Schuldgefühle nach Abtreibung

«Ich hatte ein Leben genommen und konnte es nicht rückgängig machen»

Eine schnelle, schlechte Entscheidung in jungen Jahren kann einen Menschen sein ganzes Leben lang verfolgen. So ging es Simon Jaisli (Name geändert), bis er auf übernatürliche Weise Trost und Vergebung fand. Hier erzählt er seine Geschichte.
Mann schaut in die Ferne

Eigentlich war ich ja aufgeklärt und gebildet. Ich wusste, wie Kinder gemacht werden. In meiner Erziehung wurde stets die Verhütung betont und meine Vorbilder praktizierten unverbindlichen Sex. Meine Mutter sagte oft: «Mach, was du willst, aber mach nichts Lebendiges.» Etwas Lebendiges zu machen, war nicht erlaubt. Alles andere war egal.

Das Unerlaubte geschieht

Schliesslich geschah dann aber genau das: Eine Frau wurde von mir schwanger. Wir hatten eine längere gemeinsame Beziehung hinter uns und hatten eigentlich nur Sex, um uns nicht so einsam zu fühlen. Da wir zu sehr mit uns selber beschäftigt waren und nicht wussten, wie es weitergehen soll, informierten wir uns, ob eine Abtreibung von der Krankenkasse bezahlt werden würde.

Meine Freundin und ich gingen also zum Arzt. Die Arztgehilfin sagte, der Eingriff wäre Routine und manche Frauen würden danach sogar joggen gehen. Der Arzt antwortete auf meine Frage, ob das Ding auf dem Ultraschall denn schon etwas wäre, sehr deutlich: «Ja, das ist etwas.» Ich schaffte es nicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Um ein Haar hätte ich zu meiner Freundin gesagt: «Hör zu, ich weiss nicht, wie wir das schaffen werden, aber lass uns diesen Fehler nicht begehen.» Ich bin sicher, dass sie auf mich gehört hätte.

Die Abwärtsspirale

Nach dem «Eingriff» gingen wir nach Hause und schauten wortlos zusammen einen Trickfilm. Dunkle Gedanken schwebten mir durch den Kopf. «Dieser Trickfilm ist für Kinder. Nun habe ich eines getötet, um selber weiterhin Trickfilme anzusehen...» Schliesslich wanderten die Schuldgefühle tiefer und ich nahm sie nur noch zu bestimmten Anlässen wahr.

Über die Jahre wurde ich immer unglücklicher. Ich besuchte eine christliche Gemeinde und begann, in der Bibel zu lesen. Ich erkannte immer mehr, dass ich verloren war. Ich konnte es mir nicht selber zurechtlegen und auch niemand anders konnte mir mehr helfen. Ich wusste, dass ich die ewige Hölle verdient hatte und ich nichts tun konnte, um Gott umzustimmen. Ich wusste schon vor der Abtreibung, dass ich damit gegen Gott sündigte. Immer wieder litt ich unter Panikattacken, Gedankenlabyrinthen, starken Ängsten und Depressionen. Ich hatte ein Leben genommen und konnte es nicht rückgängig machen.

«Bitte sag ihm, dass ich gerne sein Vater geworden wäre»

Ich suchte Hilfe bei Psychiatern, Seelsorgern und Freunden. Doch alles, was sie sagten, hatte keine Bedeutung für mich. Ich betete viel und flehte Gott an, mir ein Zeichen zu geben. Die meisten Christen um mich herum verstanden nicht, warum mir das Wort von Menschen nicht genügte.

Eines Tages zog ich mich zurück, lag auf meinem Bett und betete: «Gott, ich möchte nicht mit Toten sprechen, aber ich glaube, dass du mit dem ungeborenen Kind sprechen kannst. Bitte sag ihm, dass ich gerne sein Vater geworden wäre und dass es mir sehr leid tut. Ich bin sicher, dass es ein tolles Kind geworden wäre. Mittlerweile wäre es schon in der Schule und ich würde ihm gerne bei den Hausaufgaben helfen.»

So verharrte ich vor Gott und plötzlich kam mir der Gedanke, dass ich dem Kind einen Namen geben möchte. Mit einem Mal hatte ich den Namen «Tobias» (Name geändert) im Kopf. Dieser Name war mir fremd und ich hätte mein Kind niemals so genannt. Doch ich nahm ihn von Gott an als den Namen meines ungeborenen Sohnes. Ich weinte sehr vor Gott.

Direkte Ermutigung von Gott

Am nächsten Tag war ich geschäftlich unterwegs. Da kam ein junger Mann mit einer geistigen Behinderung auf mich zu und sprach mich an. Er fragte mich, wie es bei der Arbeit gehe. Ich sagte «gut», worauf er mich aufforderte, bei mir im Geschäft einen Gruss auszurichten. Ich sagte: «Klar. Wie heisst du denn?» Er antwortete: «Tobias.»

Gott hat mich noch viele weitere Male ermutigt und seine riesige Gnade, die in der Bibel beschrieben ist, mehrfach bestätigt. Mittlerweile ist der Schmerz nicht mehr so stark. Es tut mir nach wie vor leid, was ich meinem Sohn angetan habe. Aber ich weiss jetzt, dass er bei Gott ist und dass ich selber ein Sohn dieses Vaters bin, der mich liebt und der mich hört, wenn ich mit ihm spreche.

Das Herz wieder für Gott öffnen

Ich schreibe dieses Zeugnis, damit sich alle Menschen, die sich wegen ihrer schlechten Taten von der Gnade Gottes ausschliessen, wieder auf den Weg zu Gott machen. Dabei geht es nicht um Theologie, sondern darum, dass wir unser Herz für Gott öffnen und uns ihm mitteilen. Ich möchte Sie mit 2. Samuel, Kapitel 12, Vers 13 dazu ermutigen: Da sprach David zu Nathan: «Ich habe gegen den Herrn gesündigt!» Nathan sprach zu David: So hat auch der Herr deine Sünde hinweggenommen; du sollst nicht sterben!»

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Datum: 05.05.2018
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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