«Als mein Mann starb, kam ich zum Glauben»
Alisa Latty-Alleyne war erfolgsverwöhnt. Mit 37 Jahren leitete sie Vertrieb und Auslieferung einer Firma der Tata-Gruppe. Das weltweit agierende Unternehmen aus Indien beschäftigt fast eine Million Angestellte und ist hierzulande hauptsächlich durch den Fahrzeugbau bekannt. Für diesen Job zog Alisa mit ihrem kleinen Sohn Jacob und ihrem Mann Benny aus dem britischen Coventry in die USA. Sie war die erste Frau in der Firmengeschichte in solch einer Führungsposition und verdiente sechsstellig.
+Die Familie liebte das Leben und genoss den Luxus. Dann kam der Tag, der alles veränderte. Benny hatte einen Arzttermin und kam anschliessend nicht nach Hause. Erst spätabends erhielt Alisa einen Anruf aus dem örtlichen Krankenhaus. Ihr Mann war nach einem Asthmaanfall in die Notaufnahme eingeliefert worden. Trotz aller ärztlichen Bemühungen erlitt er einen Herzstillstand und starb – mit 30 Jahren. Alisas Welt blieb stehen.
Mit Gott in der Küche
Alisa beschreibt Benny und sich in der Zeit davor als «geistlich suchend». Für sie selbst überraschend hatte die Managerin in der Woche vor Bennys Tod einen Film über Jesus im Fernsehen angeschaut. Sie war zwar katholisch erzogen worden, doch seit ihren Teenagerjahren in keine Kirche mehr gegangen und hatte sich von Gott entfernt. «Ich war das schwarze Schaf der Familie, das immer in Schwierigkeiten geriet und irgendwelche Dummheiten machte», beschreibt sie sich selbst. Anderen und vor allem sich selbst wollte sie beweisen, dass sie auch allein Karriere machen könnte. «Nie fühlte ich mich gut genug», sagt sie, aber trotz dieser Selbstzweifel startete sie ihre glänzende Karriere. Status und Einkommen sollten allen beweisen, dass sie es geschafft hatte.
Doch nach dem Tod ihres Mannes fiel ihr Leben wie ein Kartenhaus zusammen – auch ihre Suche nach Gott war zunächst beendet. Alisa kündigte ihre Top-Stellung und kehrte als alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn zu den Eltern nach Grossbritannien zurück. «Meine Identität beruhte so stark auf meiner erfolgreichen Karriere, dass ich dort völlig zusammenbrach», erklärt sie heute. Sie fand keine geeignete Arbeit, verlor jeden Halt und suchte Trost in Alkohol, Drogen und kurzen Liebesabenteuern, «um meinen Schmerz zu betäuben, aber auch um zu vergessen, dass mein Leben jetzt in eine Abwärtsspirale geriet». Sie litt unter Depressionen und als sie eines Tages in ihrer Küche mit Selbstmordgedanken kämpfte, fiel sie auf die Knie und schrie zu Gott: «Wie konnte es so weit kommen? Wenn es dich wirklich gibt und du noch etwas mit mir vorhast, dann musst du musst du dich jetzt zeigen, denn ich schaffe das nicht allein.»
Es kam zwar kein Blitz vom Himmel, aber Alisa beschreibt dieses Gebet trotzdem als «den Moment, der alles verändert hat». Sie übergab Gott ihr Leben und ihre Zukunft, begann, eine Kirche in ihrer Nachbarschaft zu besuchen, die Bibel zu lesen und wurde schliesslich getauft.
Mein Mann wäre stolz auf mich
Alisas Leben änderte sich. Sie trank nicht mehr und fand eine gute Arbeit in der Personalvermittlung – in dieser Branche hatte sie früher angefangen. Gerade stellte sich eine gewisse Normalität ein, als sie meinte, Gottes Stimme zu hören, der sie aufforderte, ihr Unternehmen zu verlassen, und Evangelistin zu werden. «Ich hatte keine Ahnung, wie das aussehen sollte», meint sie, aber sie tat es. Auch bei der folgenden Anstellung im christlichen Bereich machte sie bald Karriere, doch dann las sie eine Stellenanzeige des christlichen Fernsehsenders CBN. Dort wurde eine Moderatorin gesucht – in Teilzeit und befristet. Vom Gehalt hätte sie kaum leben können, doch sie wusste, sie sollte sich dort bewerben. Ohne Vorerfahrungen im Medienbereich erhielt sie die Stelle und wurde kurz darauf zur Leiterin der Medienabteilung befördert. «Das hat mich umgehauen», erklärt sie heute.
Inzwischen, nur zwei Jahre später, arbeitet sie als erste weibliche Direktorin der Organisation und ist mit verantwortlich für das Ziel des Werkes, in den nächsten drei Jahren eine Million Menschen zum Glauben zu führen. «Das Schöne an meinem jetzigen Weg ist, dass er zielgerichtet ist. Es geht nicht darum, dass ich die Beste in meiner Familie bin oder das meiste Geld verdiene. Es geht nicht mehr darum, meine Identität in meinem Job zu finden. Ich kann sein, wie Gott mich geschaffen hat.»
Immer deutlicher sieht sie, dass Gott einen Plan für ihr Leben hat. Eine Weile nach Bennys Tod las sie in dessen Tagebüchern, dass er schon vor längerer Zeit entschieden hatte, Jesus nachzufolgen. Bereits damals hatte ihn ein Asthmaanfall ins Krankenhaus gebracht und Alisa denkt nun: «Ich glaube, dass Benny wusste, dass er nur noch eine gewisse Zeit hatte. Ich vermisse ihn immer noch furchtbar, aber ich weiss, er wäre stolz auf die Frau Gottes, die ich geworden bin. Das, was ich tue, ist auch sein Vermächtnis: Menschen mit Jesus bekannt machen.»
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