Grossbritannien: «Warm Welcome» 2 Mio. Mal genutzt
Neuen Zahlen zufolge wurden im vergangenen Winter rund 2,4 Millionen Besuche in «Warm Welcome»-Räumen gezählt. Das sind rund 550'000 Menschen, die durch die Türen der geheizten Treffpunkte gegangen sind. Die Räume und Treffpunkte in Kirchen, Gemeindezentren, Bibliotheken, Firmen usw. sind laut Webseite für alle «gratis – warm – einladend – sicher». Auf Karten kann ein «Warm Welcome»-Treffpunkt online gefunden werden. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gab an, dass sie zu Hause bei ausgeschalteter Heizung geblieben wären, hätten sie nicht einen Warm Welcome-Raum besucht.
Gegen Einsamkeit und Isolation
Einsamkeit und Isolation gehören zu den verbreitetsten sozialen Problemen der britischen Gesellschaft. Umfragen unter den Besuchern ergaben, dass die Initiative hier einen deutlichen Unterschied machte. Vier von zehn Befragten gaben an, sich vor dem Besuch der Warm Welcome-Räume «oft oder ständig einsam» gefühlt zu haben, im Vergleich zu nur 6 Prozent nach dem Besuch. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) erklärte, sich vor dem Besuch eines Warm-Welcome-Raums isoliert gefühlt zu haben, danach waren es nur noch 7 Prozent.
Weiter in Betrieb
Die meisten «Warm Welcome»-Räume (72 Prozent) wollen über die Wintersaison hinaus in Betrieb bleiben und damit auch in den kommenden Monaten bedürftigen Menschen soziale Unterstützung und Trost bieten. Mehr als drei Viertel der an der Aktion Beteiligten (78 Prozent) gaben an, dass sie sich im nächsten Winter an einer weiteren Warm Welcome-Kampagne beteiligen möchten.
Angesichts der Tatsache, dass es keine Anzeichen für ein Abklingen der Lebenshaltungskostenkrise gibt, ist diese Bereitschaft, über den Winter hinaus in Betrieb zu bleiben, für viele eine gute Nachricht. Gleichzeitig sind die Vorbereitungen für eine grössere und bessere «Warm Welcome»-Kampagne im nächsten Winter bereits angelaufen.
Bischof: «Atemberaubendes Beispiel»
Paul Butler, der Bischof von Durham und Vorsitzender von ChurchWorks, das das Warm Welcome-Netzwerk ins Leben gerufen hat, zeigte sich hocherfreut über die Ergebnisse. «Was wir bei der Warm Welcome-Kampagne erlebt haben, ist ein atemberaubendes Beispiel für die Resilienz und Kreativität der Gemeinden; wenn sie genutzt und gefördert werden, stecken da ganz bedeutende Möglichkeiten drin.» Dabei sei es nicht «nur» um Wärme gegangen, sondern auch um tiefere Bedürfnisse: «Die kollektive Wirkung ist enorm. Mit Räumen, die jede Woche bis zu 100'000 Menschen aufnahmen, wurde Warm Welcome mit Geschichten von Menschen überflutet, die nicht nur Orte der Wärme, sondern auch der Verbundenheit und des Sinns gefunden haben.»
David Barclay von der Partnerorganisation Good Faith Partnership sagte: «Wir können unseren Freiwilligen und Unterstützern nicht genug danken. Angesichts von Krise und Verzweiflung war die Reaktion der Gemeinschaft auf die Krise der Lebenshaltungskosten geradezu heldenhaft.»
Regierung soll mehr tun
Der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown lobte die Wirkung der Kampagne und forderte die Regierung auf, mehr zu tun, damit die Menschen nicht zwischen Heizen und Essen wählen müssten. «Im vergangenen Winter boten die Warm-Welcome-Räume viel mehr als nur einen beheizten Raum – für viele Menschen bedeuteten sie Hoffnung, Unterstützung und Gesellschaft in den schwierigsten Zeiten», sagte er. «Neben den Lebensmittelbanken haben die 'Warm Welcome Spaces' einen wichtigen Platz in der letzten Verteidigungslinie gegen die brutale Realität der Armut eingenommen. Von Kirchen und Unternehmen bis hin zu Bibliotheken und Gemeindezentren haben sich überall in unserem Land Tausende von Räumen geöffnet, um Menschen in Not Zuflucht zu bieten. Dieser Gemeinschaftsgeist sollte gefeiert werden. Aber als Land müssen wir mehr tun. Grossbritannien ist eines der reichsten Länder der Welt – niemand sollte sich zwischen Heizen und Essen entscheiden müssen, niemand sollte sich Sorgen darüber machen, wie er seine Familie warm halten kann.»
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