Grossbritannien in neuem Zeitalter

Die Zahl der Atheisten steigt in England
Der Glaube in Grossbritannien schwindet. Erstmals in der Geschichte des Landes überwiegt die Zahl der Atheisten, wie eine umfassende Studie enthüllt. Experten sprechen vom Eintritt in das «erste atheistische Zeitalter».

Die Ergebnisse dieser Studie des «Explaining Atheism»-Projekts wurden mit Daten aus früheren Forschungsprojekten wie «Understanding Unbelief» (2017–2021) sowie der «British Social Attitudes Survey» und der «World Values Survey» zusammengeführt. Aus diesen Daten geht hervor, dass es im Vereinigten Königreich inzwischen eine relative Mehrheit von Atheisten gibt, auch wenn die genauen Zahlen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht vollständig vorlagen.

Erstmals in der Minderheit

Laut der «British Social Attitudes Survey» aus dem Jahr 2021, deren Daten 2019 erhoben wurden, gaben über 52 Prozent der Befragten an, keiner Religion anzugehören. Ein Viertel der Befragten erklärte sogar, nicht an Gott zu glauben. Ein weiteres Umfrageergebnis der «World Values Survey» aus den Jahren 2017 bis 2022 zeigt ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis zwischen Gläubigen (47,7 Prozent) und Nichtgläubigen (48,5 Prozent) in Grossbritannien. Noch im Jahr 1981 bekannten sich drei Viertel der Briten zum Glauben an Gott – ein drastischer Rückgang innerhalb von vier Jahrzehnten.

Auch die Volkszählung von 2021 in England und Wales bestätigt diesen Trend. 37,2 Prozent der Bevölkerung gaben an, keiner Religion anzugehören, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2011, als nur ein Viertel der Befragten sich als religionslos bezeichnete. Gleichzeitig sank die Zahl derjenigen, die sich als Christen identifizieren, auf 46,2 Prozent – erstmals weniger als die Hälfte der Bevölkerung. Sogar Atheisten-Fürst Richard Dawkins beklagt bisweilen den Rückgang des Christentums.

Historischer Meilenstein

Lois Lee, Religionswissenschaftlerin an der Universität von Kent, kommentiert diese Entwicklung mit den Worten: «Grossbritannien tritt in sein erstes atheistisches Zeitalter ein. Obwohl der Atheismus durch historische Persönlichkeiten wie Karl Marx oder moderne Figuren wie Ricky Gervais schon lange Teil unserer Kultur ist, haben Atheisten jetzt zum ersten Mal die Mehrheit in unserer Geschichte erreicht.»

Ein zentraler Faktor für diesen Wandel ist laut der Studie die Erziehung und die gesellschaftlichen Erwartungen an den Glauben. Während antireligiöse Eltern keinen starken Einfluss darauf haben, ob ihre Kinder an Gott glauben oder nicht, haben sie einen deutlichen Einfluss darauf, ob sie eine moralische Ablehnung der Religion entwickeln. Interessanterweise zeigen die Ergebnisse auch, dass viele Atheisten und Agnostiker weiterhin an übernatürliche Phänomene glauben.

Sozialisierung spielt grosse Rolle

An dem dreijährigen Projekt «Explaining Atheism», das von der «John Templeton Foundation» finanziert wurde, waren mehrere Universitäten beteiligt, darunter die Brunel University in London und die University of Kent. Die Forscher fanden heraus, dass der entscheidende Faktor für den Glauben an Gott das Ausmass ist, in dem man sozialisiert wird, um an einen Gott zu glauben.

«Unsere grossen, kulturübergreifenden Umfragen zeigen, dass viele Faktoren den Glauben beeinflussen, aber der entscheidende Faktor ist die Sozialisation zum Theismus», erklärt Professor Jonathan Lanman von der Queen’s University. Andere populäre Theorien, die oft zitiert werden, wie der Zusammenhang zwischen Atheismus und Intelligenz, emotionaler Kälte oder rebellischem Verhalten, konnten in der Studie nicht bestätigt werden.

Zu beobachten ist gleichzeitig, dass Einwanderer-Gemeinden in Grossbritannien am Wachsen sind, wie zum Beispiel chinesische Gemeinden oder afrikanische Kirchen.

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Autor: Christian Today / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / gekürzte Übersetzung: Livenet

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