Flüchtling bei den Olympischen Spielen
Erstmals in der Olympischen Geschichte ist 2016 in Brasilien ein Team am Start, dass sich aus Athleten zusammensetzt, welche im Zuge der Flüchtlingskrise aus ihrer Heimat geflüchtet sind (Livenet berichtete). Das Team «Refugee Olympic Athlets (ROA)» setzt sich aus zehn anerkannten Flüchtlingen zusammen, darunter Yusra Mardini. Die Syrerin fand in Deutschland Unterschlupf und startet in Rio in den Schwimm-Disziplinen 100 Meter Freistil und 100 Meter Schmetterling.
Yusra Mardini ist ein Schwimm-Ass: Schon im Alter von 14 Jahren startet sie in Istanbul an den Kurzbahnweltmeisterschaften. Über 400 Meter Freistil ist sie die Inhaberin des syrischen Rekords.
Yusra zog Flüchtlingsboot an Land
Im vergangenen Jahr, mit 17, floh sie mit ihrer Schwester aus ihrer Heimat. Via Damaskus, Beirut und Istanbul stach sie in Izmir mit einem Flüchtlingsboot in die Ägäis. Das mit 18 Personen völlig überfüllte Schlauchboot sollte auf die griechische Insel Lesbos gelangen. Doch mit der Zeit drohte das Boot zu sinken, der Motor versagte unterwegs. Zusammen mit ihrer Schwester Sara, ebenfalls eine begnadete Schwimmerin, sowie einer anderen Flüchtlingsfrau zog sie das Boot dreieinhalb Stunden lang bis sie an Land kamen. Auch wenn sie fast aufgegeben hätte, sagte sie sich: «Eine Schwimmerin kann doch nicht ertrinken...»
Via Balkanroute gelangte Yusra nach Berlin, bald begann sie im Club «Wasserfreunde Spandau 04» zu trainieren.
Yusra holt ersten Sieg für Flüchtlingsteam
Die 18-jährige Athletin ist das erste Mitglied des Flüchtlingsteams, das in Rio einen Wettbewerb zu bestreiten hatte. Sie gewann ihren Vorlauf über 100 Meter Schmetterling. Zwar reichten die 1:09:21 Minuten nicht für einen Platz im Halbfinale-Feld, für das sich noch 16 Schwimmerinnen qualifizierten. Dennoch war sie die Schnellste ihres Vorlaufs. Ihre Geschichte – von der Rettung eines Flüchtlingsbootes – gehört zu den inspirierendsten Begebenheiten der Spiele in Brasilien.
«Alles war wunderbar», sagt Mardini. «Alles, was ich je tun wollte, war, an den Spielen teilzunehmen. Im Wettbewerb mit diesen grossen Champions zu stehen, ist spannend.» Wegen des Krieges konnte sie während einer längeren Zeit nur unzureichend trainieren. Sie sei jetzt erst auf ihrem früheren Level. Gemessen an ihrem Alter dürfte man von der christlichen Sportlerin in den nächsten Jahren noch mehr hören.
Christusstatue besucht
Das Flüchtlingsteam besuchte wenige Tage vor Eröffnung der Spiele in Rio das alles überragende Wahrzeichen der Stadt, die Christus-Statue. Yusra Mardini bezeichnete dieses Erlebnis als «atemberaubend».
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Zum Thema:
Dossier Olympische Spiele 2016
Flüchtlingsteam bei Olympia: Von Gästen und Fremden – hier und in der Ewigkeit
Datum: 09.08.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Premier