Vom Kuhdorf zum Zentrum für Zeitmesser
Sarah Siegwart, eine junge Frau, Mitte zwanzig, zieht anno 1873 aus der katholischen Hochburg Luzern nach Grenchen. Durch einen Unfall hat sie ihren Verlobten verloren und möchte in Grenchen ein neues Leben beginnen. Im Glauben, in einer aufstrebenden Stadt anzukommen, ist sie schockiert, als sie das 2500-Seelendorf erblickt. Sarah wird Hauslehrerin und lernt das Uhrengewerbe kennen, das Grenchen bald Aufwind und Wachstum beschert. Eines Tages entdeckt sie das Dienstmädchen tot im Wald. Zusammen mit einem Polizisten – damals Landjäger genannt – beginnt Sarah zu ermitteln und gerät dabei selbst in Gefahr.
Grosse (Lebens-)fragen
Es tun sich grosse Fragen auf. Was hat das Uhrengewerbe mit der Toten zu tun? Ist Sarahs Verlobter tatsächlich durch einen Unfall ums Leben gekommen? Sarah Siegwart muss lernen, sich durchzusetzen und ihre Frau zu stehen. Auch auf religiöser Ebene wird sie herausgefordert, fördern Industrielle doch die christkatholische Strömung, was dem Vater wenig Freude bereitet. Der Plot von Claudia Dahindens Romandebüt verspricht Nervenkitzel und spannende Geschichtslektionen, vornehmlich über das einstige Juradörfchen Grenchen, das heute eine Stadt mit mehr als 17’000 Einwohnern ist. Die Handlung hat Dahinden auf drei Bände ausgelegt, die im Jahres-Rhythmus erscheinen sollen.
Der Weg zum Buch
Claudia Dahinden, die mit ihrem Mann in Grenchen wohnt und sich in ihrer Kirchgemeinde auch als Sängerin engagiert, absolviert zurzeit eine theologische Weiterbildung. Bereits 2014 veröffentlichte sie eine CD mit christlichen Liedern, die ihr viel bedeuten, sowie ein Buch, das die Geschichten hinter diesen Songs nachzeichnet. Für ihren grossen Erstling konnte sie den deutschen Penguin-Verlag gewinnen und erzählt, wie es dazu kam: «Ich spürte, dass ich weiterschreiben wollte, besuchte diverse Weiterbildungskurse und entwickelte parallel dazu meine Romanidee. Nach einem Wochenendworkshop zeigten sich die Organisatoren begeistert von meinem Buchprojekt und sagten, sie würden es gerne vertreten. Das hat mich überrascht und natürlich sehr gefreut.»
Tiefgründig und unterhaltend
Claudia Dahinden erhielt eine Lektorin zugewiesen, gemeinsam wurde an Plot, Entwurf und Überarbeitung gefeilt. «So entstand die Geschichte innerhalb von drei Jahren. Dann wurde der Titel vorgestellt. Relativ schnell war der Penguin-Verlag interessiert.» Claudia Dahinden ist es wichtig, dass ihre Bücher aufbauend sind und relevante Themen beinhalten. «Dazu zähle ich u. a. Identität, Vergebung, das Aussöhnen mit der Vergangenheit und den gesunden Umgang mit Erwartungen. Natürlich möchte ich auch unterhalten und den Lesern humorvolle Momente bescheren.» Über den zentralen Bezug zur Stadt Grenchen sagt Claudia Dahinden: «Es ist eine Hommage an Grenchen und seine Geschichte. Ich finde es wichtig zu wissen, woher wir kommen, denn das macht uns heute aus. Mich selbst faszinieren Uhren, weil sie unser menschlicher Versuch sind, dem Mysterium der Zeit näherzukommen.»
Verwurzelt und mutig
Im Buch wie im privaten Leben der Autorin spielt der Glaube eine wichtige Rolle. «Sarah Siegwart hadert mit Gott, erfährt ihn aber auch persönlich. Ohne den Prozess, den ich selbst aufgrund meines Glaubens durchlaufen habe, wäre ich nie zum Schreiben gekommen», hält Claudia Dahinden fest. «Ich erlebte viel Befreiung, was meine Berufung angeht, und fasste Mut für die ersten Schritte. Mein Glaube hat mich auch durch schwere Zeiten getragen, besonders als meine Eltern starben. In allen Krisen war er mir eine grosse Stütze.» Auch ihr Wert als Mensch gründet für Dahinden in Gott, nicht auf Leistung oder Erfolg. Dennoch ist sie auf das Echo ihres Buchs gespannt. «Es steckt viel Herzblut darin, Freude an (der) Geschichte und darüber, den Menschen etwas mitgeben zu können.»