Iranische Staatssicherheit geht gegen Konvertiten vor
Die Verhaftungen waren Teil einer Reihe von willkürlichen Razzien, die in der vergangenen Woche in fünf Städten durchgeführt wurden. Lokale Interessengruppen sind sich über die Gründe für das plötzliche Vorgehen gegen christliche Konvertiten nicht im Klaren, da alle Verhafteten früher der zweitgrössten Glaubensrichtung des Islams, dem Schiismus, angehörten; es wird vermutet, dass die iranischen Behörden damit einen bewussten Strategiewechsel vollzogen haben.
«Es ist nicht klar, was das Motiv für diesen plötzlichen Anstieg der Verhaftungen von Christen ist», sagte Henrietta Blyth, Geschäftsführerin des Hilfswerks Open Doors, das sich gegen die Verfolgung von Christen einsetzt. «Dies scheint Teil eines umfassenderen Vorgehens gegen die bürgerlichen Freiheiten zu sein».
Als Bedrohung eingestuft
Unabhängig von den Motiven für die Verhaftungen gilt die Konversion im Iran als schweres Vergehen und wird als Bedrohung der nationalen Sicherheit eingestuft, was erhebliche Strafen nach sich zieht. «Die Polizei dringt in die Häuser von christlichen Familien ein und nimmt die Eltern vor den Augen ihrer Kinder fest», sagte Kiaa Aalipour, Sprecherin von Article 18, einer Partnergruppe von Open Doors, die sich für die christliche Minderheit im Iran einsetzt.
«Christliche Konvertiten werden in der Regel wegen staatsfeindlicher Propaganda oder Mitgliedschaft in illegalen Gruppen angeklagt, die als 'staatsfeindlich' gelten. Diese Anklagen können zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe führen.» Zahlreiche Konvertiten, die nach iranischem Recht als «nicht anerkannte Christen» eingestuft werden, sind bereits inhaftiert worden, darunter die dreifache Mutter Sakineh Mehri Behjati und der 63-jährige Parkinson-Kranke Homayoun Zhaveh.
Proteste und Unruhen
Die jüngsten Verhaftungen haben einer Phase relativer Ruhe im Iran ein jähes Ende gesetzt, nachdem es nach dem Mord an der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini zu monatelangen Unruhen gekommen war. Amini starb unter verdächtigen Umständen, nachdem sie von der Guidance Patrol, der religiösen Sittenpolizei, festgenommen worden war, weil sie angeblich ihren Hidschab nicht getragen hatte. Ihr Tod löste eine Welle gewaltsamer Proteste aus, die die Regierung erschütterten und bei denen mindestens 476 Menschen von Sicherheitskräften getötet wurden. «Unsere Mitarbeiter im Iran vermuten, dass dieses harte Durchgreifen mit dem bevorstehenden Jahrestag des Todes von Mahsa Amini im September zusammenhängt», sagte Kiaa Aalipour.
Die iranische Regierung ist dafür bekannt, dass sie Konversionen zum Christentum als einen Versuch westlicher Nationen ansieht, das islamische Regime im Iran zu untergraben, und eine Reihe von Führern christlicher Konvertitengruppen wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Der Grund: Der Iran ist das Land, in dem die Zahl von Christen weltweit am stärksten wächst. Viele Iraner sind auf einer geistlichen Suche, zwei Drittel der Moscheen sind geschlossen. Nach vorsichtigen Schätzungen haben seit 1979 rund 1.3 Millionen Menschen im Iran zum Glauben an Christus gefunden.
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