Wie ein Unfall in die Freiheit führte

Stefanie Krel alias Stennie
Einen Sinn für Schönheit hatte Stennie schon als kleines Mädchen. Ihr Umfeld sah darin weniger eine Begabung als vielmehr ein etwas sonderbares Verhalten. Es dauerte lange, bis Stennie begriff: Das ist eine von Gott geschenkte Gabe!

Einen Sinn für Schönheit hatte Stennie schon als kleines Mädchen: Passte ein Outfit in ihren Augen nicht zusammen, dann weigerte sie sich, es zu tragen, und trieb ihre Mutter damit manchmal in den Wahnsinn. Später strich Stennie mehrmals ihr Zimmer neu; eine hübsch gestaltete Umgebung war ihr wichtig. Ihr Umfeld sah darin weniger eine Begabung als vielmehr ein etwas sonderbares Verhalten. Deko – wozu braucht man sowas?! Deshalb dauerte es lange, bis Stennie begriff: Das ist eine von Gott geschenkte Gabe!

Mutig in die Selbstständigkeit

Je näher das Abitur rückte, desto drängender wurde die Frage, wohin es beruflich für Stennie gehen soll. Sie bedauerte zunächst, dass es für sie scheinbar «nur» in die kreative Richtung gehen könnte. Andere in ihrem Alter wollten Medizin studieren oder etwas Handwerkliches arbeiten. Stennie hingegen war schon seit mehreren Jahren bereits während der Schulzeit als Hochzeitsfotografin unterwegs und konnte sich nichts anderes als Beruf vorstellen. So machte sie sich direkt nach dem Abitur als Fotografin selbstständig, ganz ohne Ausbildung oder Studium. «Wie will man Kreativität schon lernen?», sagt sie heute achselzuckend.

Der Erfolg gibt ihr Recht. Zunächst als (Hochzeits-)Fotografin, später dann als Gestalterin von Papier- und weiteren Produkten verdient Stennie unter dem Label «Stennie Studio» seit über zehn Jahren ihr Geld. Im Laufe dieser Jahre hat sie gelernt: Gott hat die Kreativität in uns hineingelegt! Das lässt sich in der Natur erkennen, in der Schönheit und Vielfalt, die in allen Ecken zu finden sind. Auch beim Blick in die Bibel bestätigt sich diese Erkenntnis: In allen Details beschreibt Gott Mose, wie er die Bundeslade und das Stiftszelt einrichten soll; er gibt die Farben für die Zeltbahnen vor, genauso wie die Form der Engel auf dem Deckel der Bundeslade. Ästhetik ist Gott wichtig!

Freiheit von Erwartungen

Ein wichtiges Lebensthema von Stennie ist die Freiheit. Lange versuchte sie in ihrem Leben, hauptsächlich den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Sie fühlte sich oft eingeengt von bestimmten Vorstellungen, zum Beispiel davon, wie ein attraktiver Mensch auszusehen hat oder wie man als Christin seinen Glauben leben sollte.

Ein einschneidendes Ereignis auf dem Weg zur Freiheit war ein schwerer Unfall im Januar 2018. Stennie kippte sich aus Versehen einen grossen Schwall kochendes Wasser in den Schoss und fand sich auf der Intensivstation wieder. Diese zunächst schreckliche Lage entpuppte sich rückblickend auch als Segen: Zum ersten Mal in ihrem Leben war Stennie allein und hatte keine Rolle auszufüllen, weder Tochter, noch Freundin, noch Ehefrau, noch Mutter. In diesem Moment stellte sie fest: «Ich habe mich abgemüht, alle meine Rollen möglichst gut auszufüllen, die Erwartungen anderer zu erfüllen, und merke auf einmal: Ich habe letztlich nichts unter Kontrolle.» Dies rückte sowohl ihre Selbstzweifel als auch ihren Leistungsdruck in ein anderes Licht. «Ich bin heute ein glücklicherer und dankbarerer Mensch.»

Sinn für Schönheit

Der Unfall und die Erkenntnis, dass Kreativität ein Wesenszug Gottes ist, gaben Stennie das Selbstvertrauen, das sie als junge Frau manchmal vermisst hatte. Ihr Sinn für Schönheit ist nicht nur ein nettes Hobby oder eine unbedeutende Charaktereigenschaft, sondern die Möglichkeit für Stennie, Gott die Ehre zu geben. Sie weiss nun, dass sie genau das tut, wofür sie geschaffen wurde. Lachend erzählt sie: «Wenn mir heute im Fitnessstudio auf dem Laufband eine Idee für ein neues Projekt durch den Kopf schiesst, renne ich hinterher durchs Haus und rufe: ‚Idee! Idee! Idee!‘ – bis ich den Gedanken am Laptop notieren konnte.» Danach ist sie auch wieder für ihren Mann und die Kinder ansprechbar.

Kreativ auch unter Zeitdruck

Wer von seinen kreativen Produkten leben will, muss oft unter Zeitdruck kreativ sein. Um in einen kreativen Flow zu kommen, achtet Stennie in letzter Zeit vermehrt auf ihren Zyklus. In der ersten Zykluswoche ist sie nicht so kreativ und widmet sich eher der Buchhaltung oder tut etwas für sich. Rund um den Eisprung sprüht sie dann richtig vor neuen Ideen und kann sich mit viel Energie in die kreative Arbeit stürzen.

Ihre Inspiration findet Stennie in der Natur und indem sie sich ganz bewusst Zeiten der Stille und des Nichts-Tuns nimmt. Oft fühlt sie sich auch von Musik inspiriert. «Ich höre mit meinen Ohren und setze es dann mit meinen Händen um.» Ihre Kreativität kommt aus dem Innen, nicht aus dem Aussen. Dies möchte sie auch anderen Künstlerinnen und Künstlern mitgeben, die noch neu im Geschäft sind: «Mach dein Ding! Lass dir nicht von anderen Kunstschaffenden eine bestimmte Stilrichtung aufdrängen, sondern mach das, was deinem Herzen am nächsten ist.»

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Autor: Catharina Bihr
Quelle: Magazin Joyce 04/2024, SCM Bundes-Verlag

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