Lüpertz zeigt die Schöpfungsgeschichte

Der Künstler Markus Lüpertz
Wer in Karlsruhe demnächst U-Bahn fährt, wird sich wundern: Der Künstler Markus Lüpertz hat U-Bahn-Haltestellen zur Kunsthalle umfunktioniert. Das Kunstprojekt «Genesis» zeigt auch seine Interpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte.

Der Künstler Markus Lüpertz hat einen 14-teiligen Kunst-Zyklus geschaffen, der sich mit der Schöpfungsgeschichte beschäftigt. Der Ausstellungsort ist ungewöhnlich: Die Bilder sind in U-Bahn-Haltestellen in Karlsruhe zu sehen. In der Nacht zum Freitag wurde die Ausstellung vor geladenen Gästen eröffnet.

Sechs Jahre lang sollen die Keramik-Reliefs an sieben Haltestellen zu sehen sein. Die bis zu 1,5 Tonnen schweren Kunstwerke zeigen neben der frei interpretierten biblischen Schöpfungsgeschichte das Gilgamesch-Epos sowie die vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer. Die Reliefs sind jeweils acht Quadratmeter gross und aus zehn Tafeln zusammengesetzt.

«Weckruf zur Bewahrung der Schöpfung»

Seit dem frühen Freitagmorgen sind die Werke für die Öffentlichkeit zugänglich: «Die U-Bahn ist eine Röhre und bereit für eine Fahrt durch die Unterwelt, eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Licht», sagte Lüpertz bei der Eröffnung. Das Werk solle als eine Art Weckruf zur Bewahrung der Schöpfung verstanden werden, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Der Eröffnung durfte auch die badische Landesbischöfin Heike Springhart beiwohnen, die die Ausstellung als Kunst bezeichnete, «die uns alle angeht». Es gehe bei der Betrachtung der Kunst auch um ein Nachdenken über die eigenen Wurzeln.

Für die mitternächtliche Vernissage wurde der Bahnverkehr im gesamten U-Bahn-Tunnel eingestellt. Prominentester Gast war Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der mit Lüpertz befreundet ist. Die Kosten von einer Million Euro wurden durch Spenden und Sponsoren aufgebracht.

Einwände gegen christliche Bezüge der Werke

Der 82-jährige Künstler zählt neben Gerhard Richter, Sigmar Polke, Georg Baselitz und Anselm Kiefer zu wichtigsten zeitgenössischen deutschen Künstlern. Lüpertz war zwölf Jahre Professor für Malerei an der Karlsruher Kunstakademie, bevor er Rektor der Kunstakademie Düsseldorf wurde. Er konvertierte als Erwachsener zum Katholizismus.

Schon vor der Eröffnung hatte die Ausstellung für Schlagzeilen gesorgt. Zum einen war es zu deutlichen Verzögerungen gekommen, weil die zunächst beauftragte Manufaktur den Zeitplan nicht einhalten konnte. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass eine Privatinitiative wohlhabender Spender über im öffentlichen Raum gezeigte Kunst entscheide. Einwände hatte es auch wegen der christlichen Bezüge der Werke gegeben.

Dieser Artikel erschien zuerst auf PRO Medienmagazin

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Autor: Johannes Blöcher-Weil
Quelle: PRO Medienmagazin

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