Influencer – wer beeinflusst uns?
Sie ist in aller Munde: die Serie «The Chosen». Doch nicht alle Christen sind begeistert davon – sowohl Florian Wüthrich, Geschäftsleiter von Livenet, wie auch Michi Dufner, Mitglied im Leitungsteam FEG Schweiz, erhielten kritische Rückmeldungen. «Ich bekam viele Nachfragen, wie wir damit umgehen sollen», bestätigt Dufner. «Einzelne finden sogar, man sollte sie verbieten.»
Seine Erfahrung zeigt jedoch, dass damit erst recht Neugier geweckt wird. Er stellt klar: «Wir müssen einen guten Umgang finden mit dem, was uns beeinflusst. Egal, aus welcher Ecke es kommt – wir sollen alles prüfen, das Gute behalten und den Rest loslassen.» Für ihn ist die Serie inspirierend, gibt ihm neuen Drive: «Man darf mal ausschmücken, mal anders denken – damit löste die Serie ein paar coole Momente aus bei mir.»
Bilder prägen sich ein
Der zukünftige Theologiestudent John Gradwell ist von Bildern aus dem Film Ben Hur geprägt, nun kommen die aus der Serie dazu. Vieles sei den Machern gut gelungen. «Die Bilder von Jesus sind kraftvoll, geben uns einen Hinweis darauf, wie er gelebt haben könnte und ergänzen so die Bibel.» Natürlich könnten auch Fehler vorkommen in Filmen. «Aber wir können das Dargestellte ja prüfen und darüber diskutieren», so Gradwell. Michi Dufner ergänzt: «Ich schaue mir solche Filme bewusst an – ich will mitdiskutieren können.»
Dazu gehöre, auch zu signalisieren, was das Gesehene bei ihm ausgelöst habe. Mitreden zu können heisse, Einfluss zu nehmen. «Ein Film ist für mich wie das Benzin fürs Auto – das Ziel ist aber Jesus. Ich will das Wesen Jesu entdecken, und das finde ich in der Bibel.» Die Serie könne motivieren, Jesus besser kennenlernen zu wollen. «Mit Jesus Gemeinschaft zu haben geht über das das hinaus, was ein Film zeigt», findet der fünffache Familienvater. «Da geht es nicht um Äusserliches, sondern man wird erfüllt mit Leidenschaft, empfängt Kraft, um auf Jesus zuzurennen.»
The Passion
Florian Wüthrich nennt mit «The Passion» von Mel Gibson einen weiteren Film, der ihn geprägt habe. Es seien sehr blutige Bilder darin vorgekommen – doch auch dieser Teil gehöre zu Ostern, hält er fest. Als er die Zeitung Jesus.ch-Print Nr. 50 zum Thema «Jesus – Influencer Nr. 1» herausgeben wollte, sei er dafür gelobt und auch kritisiert worden. Doch Dufner findet: «Wir sind berufen, Einfluss zu nehmen.» Er wolle nicht nur Konsument sein, sondern auch prägen. Das biblische Wort für Kirche heisse in der Bibel «Herausgerufene» (Ecclesia). Zu ihnen wolle er gehören, zu den Botschaftern, die Kirche bauen und damit etwas zurückgeben.
Jesus – heiliger Influencer
«Ausser Jesus ist kein Influencer heilig – wem gestehst du Autorität zu?», fragt Wüthrich Michi Dufner. «Ich schaue, wo sich andere bewährt haben. Dann suche ich, nach welchen Grundsätzen sie leben.» Als Beispiel nennt er seinen Grossvater. «Er war die Ruhe in Person, er reagierte oft nicht so, wie man es erwartet hätte.»
Heute beobachte er vertrauenswürdige Personen, zum Beispiel Leiter hier in der Schweiz, sucht nach überprüfbaren Ergebnissen ihres Einsatzes. «Sie spreche ich dann direkt an und frage: Wie hast du Schwierigkeiten überlebt? Oder deine Ehe geschützt, dafür gesorgt, dass auch im Alter noch Sex stattfindet mit deiner Frau? Wie regelst du den Umgang mit all den Terminen, die du koordinieren musst?»
Vorbilder suchen
Dann wendet sich Florian an John: «Du bist 22 Jahre alt – wer ist für dich ein Influencer? Oder anders gefragt: Orientierst du dich an Autoritätspersonen?» Seine Generation sei eher kritisch unterwegs, gibt John zur Antwort. Er suche sich dennoch Menschen, denen er vertraue, die ihm glaubwürdig vorkommen. Denn selbst könne er nicht überall Experte sein. «Einfluss nehmen bedeutet, Verantwortung wahrnehmen, etwas Gutes tun mit dem, was uns gegeben ist», fährt er fort.
«Influencer ist nicht nur mit positiven Attributen verbunden – aber um die Welt zu prägen, müssen wir sichtbar sein, uns aktiv beteiligen. Jesus hat das gemacht.» Er wolle Theologie studieren, weil er nach der Wahrheit suche, verstehen wolle, was sich im Leben bewähre, um das anschliessend weitergeben zu können.
Abschliessend fordert Florian Wüthrich auch die Hörer oder Leserinnen dieses Austausches auf, ihre Meinung zum Thema zu äussern. «Es interessiert uns, was ihr zu sagen habt!»
Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit John Gradwell und Michi Dufner an:
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