Pfimi-Pastor Ivano Lai

«Die Banner für die Werte Gottes hochhalten!»

In der Pfimi Bern predigt Ivano Lai regelmässig vor mehreren hundert Gottesdienstbesuchern. Er steht mit feuriger Leidenschaft für Jesus ein, der ihn einst erlöst hatte, als er von dunklen, okkulten Mächten gefangen war. Dies ist aber nur die eine Seite des Pfimi-Pastors, wie Livenet-Chefredaktor Florian Wüthrich bei einem Treffen feststellen konnte.
Pfimi-Pastor Ivano Lai predigt das Wort Gottes leidenschaftlich.
Lobpreis in der Pfimi Bern.
Ivano Lai während einer Predigt

Als gelegentlicher Besucher von Youtube-Videopodcasts war mir der Pastor der Pfimi Bern als emotionaler und oft gestenreich auftretender Prediger bestens bekannt. Meine Neugier war auch dadurch geweckt, dass dieser Mann zusammen mit seiner Frau Barbara schon seit 2006 im Westen der Stadt Bern eine Gemeinde leitet, die über 700 Besucher zählt. Der Vorteil des Jobs als Journalist besteht darin, meinen «Gwunder» auch stillen zu können. So traf ich Ivano Lai kurz vor Weihnachten 2019 zum Gespräch in der Cafeteria des Gemeindezentrums Holenacker.

Neben der Bühne ein ruhiger Typ

Der Mann, der auf der Bühne wie ein Vulkan explodieren kann, wirkt im Gespräch ganz ruhig und zurückhaltend. «Viele Leute sind überrascht, wenn sie mich zum ersten Mal persönlich treffen», bestätigt Lai dann auch meinen Eindruck. Er habe eine so starke Begeisterung für das, was Gott tut und wer Gott ist, dass er auf der Bühne fast nicht zu bremsen sei. «Ich liebe das Wort Gottes und theologische Bücher. Das ist wie eine Berufung oder eine Salbung über meinem Leben.»
 
Tatsächlich scheint seine Botschaft anzukommen. 719 Personen waren Ende 2019 in dieser Freikirche als Mitglied registriert. Viele davon besuchen regelmässig die Gottesdienste und sind engagiert in den pfimi@home-Kleingruppen.

«Wir Christen sind gut darin, einander etwas vorzuspielen!»

Diese zwei Bereiche – der Gottesdienst und die Kleingruppen – sind es, für die Ivano Lai brennt. Er habe schon 1996, als er in der Pfimi Brig die ersten Erfahrungen als Pastor sammelte, ein klares Bild von Gott erhalten, auf diese beiden «Flügel» zu achten: «Es braucht den Gottesdienst, wo alle zusammenkommen und Jesus feiern. Dort steht das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Aber auch der andere Flügel ist wichtig; ein Gefäss, wo jeder Einzelne betreut wird. Dies versuchen wir treu zu leben.»

Ivano Lai und sein Leitungsteam träumen davon, dass eine Gemeinde wie eine Familie zueinandersteht. «Eine Familie, die trägt» ist auch einer der Grundwerte der Pfimi Bern. Er selbst habe auch seine «Ups and Downs» und brauche einfach Freunde im Leben, die ihn unterstützen. Daher leite er selbst keine Kleingruppe. «Hier möchte ich einfach Bruder sein und auch von meinen persönlichen Kämpfen erzählen.» Christen seien gut darin, einander etwas vorzuspielen, beobachtet Lai. Deshalb sei ihm besonders wichtig, ein Umfeld zu schaffen, wo man einander trägt und manchmal auch ermahnt.

Keine Angst, für konservative Werte einzustehen

Familie zu sein bedeutet für den gebürtigen Zürcher nicht, eine Wohlfühloase zu kreieren. Richtschnur sei für ihn, wie er mit seinen eigenen Kindern umgehen würde. Dazu gibt er ein Beispiel: «Wir hatten den Fall, dass der Sohn eines Mitarbeiters mit seiner Freundin zusammenziehen wollte. Wir konfrontierten ihn dann damit, dass er nicht Mitglied sein könne, wenn er mit dieser Frau jetzt schon zusammenziehe. Was passierte danach? Jesus berührte am kommenden Sonntag sein Herz und er entschied sich, doch noch nicht zusammenzuziehen. Nur war das Problem, dass die junge Frau ihre Wohnung bereits gekündigt hatte. Also organisierten wir der jungen Frau für ein paar Monate ein Zimmer bei einer Familie und halfen dem Paar, zeitnah zu heiraten. So verstehe ich Familie.»

Aus dieser Episode aus dem Kirchenleben der Pfimi Bern wird klar: Von einer Anpassung an den Zeitgeist hält Ivano Lai gar nichts. Er sieht es vielmehr als Aufgabe der Gemeinde, für biblische Werte einzustehen. «Wir sollten die Banner für die Werte Gottes hochhalten!»

Prägende Erfahrungen im Okkultismus

Dieses Kämpferische, dieses Gegen-den-Strom-Schwimmen gehört für Lai zum Christsein dazu. Vermutlich hat dies auch stark mit seiner eigenen Geschichte zu tun. In seiner Jugendzeit irrte er als spirituell Suchender während sechs Jahren umher. Er suchte Orientierung im Okkultismus und erlebte, wie diese schwarzen Mächte mehr und mehr Besitz von ihm ergriffen. «Was ich am Anfang noch kontrollieren konnte, fing irgendwann an, mich zu kontrollieren», blickt Lai auf dieses dunkle Kapitel seines Lebens zurück. «Ich landete irgendwann beim Kartenlegen, Handlesen und weiteren Praktiken, die mich kaputt machten.»

Dies war der Moment, wo auch Christen anfingen, in sein Leben zu sprechen. Bei einem Skiwochenende in Österreich sei all das Dunkle in ihm hochgekommen. Er sei am Boden gewesen. Doch Gott sei Dank sei ein Christ in der Runde cool geblieben und habe sich die halbe Nacht Zeit genommen, um ihm das Evangelium zu erklären. In diesem Kampf habe ihm ein Bibelvers geholfen, den ganzen Dreck hinter sich zu lassen. «Als ich diesen Vers im achten Kapitel des Johannes-Evangeliums entdeckte, 'Nur wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei…', merkte ich, dass dies auch für mich zutraf. In dieser Nacht in Österreich hat Jesus mich befreit in ein neues Leben!»

Was Leben in Freiheit wirklich bedeutet

Diese neue Freiheit bedeute aber nicht – und das lehrt Lai heute auch mit viel Überzeugung in seiner Church – ein Freipass zu einem Leben nach Lust und Laune. Es sei vielmehr wichtig, eine gewisse Selbstkontrolle zu erlernen. «Ich muss lernen, mich selbst im Griff zu haben und nicht einfach nach dem Lustprinzip zu leben. Als Christ will ich mich auf das konzentrieren, was Gott als gut und richtig ansieht. Denn alles, was mich bindet, ist nicht in Ordnung.»

Was Ivano Lai zum Anfang des neuen Jahrzehnts stark beschäftigt, ist die zunehmende Abmilderung der biblischen Werte zu Gunsten des Mainstreams. Dies sei vor allem bei Fragen rund um die Sexualethik und Geschlechterfragen zu beobachten. Da versuche er mit internen Schulungen für die Leiterinnen und Leiter in der Church entgegenzuwirken. «Wir haben manchmal Angst davor, dass wir Leute mit der Wahrheit abstossen könnten und unterschätzen die Kraft klarer Hausregeln.»

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Datum: 05.01.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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