Tim Keller eröffnet Schulungszentrum für Leitende

Timothy Keller
Er ist einer der einflussreichsten Pastoren der Welt. Er hat über hundert Gemeinden gegründet. Seine Megakirche in New York wird sonntäglich von 5'000 Personen besucht. Und er ist schwerkrank. Jetzt hat Timothy Keller ein Schulungszentrum gegründet.

Timothy Keller (72) ist eine Ausnahmepersönlichkeit. Den einen ist der Pastor zu weltzugewandt und dialogorientiert, den anderen zu konservativ, aber alle müssen ihm zugestehen, dass er damit Erfolg hat. 1989 gründete er in New York die «Redeemer Presbyterian Church» und in diesem urbanen Umfeld bewegt sich Keller seitdem: zwischen Christen und Atheisten, Agnostikern, Geschäftsleuten, Medienschaffenden, Künstlern und anderen.

Für die meisten dieser Menschen bringt es schon lange keinerlei gesellschaftliche Vorteile mehr, sich mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen. Keller konstatiert: «Tatsächlich kostet es sie einen sozialen Preis.» Dieser Einschätzung zum Trotz besuchen inzwischen über 5'000 Menschen den Gottesdienst seiner Gemeinde. Diese gründete bereits 250 Tochtergemeinden in 48 Städten und bildet damit das internationale Netzwerk «Redeemer City to City».

Rückzug war nie eine Option

Gerade konservative Christen ziehen sich oft in Gruppen zurück, die von ihrer Umgebungskultur relativ losgelöst sind. Eher progressive Christen versuchen, für die Gesellschaft relevant zu sein und verschwinden dann nach Kellers Meinung in ihr. Stattdessen ging es Keller immer darum, verbindende Elemente zur Umgebung zu suchen und dabei gleichzeitig klar zu Busse und Bekehrung aufzurufen. Dafür arbeitete der Pastor seit vielen Jahren an einer tragfähigen Kulturtheorie. Sein Ausgangspunkt dabei war: «Ehe ich einer Kultur das Evangelium erklären kann, muss ich zunächst die Kultur mit dem Evangelium erklären.»

Diesen Ansatz nebst vieler Methoden, um eine postchristliche Gesellschaft zu erreichen, stellte Keller in zahlreichen Büchern dar. Sein Bestseller dabei ist «The Reason for God» (Warum Gott? Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit), der in 15 Sprachen übersetzt und über eine Million Mal verkauft wurde. Keller gründete die «Gospel Coalition» als Netzwerk und Plattform für seinen missionarischen Ansatz. Vor allem aber baute er mit seinem Team an der eigenen Gemeinde in New York.

Krankheit war nie ein Hinderungsgrund

2020 schockierte der bekannte Pastor die Öffentlichkeit mit der Nachricht, dass bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt wurde (Livenet berichtete). Bereits zu Beginn äusserte er grosses Vertrauen in seine Ärzte und in Gott selbst. «Das Wichtigste ist, dass ich den grossen Arzt höchstpersönlich habe, der sich um mich kümmert», schrieb er über Twitter. Seitdem befindet er sich in medizinischer Behandlung. Parallel dazu arbeitete er noch an Artikeln und Büchern und eröffnete Mitte Februar das «Keller Center for Cultural Apologetics», in dem Leitende für einen missionarischen Dienst im städtischen Umfeld zugerüstet werden sollen. Dies geschieht über Bücher, Artikel und Podcasts einer ganzen Gruppe an Mitarbeitenden.

Kopieren war nie der Weg

In gewisser Weise ist dieses Zentrum ein Vermächtnis von Keller. Es ist seine Art, den eigenen Ansatz weiterzugeben. Gleichzeitig unterstreicht dessen Leiter Collin Hansen: «Es geht nicht darum, jeden zu lehren, so zu denken wie Tim Keller. Stattdessen geht es darum, den Menschen zu helfen, so zu denken, wie er gelernt hat, über seine Kultur zu denken, und das auf unsere Zeit anzuwenden.» Das Angebot richtet sich dabei an Apologeten, die nicht alle Antworten parat haben, denn Zeiten und Herausforderungen ändern sich. Seine Grundanliegen stellt das Zentrum selbst folgendermassen dar:

  • Die Hintertür schliessen – also Wege finden, damit nicht noch mehr Christen ihre Gemeinden aus Enttäuschung über Heuchelei oder Missbrauch verlassen. Dazu läuft gerade eine grossangelegte Umfrage.
  • Die Eingangstür öffnen – damit Menschen, die keine Verbindung mehr mit dem christlichen Glauben haben, eine überzeugende Gemeinschaft kennenlernen können.
  • Befähigte Menschen aussenden – sodass andere am Arbeitsplatz, über den Gartenzaun hinweg oder bei TikTok offene Räume finden, um über Glaubensfragen und die Fragen, die sie bewegen, zu sprechen.

Tim Keller interessierte sich noch nie dafür, sich selbst als «Marke» aufzubauen und zu etablieren. Deswegen war er selbst zunächst skeptisch, als sein Mitarbeiter Julius Kim die Idee für das Zentrum aufbrachte. Doch inzwischen ist sich das Team einig über den gemeinsamen Weg: «Wir versuchen, einer neuen Generation zu helfen, in unserer Zeit das zu tun, was Tim Keller zu seiner Zeit getan hat.»

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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