Berufung entdecken und leben

Von der Schweiz nach Südafrika

Doris Lindsay arbeitet in einem Township bei Kapstadt mit gefährdeten Teenagern und armen Familien. Sie trifft misshandelte Frauen und besucht Jugendliche im Gefängnis. Ende Dezember 2012 sprach Doris am PraiseCamp in St. Gallen und erzählte Livenet, wie sie nach Südafrika gekommen ist.
Doris Lindsay ist mit vielen Kindern unterwegs.
Doris und Stefano mit Kindern in der Schwarzensiedlung.
Hoffnung vermitteln: Burschen im Township.

Mit vierzehn habe ich mein Leben Jesus anvertraut. Ich traf damit die Entscheidung, dass ich Gott alles geben will und er mein Leben steuern soll. Für mich war es eine «alles oder nichts»-Entscheidung! Entweder lebe ich echt für Gott – oder ich lasse es bleiben. Bald zeigte sich, dass ich Gott vollzeitlich dienen wollte. Heute verstehe ich, dass das in jedem Beruf möglich ist, aber damals dachte ich an einen Missionseinsatz im Ausland. Ich wollte mein Leben dafür einsetzen, dass Menschen Jesus kennenlernen und er in ihrem Leben das Sagen haben kann.

Ich lernte Stefano kennen und wir heirateten 1996. Er hatte das gleiche Anliegen. Ein Jahr nach unserer Hochzeit reisten wir das erste Mal nach Südafrika, um uns umzusehen und herauszufinden, ob Gott uns da haben wollte. Wir lernten das Land während zwei Monaten kennen und machten einen Kurzeinsatz mit «Jugend mit einer Mission» in Kapstadt. Unser Anliegen war schon damals, Bedürftigen zu helfen und in Südafrika zur Versöhnung beizutragen. Obwohl wir eine super Zeit hatten, hörten wir kein konkretes Sprechen Gottes, dass wir zu diesem Zeitpunkt langfristig gehen sollten.

Von Burgdorf nach Kapstadt…

So kamen wir zurück in die Schweiz und übernahmen Verantwortung in der Vineyard Gemeinde in Zürich-Affoltern. Wir leiteten Alphalive-Kurse, investierten uns in Evangelisation, gründeten Kleingruppen und trainierten Menschen in der Jüngerschaft. Nach einigen Jahren übernahmen wir die  Leitung der Burgdorfer Leiter- und Jüngerschaftsschule Factory FM. Teil des 10-monatigen Trainings ist ein kulturübergreifender Kurz-Einsatz im Ausland. Als ein Einsatz in Südafrika bevorstand, hatten wir den Eindruck, es fühle sich nach mehr an. Und so war es auch. Floyd McClung fragte uns in der Folge an, in seiner Gemeindegründungsbewegung All Nations langfristig mitzuarbeiten. Nach sieben wundervollen und fruchtbaren Jahren gaben wir die Factory-Leitung ab. Mitte 2012 sind wir mit unseren drei Kindern nach Kapstadt gezogen.

…wo Menschen die Hölle erleben

Wir arbeiten in einem Gebiet mit ca. 30‘000 Menschen in schwierigen sozialen Verhältnissen. Ich erlebe tagtäglich, wie Menschen die «Hölle» erleben! Frauen werden vergewaltigt, Kinder missbraucht oder geschlagen, Menschen sind in Alkohol und Tik (Billigdroge) gefangen. Teenager haben wenig Perspektiven für ihre Zukunft. Viele wollen in einer Gang zu Geld und Macht kommen. Gott braucht mich, um Teenagern und jungen Menschen Hoffnung zu bringen. Für sie Zeit zu haben, ist ein Schlüssel zur Veränderung. Ihnen zuhören, sie im Alltag begleiten und sie herausfordern, konkrete Schritte zu tun.  Ich kann vieles tun, doch Jesus ist derjenige, der heilt und freisetzt! Dies zu erleben ist meine Nahrung und Motivation für meine Arbeit!

Was ist meine Berufung?

Ich würde nicht sagen, dass Südafrika meine Berufung ist. Meine Berufung ist, Gott von ganzem Herzen zu lieben, ihm zu dienen und seine Liebe den Menschen zugänglich zu machen! Wenn ich Gott liebe, kann mir mein Nächster nicht egal sein. Nun sind wir in Südafrika, weil wir glauben, dass Gott uns hierher gerufen hat. Doch schon vorher lebten wir in der Berufung. Ich glaube nicht, dass ein Job unsere Berufung ist. Ein Job bringt die Berufung zum Ausdruck! Es gibt viele Möglichkeiten, Gott zu dienen, und ich bin überzeugt, dass er uns Schritt für Schritt in verschiedene Lebensabschnitte hineinführt!

Schritte auf dem Weg

Südafrika wurde uns schon früh aufs Herz gelegt, doch es dauerte 16 Jahre, bis wir nun hier dienen! Die Jahre dazwischen waren genauso Berufung und Gott liess uns langsam «köcheln» für die Aufgabe. Vor 16 Jahren hätten wir in Südafrika vielleicht eine gute soziale, evangelistische Arbeit gemacht. Heute kombinieren wir soziale Arbeit mit Evangelisation und Gemeindegründung. Würden wir uns um Menschen kümmern, ohne Gemeinde zu bauen, wäre das nicht nachhaltig.

Ich habe nie nach einer Aufgabe suchen müssen. Immer wurde sie an mich herangetragen oder es ging eine Türe auf. Ich prüfte sie und hörte auf mein Herz. Kein Jahr möchte ich in meinem Leben missen, denn in jedem Jahr gab Gott mir Möglichkeiten, ihn zu lieben und ihm zu dienen. Und er gab mir Erfahrungen, die mir in meinem nächsten Abschnitt zum Segen wurden!

Gott führt mich oft in mutige Entscheidungen hinein, wo ich merke, dass mein menschliches Potenzial nicht mehr reicht! Im Ganzen ist nicht mein menschliches Potenzial entscheidend, sondern das Potenzial, das Gott in mich hineinlegt. Gott braucht Gaben, die ich von Natur aus habe, aber die Berufung leben geht weit darüber hinaus.

Datum: 11.02.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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