Das Ende des Kirchenjahres als evangelistische Steilvorlage
Manche freie Gemeinden tun sich schwer, den «Ewigkeitssonntag» in ihren Kalender aufzunehmen. Die Gründe sind vielfältig: Man empfindet diesen Tag als zu kirchlich, zu formal oder einfach zu schwermütig. Nun stehen hinter diesen Vorbehalten häufig Empfindungen, die ernst zu nehmen sind. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier: Die misslungene Handhabe in der Vergangenheit schliesst eine gute Praxis für die Gegenwart nicht aus. Darum konkret formuliert: Der Ewigkeitssonntag will nicht Trübsinn und fromme Melancholie verbreiten, sondern den Blick auf den lenken, der das Leben schlechthin ist: Jesus Christus. Und damit bietet dieser Tag die Chance, in einer Kultur des Todes neues Leben zu schöpfen. Denn wer darauf vertraut, dass die Ewigkeit kommt, wird anders glauben und leben können.
Ewigkeitssonntag, nicht Totensonntag
Nun kann man diesen Sonntag sehr unterschiedlich begehen. Das beginnt schon mit der Bezeichnung. So wird in manchen landeskirchlichen Gottesdiensten teilweise auch vom «Totensonntag» gesprochen, früher sogar vom «Gedenktag der Entschlafenen». Seit den 1950er-Jahren ist es jedoch zumeist üblich, den Begriff «Ewigkeitssonntag» zu gebrauchen. Denn schliesslich geht es weniger um ein Erinnern an die Verstorbenen als vielmehr um den, der wiederkommt und die ewige Heimat bereitet.
Am Ewigkeitssonntag wird somit deutlich, dass das Kirchenjahr eigentlich ein Christusjahr ist. Weihnachten und das Christfest erzählen von der Geburt des Gottessohnes. Karfreitag und Ostern berichten dann von seinem Tod und der folgenden Auferstehung. Christi Himmelfahrt erinnert, wie der Name schon sagt, an den Aufstieg in die unsichtbare Welt. Das Pfingstfest wiederum bezieht sich auf Christus, wie er durch die Ausgiessung des Heiligen Geistes in seiner Gemeinde fortan wohnt. Der Ewigkeitssonntag bildet das Ende dieser Linie und verweist auf die ausstehende Ankunft des Herrn.
Fenster zum Glauben
In vielen landeskirchlichen Gottesdiensten ist es am Ewigkeitssonntag üblich, die Namen der verstorbenen Mitglieder laut vorzulesen. Gegebenenfalls werden dabei auch Kerzen angezündet. Was hier zu eignen scheint, wirkt allerdings in Freien evangelischen Gemeinden oftmals steif und bisweilen aufgesetzt. Denn hier kennt man sich gut und weiss voneinander. Überhaupt stellt sich die Frage, ob mit diesem oder ähnlichen Bräuchen nicht vom Eigentlichen des Tages abgelenkt wird. Denn es geht ja um Christus, sein Kommen und die Ewigkeit. Und das könnte eine echte Steilvorlage für einen missionarischen Gottesdienst sein.
Was spräche dagegen, am 24. November mal wieder einen Gottesdienst mit missionarischem Profil zu planen? Neben den üblichen Elementen könnte man etwa eine Gesprächsrunde führen mit Menschen, die das Sterben in ihrer Familie erlebt haben. Und mit solchen, die etwas davon berichten können, wie die Gegenwart Christi die Sterbezimmer erhellt. Vielleicht bietet es sich auch an, Mut zu machen, sich dem Tod immer mal wieder zu stellen. Etwa, indem man Friedhöfe oder ganz bewusst Beerdigungen besucht. Es liesse sich auch der Film «Real Life» einspielen, der die letzten Tage des christlichen Influencers Philipp Mickenbecker dokumentiert. Möglich wäre auch die Vorführung eines passenden Theaterstücks aus der Reihe «Willow Creek Theater» bei Gerth Medien. Oder man besorgt sich frühzeitig Verteilkarten der «Marburger Medien» als Präsent für alle Gottesdienstgäste.
Tod – ein Megathema
Für viele Menschen ist der Tod nach wie vor eine offene Frage. Das Evangelium bietet hier eine verlässliche Antwort. Und diese können wir kreativ und sensibel am Ewigkeitssonntag vermitteln.