5 besondere Freundschaften in der Bibel
Jeder braucht Freundinnen und Freunde. Wir profitieren auf ganz besondere Art von Menschen, die uns nah sind – gerade, weil das Profitieren beim Zusammensein mit ihnen keine Rolle spielt. Weil wir sein können, wie wir sind. Auch in der Bibel begegnen wir Menschen, die nicht nur für eine gewisse Wegstrecke miteinander unterwegs waren, sondern die eine tiefe Freundschaft verband. Was war das Besondere an diesen Beziehungen? Was lässt sich für uns heute davon lernen?
David & Jonathan
Die Freundschaft in der Bibel schlechthin ist die von David und Jonathan. Als sich der Hirtenjunge, der gerade seinen ersten Kriegserfolg feierte, und der Königssohn kennenlernten, «da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids, und Jonathan gewann ihn lieb wie seine eigene Seele», heisst es in 1. Samuel, Kapitel 18, Vers 1. Was sie verband, war eine tiefe Liebe zueinander, die an scheinbaren Standesunterschieden nicht scheiterte und eine unverbrüchliche Loyalität, in der sie trotz grosser Schwierigkeiten zueinanderstanden – immerhin ging es um nicht weniger, dass David zum Staatsfeind erklärt wurde und sterben sollte. Dazu kam noch eine bei Männern oft unterbelichtete Ebene: die der Gefühle. Die beiden konnten zusammen lachen und weinen und taten das auch.
Heute: Ob eine Jungs- zur Männerfreundschaft wird und ein Leben lang hält, lässt sich schwer vorbestimmen. Aber Liebe, Loyalität und ein echter Gefühlsaustausch machen solch eine lebenslange Freundschaft erst möglich.
Elia & Elisa
Manche Freundschaften bewegen sich auf Augenhöhe, andere sind eher Mentoring-Beziehungen, bei denen eine Person die andere fördert, so wie bei den Propheten Elia und Elisa. Elia gilt bis heute als Inbegriff des biblischen Propheten, sein Dienst war geprägt von politischer Wirksamkeit, ausserordentlichen Wundertaten und tiefer Depression. Mitten hinein in solch eine Durststrecke erhielt er von Gott den Auftrag, Elisa «zum Propheten [zu] salben an seiner Stelle». Er gewann neue Hoffnung, einen Freund und einen Nachfolger, der im Anschluss aus der einsamen Arbeit des Einzelkämpfers ein gemeinsames Engagement mehrerer Propheten machte. Von beiden Seiten aus war die Beziehung zwischen Elia und Elisa eine gezielt ausgewählte Freundschaft.
Heute: Manche Freunde fallen einem zu, aber oft ist es sinnvoll, konkret nach Menschen zu suchen, die man fördern kann bzw. die einen selbst voranbringen. Die Frage, wie man sich gegenseitig ein Segen sein kann, muss die Freundschaft nicht einschränken.
Ruth & Naemi
Das Verhältnis von Schwiegermüttern zu Schwiegertöchtern ist oft Gegenstand von Witzen oder leidvolles Erleben: nicht so bei Ruth und Naemi. Nach einer ganzen Reihe familiärer Katastrophen blieb die junge Witwe Ruth bei ihrer Schwiegermutter und begleitete sie sogar in ein für sie fremdes Land. Dabei sprach sie das bekannte Freundschaftsgelöbnis aus, das bis heute bei Hochzeiten zitiert wird: «Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!» Gott belohnte diese Treue und begegnete den beiden Frauen, die in der damaligen Gesellschaft auf der Verliererseite standen – über die persönliche Versorgung hinaus bis hin zu ihrem prominenten Nachfahren, König David.
Heute: In der Krise stellt sich erst heraus, wer ein echter Freund, eine echte Freundin ist. Die Weichen dazu stellt man vorher durch das Wissen und gegenseitige Erklären, durch dick und dünn füreinander da zu sein.
Mose & Aaron
Die beiden waren zwar Brüder, doch über diese familiäre Verbindung hinaus auch freundschaftlich miteinander verbunden. Diese Freundschaft kam ab dem Moment zum Tragen, wo der Allrounder Mose zu seinen Defiziten stand und erkannte, dass er nicht alles konnte. So war Mose der charismatische Anführer seines Volks, aber Aaron war sein Sprecher und Unterstützer. Gemeinsam verantworteten sie die grösste Rettungsaktion der israelischen Geschichte, weil sie – meistens jedenfalls – bereit waren zusammenzuarbeiten, um Gottes Willen umzusetzen.
Heute: Wenn Freundinnen und Freunde sich nicht nur verstehen und vertrauen, sondern in ihren Unterschieden ergänzen, dann bilden sie oft unschlagbare Teams.
Jesus & wir
Dieses Freundespaar fällt in gewisser Weise aus dem Rahmen. Jesus kommt in der Bibel vor – wir nicht. Doch schon zu seiner Zeit als Mensch nahm er alle in sein Freundschaftsangebot mit hinein, indem er erklärte: «Grössere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde.» Offensichtlich sucht Gott selbst nicht in erster Linie Untertanen, Nachfolger oder Menschen, zu denen er eine gewisse Distanz aufrechterhalten will, sondern er sucht Freunde. So münden die Freundschaften, die die Bibel sonst beschreibt, und solche, die wir in unserem Leben erfahren, darin, dass Gott sagt: «Meine Freundschaft biete ich dir auch an. Du bist mir so wertvoll, dass ich buchstäblich alles dafür gebe – sogar mich selbst.»
Heute: Die anderen Freundschaftsbeziehungen der Bibel betrachten wir nur als Aussenstehende. Wir können höchstens etwas davon lernen. Die Freundschaft von Jesus ist sein Angebot an uns, das in irgendeiner Weise unsere Reaktion fordert, denn zum Befreundetsein gehören zwei.
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