Ein Ukrainer im Livenet-Talk

Wenn Politik Freundschaften beendet

Wenn ein Ukrainer einen Grossteil seiner Kindheit in Sibirien verbringt, liegt es nahe, dass er viele russische Freunde hat. Misha Nikonenko musste aber erleben, wie sich alte Freunde wegen des Krieges von ihm abwandten.
Misha Nikonenko (Bild: zVg)
Misha Nikonenko

Misha Nikonenko ist 27 Jahre alt und wurde in der Ukraine geboren. Als er sechs Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Sibirien aus, wo sie als Missionare dienten. Seit Mai arbeitet er für die HMK (Hilfe für Mensch und Kirche), wo er sich für Projekte in der Ukraine engagiert. Im Livenet-Talk spricht er mit Chefredaktor Florian Wüthrich.

Wenn Pläne geändert werden (müssen)

«Am 14. Februar fuhr ich von der Ukraine nach Österreich.» Misha wollte ein paar persönliche Dinge in Innsbruck abholen und dann nach Amerika fliegen. Das war jedenfalls der Plan. Als er dann gebeten wurde, eine ukrainische Familie nach Zürich zu bringen, fuhr er erst einmal in die Schweiz. Kurz darauf brach in der Ukraine, dem Land, welches er noch immer als seine Heimat betrachtet, der Krieg aus. Anstatt nach Amerika auszureisen, entschied er sich für eine Mitarbeit bei der HMK, welche in der Ukraine zwei Hauptprojekte unterhält: die Lieferung von Lebensmittelpaketen und ein Flüchtlingszentrum.

«Ich hatte Pläne, nach Amerika zu ziehen», erzählt Misha. Als der Krieg kam, änderten sich diese aber schlagartig. «Inzwischen habe ich aufgehört, über meine Zukunft nachzudenken, sondern frage mich: Was kann ich heute machen? Wir kann ich heute nützlich sein?»

Wenn Freunde sich abwenden

«Leider habe ich schon ungefähr 40 Freunde verloren. Das sind Menschen aus christlichen Gemeinden, Freunde, die nicht mehr mit mir kommunizieren.» Die russische Propaganda sei sehr stark und dulde keine Neutralität. «Man muss eine Seite wählen. Es ist nicht möglich, dazwischen zu sein.»

Wenn Freunde aus Sibirien den Kontakt abbrechen, sei dies schmerzhaft. «Wir sind zusammen aufgewachsen und jetzt reden wir nicht mehr miteinander.» Dass Menschen, die an Jesus glauben, aufgrund politischer Geschehnisse plötzlich nicht mehr zusammen sprechen, macht Misha sprachlos. Dankbar hingegen ist Misha für die beispielhafte Unterstützung der Schweizer Bevölkerung, welche sich für das ukrainische Volk einsetzt.

Sehen Sie sich den Regio-Talk mit Misha Nikonenko an:

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Datum: 06.09.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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