«Wir wurden nicht vertrieben – wir wurden neu positioniert»
Schon lange hatten Oleh und Marianna aus der Ukraine den Wunsch, Gehörlose in ihrem Land mit dem Evangelium zu erreichen. Beide sind selbst gehörlos, kennen die Herausforderungen und können andere gut erreichen. Doch die Kirche erlaubte es den beiden nicht. Die dortigen Leiter empfanden die beiden nicht als qualifiziert genug, da die theologischen Seminare ihren Unterricht nicht in Gebärdensprache anbieten und somit keinen Platz für gehörlose Studenten haben. Und es herrscht die Meinung, dass Gehörlose eine Predigt von Hörenden übersetzt bekommen müssen…
Dann kam der Krieg und das Ehepaar musste fliehen. In der Tschechischen Republik fanden sie eine Gehörlosen-Gemeinde und erhielten Kontakt zu den US-amerikanischen Missionaren Mark und Vesta Sauter, welche die europäische Gemeinde gegründet haben und sie weiterhin regelmässig besuchen. Die Missionare sahen in Oleh und Marianna grosses Potential – heute arbeitet das ukrainische Ehepaar an der Übersetzung von biblischen Geschichten in die ukrainische Gebärdensprache und bereitet sich für die Gemeindegründung vor.
Wert vor Gott ganz neu verstanden
«Viele Gehörlose sind in einem Teil der Welt aufgewachsen, wo etwas, wenn es interpretiert wird, in Ordnung ist, aber im Zusammenhang hat es nicht den gleichen Impact, als wenn sie es in ihrer Herzenssprache hören», erklärt Mark Sauter, der mittlerweile weltweit mit Gehörlosen arbeitet, gegenüber der Baptistenmission IMB. Zig Menschen hätten ihn im Laufe der Zeit gefragt, ob Gott Gebärdensprache spricht. Wenn sie dies herausfänden, sei das für die meisten unglaublich. «Wenn Gehörlose eine Botschaft von Gott durch Hände (Gebärdensprache) sehen mit den Ausdrücken eines Gehörlosen, dann hallt das in ihrem Herzen nach und es klärt Missverständnisse, die zuvor entstanden sind – nicht nur über ihre Fehlerhaftigkeit vor Gott, sondern auch darüber, welchen Wert sie für ihn haben.» Und das hat enorme Auswirkungen auf die Gehörlosen-Community.
«Wir wurden neu positioniert»
Für Oleh und Marianna ist mit dem neuen Dienst ein langjähriger Wunsch in Erfüllung gegangen – mit und für andere Gehörlose zu arbeiten und ihnen Gottes Liebe nahe zu bringen. Gegenüber Mark erklärte Oleh: «Wir wurden nicht vertrieben – wir wurden neu positioniert. Gott hat uns an den Ort gebracht, an dem wir ihm dienen sollen. Wir fühlen uns nicht gewaltsam vertrieben.»
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