aktivismus verleitet hatten, nicht einfach verschwanden. Als seine alten Kräfte zurückkehrten, musste er auf der Hut sein, um die gefundene innere Ruhe nicht erneut zu verlieren.
Nachfolge kostet einen Preis
«Jesus ruft uns nicht dazu auf, ein Sonntags-Christsein zu leben. Er fordert uns zur Nachfolge auf.» Diese Nachfolge bezeichnet Simon als radikal und ganzheitlich. «Und das braucht Mut! In der heutigen Zeit des Mainstreams braucht es Mut, sich zu Gottes Wort zu stellen.» Deshalb ist es Simon auch wichtig zu betonen, dass es Kirchen nicht darum gehen sollte, möglichst viele Leute anzuziehen, besucherfreundlich zu sein und dabei das Evangelium zu verwässern. «Wir müssen das Evangelium nicht in ein Watten-Bäuschchen packen. Das Evangelium ist klar und Jesus fordert uns heraus, in seine Nachfolge zu treten und den Preis zu bezahlen.» Dieser Preis sei in der Schweiz aktuell noch erträglich – aber es gebe einen Preis. «Ich wünsche mir, Kirche zu bauen, wo wir bereit sind, den Preis zu bezahlen und alles für Jesus hinzugeben.» Simon träumt von einer Kirche, welche die Kraft von Jesus erlebt – noch viel mehr, als wir dies heute tun.
Sehen Sie sich den Talk mit Simon Lämmle an:
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