Wie Mozarts Klarinettenkonzert ihn zum Glauben zurückführte

Der Autor Francis Spufford
Der Autor Francis Spufford ist Christ. Das war nicht immer so. Er hatte Jahre, in denen er vom Glauben nichts wissen wollte, doch Gott sprach ihn auf ungewöhnliche Weise wieder an.

Als Kind war Aslan sein grosser Held. «Bücher waren meine Mutter, mein Vater und meine Schule», erzählt Spufford in einem seiner Bücher. «Sie haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin.»

Flucht in Bücherwelten

Francis Spufford wuchs als Sohn eines Professorenehepaars im britischen Cambridge auf dem Campus der Universität auf. Den Glauben seiner Eltern beschreibt er als «ernsthaft und überzeugt», doch in den 1970er Jahren gehörte das für die meisten Menschen irgendwie dazu. Wenn Spufford an Gott dachte, dann fiel ihm allerdings weniger die Kirche ein, er lebte damals in der Bücherwelt der «Chroniken von Narnia», die C. S. Lewis ebenfalls in Cambridge verfasst hatte. In Gedanken ging er mit Peter, Susan, Edmund und Lucy durch die fantastische Welt Narnias und begegnete mit ihnen dem Löwen Aslan, der dort für Gott steht. «Es hätte mich glücklich gemacht, wenn Gott einfach nur Aslan gewesen wäre», berichtet er Emma Fowle in einem Interview, denn seine Leseabenteuer waren auch eine Flucht aus der Realität. Seine jüngere Schwester Bridget litt an einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung und ein normales Familienleben fand nicht statt. Spuffords Eltern brauchten ihre gesamte Kraft für die Tochter, auch deshalb kam er mit 13 Jahren ins Internat. Als Bridget ein paar Jahre danach als Teenager starb, hatte Francis Spufford mit Gott bereits abgeschlossen.

Ausgerechnet eine Pfarrerin

Spufford studierte Anglistik und arbeitete anschliessend als Lektor und Autor für einen Sachbuchverlag. Während dieser Zeit lernte er seine Frau kennen – Jessica Martin ist Priesterin in der Anglikanischen Kirche. Dementsprechend spielte Glaube bei ihr eine grosse Rolle, bei ihm allerdings nicht mehr, doch Spufford sagt dazu: «Sie hat mich nicht dazu gedrängt, was sehr klug war.» Das klassische Bild wäre wohl gewesen, dass der Mann als Pfarrer arbeitet und seine Partnerin sich als «Frau Pfarrerin» in der Gemeinde engagierte. Dadurch, dass diese klassischen Rollen bei ihnen vertauscht waren, gab es kaum Erwartungen der Gemeindemitglieder an ihn. «Die Ehemänner von Kirchenangestellten haben es viel leichter als die Ehefrauen männlicher Kirchenangestellten», betont er. Niemand erwartete Glauben von ihm – er hätte auch keinen bieten können.

Mozarts Ruf zur Umkehr

Dann kam der Tiefpunkt ihrer Ehe. In seinen Dreissigern beging Spufford das, was er als «klassischen, destruktiven männlichen Fehler der Lebensmitte» bezeichnet. Er erklärt nichts Näheres, ausser, dass er sich dafür schämt. Es sah so aus, als ob die Ehe am Ende wäre, als Spufford eines Abends in einem Café sass und völlig unerwartet eine Botschaft der Hoffnung erhielt. Dies geschah weder durch einen Freund noch durch die Bibel, sondern tatsächlich durch Mozarts Klarinettenkonzert, das gerade gespielt wurde (hier ist ein Ausschnitt davon zu hören). Der Schriftsteller Richard Powers meinte einmal, es zeige «die Art, wie Barmherzigkeit klingt» – und so empfand Spufford das Stück auch. Er erzählt: «Es geht nicht so: ‘Alles ist in Ordnung’, sondern: ‘Nichts ist in Ordnung, du hast deine Fehler tatsächlich begangen, aber es gibt noch mehr. Es gibt Barmherzigkeit auf der Welt, die man nicht verdienen muss.»

Er erinnerte sich an Gott und all das, was er früher über ihn gehört hatte und ging wieder in die Kirche. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass die Gedanken, die er bei Mozarts Musik bekommen hatte, in Wirklichkeit von Gott kamen. «Mir wurde klar, dass das Christentum überhaupt nichts Kindisches an sich hat. Es ist eine zutiefst realistische Religion, wenn es um menschliches Verhalten geht, und sie ist einfach da und wartet auf Erwachsene, die Mist bauen und keinen Ausweg sehen.»

Christ und Autor

Francis Spufford versteht sich nicht als christlicher Autor. Nach seiner Umkehr zu Gott schrieb er ein apologetisches Buch als Antwort auf Richard Dawkins: «Heilige (Un)Vernunft! Warum Christsein, allen rationalen Bedenken zum Trotz, noch immer erstaunlich viel Sinn macht». Seitdem verfasst er hauptsächlich historische Romane – und zwar recht erfolgreich. Auf den ersten Blick sind es keine frommen Geschichten, aber sie haben alle einen theologischen Unterbau, selbst wenn die Leser davon nichts merken sollten. Immer wieder realisiert der Autor: «Wenn ich zum Ende komme, denke ich: Oh, ich habe diese Geschichte schon wieder erzählt, die sich um Erlösung dreht.»

Christliche Propaganda in seinen Büchern lehnt er ab, aber gleichzeitig nimmt er kein Blatt vor den Mund. Er schreibt nicht «lieb» oder «fromm», aber er weiss aus eigener Erfahrung: «Im Christentum geht es um das ganze menschliche Leben; es hat keine Angst vor den dunklen, den unordentlichen, den schlecht gelaunten, den langweiligen und den lästigen Stellen, den Stellen, deren Bedeutung man kaum ergründen kann, aber darauf vertraut, dass Gott es kann. Der Glaube ist gross und realistisch und hat keine Angst.»

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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