Ist Jesus der einzige Weg, um zu Gott zu gelangen?

Weggabelung bei Gleisen
Keine Frage wird so häufig gestellt wie diese. Und die Behauptung, dass dies so ist, hat schon viel Ärger erzeugt. Doch was genau ist mit diesem Anspruch gemeint und was für einen Sinn hat er?

Die Behauptung «Jesus ist der einzige Weg zu Gott» löst immer wieder Ärger aus, weil sie als intolerant, engstirnig und überheblich empfunden wird. Dieses Gefühl ist verständlich. Und es stimmt leider auch, dass dieser Anspruch in der Geschichte der Kirche isoliert wurde von wesentlichen anderen Wahrheiten des Christentums und zu Intoleranz, Gewalt und Stolz gegenüber nichtchristlichen Religionen geführt hat.

Es ist aber sehr schade, wenn wegen dieses Fehlverhaltens das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird und gar nicht erst gefragt wird, was genau mit diesem Anspruch gemeint ist und was er für einen Sinn hat.

Jesus sagte: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich» (Johannes Kapitel 14, Vers 6) und: «Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben.» (Johannes Kapitel 8, Vers 24) Petrus, der erste Leiter und Verkündiger der neuen christlichen Gemeinde in Jerusalem, drückte es so aus: «In keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.» (Apostelgeschichte Kapitel 4, Vers 12)

Paulus, der grösste Missionar der frühen Kirchengeschichte, stimmte ihm zu: «Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus.» (1. Timotheus kapitel 2, Vers 5).

Wie können wir diesen ungeheuren Anspruch verstehen?

Achten wir genau auf das, was gesagt wird – und das, was nicht gesagt wird! Es wird nicht behauptet, dass man «Gott» ohne Jesus überhaupt nicht erkennen kann. Es wird auch nicht behauptet, dass jeder Mensch böse ist, der nicht Christ ist.

An anderer Stelle führt nämlich der besagte Paulus aus, dass jeder Mensch auf der Erde durch die Werke der Schöpfung und durch die Regungen des eigenen Gewissens eine Kenntnis von Gott bekommen kann. So hat er die echte Wahl, dieser Kenntnis nachzugeben und Gott zu suchen und zu ehren oder nicht – auch wenn er nie etwas von Jesus gehört hat (Römerbrief Kapitel 1, Verse 19-25; Römer, Kapitel 2, Verse 12-16). Es wird hier von etwas anderem gesprochen: vom «Vater», vom «Heil», von «Rettung», von «Sünde».

Gott als Vater kennenlernen, als persönliches, liebevolles, aufmerksames, verantwortliches, führsorgendes und sich mitteilendes Gegenüber, und zwar jetzt und für immer, über den Tod hinaus: Das ist nur möglich durch Jesus als Mittler. Warum?

Das verlorene Paradies

Am Anfang der Bibel, in der berühmten Geschichte von «Adam und Eva» und dem «Sündenfall» (1. Mose Kapitel 1-3), wird in schlichten Worten erzählt, wie die Menschen in einer wunderbar unmittelbaren Beziehung zu Gott lebten, in einer glücklichen Beziehung in paradiesischen Verhältnissen.

Doch sie wurden zum Misstrauen gegen Gott, zur Rebellion und zur Selbstherrlichkeit verführt, obwohl Gott sie liebevoll gewarnt hatte. Was er angekündigt hatte, geschah: Sie starben. Dieses Wort «sterben» ist ein zentraler Begriff in der Bibel. Es bedeutet folgendes:

  1. Von Gott innerlich getrennt zu sein, ihn nicht mehr unmittelbar und selbstverständlich zu kennen, zu lieben und sich an ihm zu freuen.
  2. Den Anschluss an seine Liebe, seine Ewigkeit, sein überströmendes Leben zu verlieren.
  3. Eine hartnäckige Tendenz zu entwickeln, «sich selbst der Nächste» zu sein, selber Gott zu sein und sich auf Kosten anderer zu verwirklichen – mit allen entsprechenden Folgen (das wird auch «Sünde» genannt).
  4. Körperlich sterblich zu werden, verletzbar, anfällig, dem Alterungsprozess unterworfen, um schliesslich unausweichlich das Leben auszuhauchen.

Ein vollkommenes Leben

Diese Grundprobleme der Sünde und des Todes hat Jesus gelöst, und zwar durch sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung. In der Sendung Jesu, seines Sohnes, in unsere Welt fing Gott sozusagen von vorne an. Jesus lebte ein vollkommenes, nicht von der Sünde infiziertes Leben in engster, ungetrübter Verbindung mit Gott.

Als er dann dennoch diesen grauenhaften Tod am Kreuz starb, tat er das freiwillig als Sühne-Tod, als Wiedergutmachung für uns. Bildhaft drückte ein Prophet das so aus: «Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegträgt» (Johannes Kapitel 1, Vers 29).

Jesus trug tatsächlich unsere Schuld und beseitigte damit die unüberwindbare Scheidewand zwischen uns und Gott (Siehe Jesaja Kapitel 59, Verse 1-5). So konnte er zu einem mitgekreuzigten Verbrecher, der sich vertrauensvoll an ihn wandte, sagen: «Heute wirst du mit mir im Paradies sein.»

Auferstehung: Durchbruch zum Leben

Nach der Auferstehung wurde Jesus dann zum Mittler, zum Vermittler zwischen uns und seinem Vater. Er befindet sich wieder direkt vor dem Thron Gottes, in unmittelbarster Nähe des Vaters. Alles, was im Vater ist, strömt uns sozusagen durch den Sohn hindurch zu.

Jeder, der an Jesus glaubt, das heisst, ihm vertraut, mit ihm rechnet, mit ihm lebt, wird sozusagen durch ihn wieder an Gott angeschlossen. So wurde und ist Jesus der einzige Weg zu Gott als Vater, als Lebensspender, als Ziel und Heimat über den Tod hinaus.

Die vielen anderen Religionen in der Welt vermitteln uns viele gute Einsichten, viele wertvolle Bruchstücke, ja, sie können uns sogar auf Gott vorbereiten, unsere Sehnsucht und unsere Suche verstärken – aber sie können uns nicht zum ewigen Vater zurückbringen.

Religionen sind der tapfere und oft zutiefst aufrichtige Versuch, aus eigener Kraft und Weisheit den Weg zu Gott zu finden, verbunden mit enormen Anstrengungen und gewaltigen Leistungen – aber sie berücksichtigen nicht, wie tief unser Problem ist, sie kratzen immer noch an der Oberfläche unseres eigentlichen Schadens. Allein durch Jesus kommen wir zum Vater im Himmel.

Autor: Jens Kaldewey
Quelle: Jesus.ch