Der Alkohol hatte ihre Familie zerstört
«Schon als Kind war mir bewusst, dass es in unserer Familie ein Alkoholproblem gab», erinnert sich Sherry Hoppen. «Aber es war ein Thema, über das niemand sprach.» Die belastende Familiengeschichte erreichte einen tragischen Höhepunkt, als Sherrys jüngerer Bruder und sein bester Freund bei einem selbstverschuldeten Unfall ums Leben kamen – beide waren betrunken Auto gefahren.
«Ich war wütend auf Gott», blickt sie zurück. Der Schock und die Trauer über den Verlust nagten an ihr, und der Alkohol wurde in dieser Phase zu ihrem eigenen Ventil, wenn auch schleichend und heimlich.
Selbst im Doppelleben gefangen
Sherry Hoppen geriet immer tiefer in eine Abhängigkeit, die sie zwar selbst bemerkte, aber lange zu verbergen versuchte. «Man führt ein Doppelleben», beschreibt sie diesen Zustand. «Nach aussen sah alles gut aus. Ich war Mutter, in der Kirche engagiert, mein Mann war Ältester. Niemand konnte ahnen, dass ich ständig mit einem geheimen Vorrat an Alkohol unterwegs war.» Das Versteckspiel zermürbte sie – doch die Scham hielt sie davon ab, Hilfe zu suchen.
«Sucht wächst im Dunkeln»
Die Wende kam erst, als Sherry isoliert und ohne Hoffnung dastand. «Die Sucht wächst im Dunkeln», resümiert sie heute nachdenklich. «Man denkt, es ist zu spät und niemand versteht, wie tief man drin steckt.»
Trotz regelmässiger Gemeindebesuche und Gebete fühlte sich Sherry Hoppen allein gelassen. «In der Kirche habe ich mich oft gefragt: Wenn sich jeder seine Sünden auf die Stirn schreiben müsste, was würde dann passieren? Aber ich selbst hätte nicht den Mut gehabt, mir 'Alkoholikerin' auf die Stirn zu schreiben.»
Ein überraschender Vorschlag
Der erste Versuch, den Alkohol hinter sich zu lassen, kam für Sherry Hoppen völlig unerwartet in Form eines mutigen Vorschlags: «Ich arbeitete in einer christlichen Organisation, die eine Fahrradtour von Michigan nach Texas organisierte, um Spenden zu sammeln. Als unser Leiter mich bat, mitzufahren, habe ich zuerst gelacht und Nein gesagt.» Aber die Idee liess sie nicht mehr los. «Nach zehn schlaflosen Nächten meldete ich mich an und betete, dass mich diese Reise endlich befreien würde.»
Keine Masken und Versteckspiele mehr
«Diese Reise war die härteste, die ich je gemacht habe», sagt Sherry Hoppen. «Aber sie hat mir gezeigt, dass ich auch ohne Alkohol stark sein kann. Zwei Wochen lang war ich völlig frei von meinen dunklen Gedanken und konnte mich Gott gegenüber öffnen. Es gab keine Masken mehr, kein Versteckspiel.»
Die Reise war körperlich und mental anstrengend, aber zum ersten Mal seit Jahren erlebte sie Leichtigkeit und ein neues Gefühl von Freiheit. «Als ich das Ziel erreichte, war ich voller Hoffnung, aber auch voller Angst vor dem, was danach kommen würde.»
Zurück in alten Mustern
Zurück im Alltag verfiel sie jedoch schnell wieder in alte Muster. «Ich habe mir eingeredet, dass ich einfach noch nicht bereit war, loszulassen», gibt Sherry Hoppen offen zu. Das Trinken eskalierte und Sherry wusste, dass sie damit ihre Familie und ihre Ehe aufs Spiel setzte. «Mein Mann und ich standen kurz vor dem Ende unserer Ehe. Wir sprachen kaum noch miteinander.»
Der Schritt, der alles veränderte
Doch nach einem Zwischenfall mit einer Überdosis Alkohol, bei dem ihr eine Freundin half, wusste Sherry Hoppen, dass es so nicht weitergehen konnte. «Als ich allein war, hörte ich den Song 'Revelation' von Third Day und fiel auf die Knie.» In dieser tiefen Verzweiflung betete sie: «Gott, ich gebe auf. Ich kann nicht mehr.»
Mit einer mutigen Geste schüttete sie den letzten Tropfen Alkohol in ihrem Haus aus und übergab ihre Sucht Gott. «Ich hob eine Hand zu Gott, während ich mit der anderen die Flasche öffnete und auskippte. Und ich sagte: 'Gott, nimm es. Ich gehöre dir.'»
Erneuerte Beziehungen
Seitdem hat Sherry Hoppen keinen Alkohol mehr angerührt. Sie hat eine neue, vertrauensvolle Beziehung zu ihrer Familie und zu Gott aufgebaut. «Ich begann meine Tage mit Andachten und Bibellesen», erzählt sie. «Ich spürte, wie Gott mich Tag für Tag stärkte und mit seiner Gnade überschüttete.»
Heute, zehn Jahre später, blickt Sherry dankbar auf ihre Reise zurück. «Gott war die ganze Zeit bei mir, selbst als ich in der tiefsten Dunkelheit war. Ich sehe jetzt, dass er mich nie verlassen hat, sondern nur darauf gewartet hat, dass ich endlich loslasse.»
Ihre Geschichte ist ein Hoffnungsschimmer für alle, die in ähnlicher Dunkelheit gefangen sind. «Es gibt immer Hoffnung», sagt Sherry Hoppen. «Und Gott ist stärker als jede Sucht und jedes Geheimnis, das wir verbergen.»
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