«Ich sehe den Unterschied, den die Kirchen machen»

Englands neuer Premierminister Keir Starmer
Die Geschichte verpflichtet die Labour-Partei zu grosser Dankbarkeit gegenüber dem Christentum. Der Wahlsieger Keir Starmer sicherte den Kirchen die Unterstützung der Labour-Partei zu.

Keir Hardie, der Gründer der Labour Partei, war Laienprediger in England und erhob seine Stimme gegen Ungerechtigkeiten, denen Menschen ausgesetzt waren. Englands neuer Premierminister Keir Starmer sagte kurz vor den Wahlen in einem Interview mit dem christlichen Magazin «Premier»: «Auch heute noch teilen Christen und die Labour-Partei zentrale Werte, die uns im Kern ausmachen: das unerschütterliche Bewusstsein für die Würde und den Wert jedes Menschen, das Bestreben, Ungerechtigkeit zu bekämpfen, und die Entschlossenheit, sich um die Schwachen und Ausgegrenzten zu kümmern.»

Die Labour-Partei sei eine breite Bewegung, die all jene vereine, «die unser Land zum Besseren verändern und unseren Gemeinschaften Hoffnung und Einheit bringen wollen. Mit Christen teilen wir den Glauben, dass Hoffnung mehr ist als ein frommer Wunsch. Wir haben einen klaren Plan für die Veränderungen, die wir herbeiführen wollen. Ob es darum geht, wirtschaftliche Stabilität zu schaffen, das Gesundheitssystem zu retten, unsere Umwelt zu schützen, unsere Strassen sicherer zu machen oder Schlepperbanden das Handwerk zu legen – wir sind entschlossen, die notwendigen Veränderungen herbeizuführen, um unser Land wieder aufzubauen.»

Glaube immer gefördert

Obwohl er selbst kein gläubiger Mensch sei, habe er als Labour-Führer die Rolle der Glaubensgemeinschaften in England immer gefördert. «Als ich jung war, war meine Mutter sehr krank. Ich erinnere mich, dass die Menschen in unserer politischen Gemeinde, die sich wirklich um sie kümmerten und sie bis zu ihrem Tod pflegten, aus der Kirche kamen. Das war nicht nur, weil sie nette Menschen waren, sondern es war ein tiefer Ausdruck ihres Glaubens. Sie haben für sie und unsere Familie in einer wirklich schwierigen Zeit einen grossen Unterschied gemacht, und dafür werde ich immer dankbar sein.»

Man muss nicht gläubig sein, um den Unterschied zu erkennen, den der Glaube in unseren Gemeinschaften ausmachen kann, betont Keir Starmer. «Oft sind es die religiösen Gruppen, die den Puls ihrer lokalen Gemeinschaften fühlen, weil sie Teil von ihnen sind. Sie erreichen die Menschen, die durch die Ritzen unserer Gesellschaft fallen, und helfen ihnen wieder heraus. Kirchen und christliche Wohltätigkeitsorganisationen leisten im ganzen Land eine grossartige Arbeit – sei es durch Tafeln, Schuldnerberatung, Krabbelgruppen, Bildung, Jugendarbeit, Sozialfürsorge, Wohnungshilfe, Wohlfahrtsprogramme und viele andere Dienste. Deshalb wird die Labour-Regierung sie unterstützen und mit ihnen zusammenarbeiten.»

Keine Erneuerung ohne die Kirchen

Es werde keine nationale Erneuerung ohne die aktive Beteiligung der Kirchen geben, stellte Keir Starmer in Aussicht. «Ich hoffe, dass die Kirchen und christlichen Wohlfahrtsorganisationen wichtige Partner bei unserer Mission sein werden, dieses Land zu verändern. Wir erkennen auch die grosse Expertise der Kirchen in einer Vielzahl öffentlicher und gemeinnütziger Dienste an – von Gesundheit und Bildung bis hin zu Einwanderung und Sozialhilfe.»

Er fügte hinzu: «Es ist die Aufgabe der Kirche, für Gerechtigkeit einzutreten, Ungleichheit anzuprangern und für die zu sprechen, die keine Stimme haben. Ich werde das immer anerkennen, respektieren und auf diese Stimmen hören. In einer Labour-Regierung wird es keine Politiker geben, die Christen dafür angreifen, dass sie ihre tief empfundenen Ansichten zum Ausdruck bringen. Auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, können wir respektvoll und konstruktiv miteinander umgehen.»

Freiheit nicht selbstverständlich

Die Labour-Partei wird laut Keir Starmer ein Verfechter der religiösen Freiheit im In- und Ausland sein. «Ich weiss, dass wir diese Freiheit in unserem Land manchmal als selbstverständlich ansehen, aber weltweit geniessen viele Menschen dieses Recht nicht. Niemand sollte in Angst leben müssen, weil er glaubt, was er glaubt. Als Anwalt habe ich weltweit an Fällen gearbeitet, die die Menschenrechte der Verwundbarsten verteidigten – einschliesslich Menschen in Todeszellen. Ich weiss, wie wichtig dies ist.»

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Autor: Premier / Daniel Gerber
Quelle: Premier / gekürzte Übersetzung: Livenet

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