«The Chosen»

Die wertvollste TV-Serie aller Zeiten!

Unser Kolumnist Sam Urech behauptet, es sei das Beste, was er jemals an einem TV, Computer oder im Handy gesehen hat. Ist «The Chosen» wirklich so toll? Und ist es überhaupt okay, wenn man zur biblischen Geschichte viel dazudichtet?
Sam Urech über «The Chosen» (Bild: zVg / Pinterest)

Ich glaube an Jesus Christus und will ihm ähnlicher werden. «Bravo, Sam, ganz toll! Aber wie ist denn Jesus überhaupt?» Hm, gute Frage.

Als Sohn eines Freikirchenpastors hörte ich schon im Bauch meiner Mutter von Jesus, seiner Liebe und seinen Wundern. Zu meiner Prägung kam eigenes Bibelwissen dazu und die Vorstellung festigte sich, wie Jesus wohl ticken würde.

Wenn dann mal ein hippiger Preacher eine Geschichte von Jesus dekorierte, ihm gar einen Witz in den Mund legte, gefror mir fast das Blut in den Adern.

Bitte Jesus nicht ausschmücken?

«Nein, Jesus war kein lustiger Typ. Nein, nein, er war stets enorm fokussiert. Er hatte keine Zeit für Spässe und war ohnehin erdrückt von all der Gottferne, der er begegnete.» Immer wieder schossen mir solche Gedanken durch den Kopf. Und gleichzeitig zeigten meine Erfahrungen mit diesem Jesus mehr und mehr in entgegengesetzte Richtung. Was stimmt nun?

Bemerkenswert finde ich, dass Jesus nicht aufschrieb, was ihm wichtig war. Keine zehn Gebote, wie damals in der Wüste, die Gott selbst in die Steintafeln ritzte.

Nein, Jesus wollte, dass ihn Menschen beobachten und dann erzählen, was sie mit ihm erlebten. Er nahm in Kauf, dass diese Menschen Dinge möglicherweise missverstehen. Oder ausschmücken.

Angst vor theologischem Fehltritt

In bisherigen Jesus-Verfilmungen, die ich sah und viele davon eindrücklich finde, spüre ich wenig Lust beim Regisseur, Jesus eine eigene Note zu verpassen. Möglichst keine Wagnisse! Nur verfilmen, was theologisch sattelfest sitzt.

Endlich ist ein Regisseur gekommen, der die Musse hat, Jesus und seine Freunde so darzustellen, wie er sie sieht und laufend Geschichten auszuschmücken und zu interpretieren. Petrus steckt bis zum Kinn im Kot, von Schulden erdrückt, will andere Fischer an die Römer verpfeifen und verbockt einfach alles. Matthäus ist ein Autist, der Petrus beim mächtigen Quintus anschwärzt.

Und dann dieser Jesus. Mir treiben schon die Freudetränen in die Augen, wenn ich ihn nur laufen sehe. Am Ende der ersten Folge tritt er zum ersten Mal in Erscheinung, als er Maria Magdalena von ihren Dämonen befreit. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen.

Erfrischender Blick auf Jesus

Nie zuvor habe ich Jesus so natürlich dargestellt gesehen. Wie er sich über die Tanzkünste von Andreas lustig macht, wie er seine Mutter ehrt, wie er einen Wagen flickt, wie er stundenlang mit Kindern bastelt.

Oh ja, es ist in meinen Augen die wertvollste TV-Serie aller Zeiten. Sie heisst «The Chosen» und ist gratis verfügbar: Sie müssen nur die App runterladen und Play drücken. Und etwas Mut mitbringen. Denn möglicherweise tickt dieser dargestellte Jesus anders, als Sie sich den Sohn von Gott vorstellen. Vielleicht hat sich der Regisseur doch geirrt. Oder aber, es ist bei Ihnen an der Zeit, Jesus neu kennenzulernen.

Sehen Sie sich hier den Trailer zur Serie an (englisch):

Zum Autor:

Sam Urech ist 37-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam». Er schreibt jeden Freitag auf Nau.ch seine Halleluja-Kolumne. Sollten Sie mit ihm Kontakt aufnehmen wollen, machen Sie das am besten via Facebook.

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Datum: 26.05.2021
Autor: Sam Urech
Quelle: Livenet

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