Was es bedeutet, wenn Gott der Hirte ist

Was bedeutet es, ein guter Hirte zu sein?
«Der Herr ist mein Hirte...» Das ist der wohl bekannteste Psalm der Bibel und doch ist es für mich schwierig, mir Gott als einen Hirten vorzustellen. Das Bild macht aber auch für den Stadtmenschen mehr Sinn als es auf den ersten Blick scheint.

Der Autor des Psalms 23 war selbst jahrelang Hirte gewesen, er wusste genau, wovon er schrieb. Ich hingegen kenne keine Hirten. Deshalb kann ich mit diesem Bild, das Gott beschreiben soll, weniger anfangen, als wenn in der Bibel zum Beispiel stünde: «Der Herr ist mein Notarzt; wenn es mir schlecht geht, ist er sofort da...» oder «Der Herr ist mein Bademeister, wenn ich untergehe, rettet er mich...» Das steht da aber nicht.

Was macht ein Hirte eigentlich?

Wikipedia erklärt das so: «Der Ausdruck Hirte bezeichnet eine Person, die eine Herde von Nutztieren hütet (bewacht) und versorgt. (...) Das traditionelle Arbeitsumfeld des Hirten zeichnet sich durch die Nähe zu seinem Vieh aus. Der Hirte bleibt zum Teil auch nachts auf der Weide und beschützt seine Herde vor Räubern und Raubtieren...»

Aha, jetzt macht das Sinn. Gott behütet, beschützt und versorgt uns. Und er ist Tag und Nacht so nahe bei uns, dass er genau sieht, wie es uns geht und was wir brauchen.

In der Bibel steht in dem besagten Psalm: «Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grünen Auen und führt mich zum frischen Wasser. Er erquickt meine Seele und führt mich auf den Wegen der Gerechtigkeit um seines Namens willen. Und ob ich schon wandere im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich.» Psalm 23, Verse 1 bis 4

Stecken und Stab?

Mit dem Hirtenstab verteidigte der Hirte sich und seine Herde. Mit Raubtieren, Räubern und Waffen haben wir Stadtmenschen heute wenig zu tun. Aber Stecken benutzen auch wir.

Vor kurzem machte ich Bergtour. Ich hatte tolle Wanderschuhe und einen guten Rucksack, aber keine Wanderstecken. Ging eigentlich auch ganz gut so. Nur, je höher ich kam, desto steiniger wurde der Weg und desto mehr Geröll lag herum. Das Gehen wurde schwierig und besonders beim Absteigen rutschte der Boden unter meinen Füssen und somit rutschte auch ich. Plötzlich machten Stecken total Sinn. Sie hätten mir den Halt gegeben, den der Weg nicht bot. Und plötzlich fiel mir dieser Vers aus Psalm 23 ein. «Sein Stecken und Stab trösten mich.» Gott verteidigt uns nicht nur gegen das Böse, er stützt uns, wenn wir abzustürzen drohen. Wenn alles um uns unsicher wird, ist er unsere Sicherheit und unser Trost.

Also, irgendwie bin ich dann doch froh, dass da nicht steht «Der Herr ist mein Bademeister...» Abgesehen davon, dass das echt bescheuert klingen würde...

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage. Er erschien bereits im August 2012 bei Livenet.

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Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet

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