Über die Sehnsucht nach einem Zuhause

Andreas Keller
Im Livenet-Talk spricht Andreas Keller, Leiter der Stiftung Schleife, über seine Liebe für die Bauern, der Sehnsucht nach Heimat und einer hoffnungsvollen Perspektive. Und er gibt persönlichen Einblick in die Trauer um seinen Vater.

Andreas Keller, Gesamtleiter der Stiftung Schleife, drückt im Livenet-Talk seine Dankbarkeit für den eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag aus. «Ein Staatengebilde ist noch immer vom Segen Gottes abhängig.» Auch heute gäbe es Menschen, die nicht nur an christlich geprägten Werten festhalten, sondern auch daran, dass wir von der Gunst Gottes abhängig sind. «Wir brauchen immer wieder diesen Tag, wo wir innehalten und sagen: Gott, wir haben es nicht, wir sind es nicht und an dir ist alles gelegen.»

Ein Herz für Bauern

«Ich bin ursprünglich Schreiner und wuchs sehr geerdet auf», erzählt Andreas. In seiner Kindheit habe er Wochenenden auf dem Hof seiner Urgrossmutter verbracht. «Nebenan waren die Bauern. Ich habe damals zwar mit einer landwirtschaftlichen Lehre geliebäugelt, doch dann kam es anders.» Später sei in seinem Herzen etwas Wegweisendes passiert. «Ich erhielt vom Herrn Jesus eine übernatürliche Liebe für die Bauern. Das ist unerklärlich. Es ist nicht Nostalgie und es sind auch nicht nur schöne Erinnerungen.» Daraufhin hat er sich dann auch noch etliches Wissen über die Landwirtschaft angeeignet.

Manchmal klinge das Engagement für Landwirte und alles, was daraus entstanden ist, nach Strategie, Flip Chart und Marktlücke. Dem hält Andreas entgegen. «Bauern sind keine Marktlücke und auch keine Bevölkerungsgruppe, die man bewirtschaftet.» Bauern seien Teil der Gesellschaft und Andreas erkennt darin das Herz Gottes. In diesem Sinn sei Andreas auch vom Feedback von Bauern berührt. «Danke, dass ihr uns die Würde zurückgegeben habt.»

Politik für die Bauern

«Politik hat schon im Himmel angefangen.» Andreas erwähnt Gottes Massnahmen gegen die Rebellion. Politik sei immer nötig und gehöre auch zu seinem Anliegen, sich für Landwirt zu engagieren. «Politik fliesst da hinein. Nicht in erster Linie Parteipolitik, sondern in dem Sinne, dass wir für Rahmenbedingungen einstehen, welche die Arbeit des Bauernstandes ermöglichen.» Deshalb kommen auch Politiker zu den Bauernkonferenzen der Stiftung Schleife – vornehmlich aus der politischen Mitte und Rechts. «Die eher Linken kamen bisher nicht – leider. Es ging aber nicht um die Parteien, sondern darum, sich für eine gesunde Politik einzusetzen.» Das soll dem entgegenwirken, was viele Politiker sagen. Sie geben nämlich an, dass das politische Klima vergiftet und stark polarisierend sei.

Sehnsucht nach einem Zuhause

In unserer Zeit der Globalisierung fragen sich längst nicht mehr nur Christen, wo denn ihre Heimat ist. «Wo kann ich ankommen? Wo kann meine Seele atmen? Und wo habe ich meine Wurzeln?» Solche Fragen nimmt Andreas wahr und will ihnen begegnen. Er glaubt beispielsweise, dass das Gefühl von Heimat ein Stückweit in schweizerischer Musik oder urtümlicher Sprache gefunden werden kann. So verwendet er in seinem Buch «geerdet» Begriffe wie «fuhrwerket».

In unserer schnelllebigen Zeit schätzen es Leute immer mehr, einen Ort zu haben, an dem sie sich zu Hause fühlen. Einen Ort, an welchen sie heimkommen und sich geerdet fühlen können.

Eine hoffnungsvolle Perspektive finden

Hoffnungslosigkeit und Resignation sind heute verbreitete Themen. «Die Selbstmordrate ist sehr gross geworden und das Sorgentelefon und Anlaufstellen sind wachsend.» Unterschwellig leben wir in ständigem Stress. «Wir brauchen die richtigen Ventile.» Jammern, lästern oder sich beschweren sind da kaum die richtigen Auswege. Andreas spricht von einem Lebensstil des Überwindens, ohne schwierige Lebensumstände zu verneinen oder zu verleugnen. «Ich sage nicht, mir geht es gut. Nein: Mir geht es nicht gut. Aber ich sage: In Ihm geht es mir gut!» Er will die Schwierigkeiten wahrnehmen und darüber reden, dann aber – genauso wie die Psalmisten – eine hoffnungsvolle Perspektive finden, welche in einer Proklamation endet. «Gott hat die Kontrolle, ich proklamiere das!»

Für den Föderalismus der Schweiz

Im Talk geht es auch um respektvollen Umgang und darum, Mitmenschen nicht penetrant von der eigenen Meinung überzeugen zu müssen. Andreas betont, dass es nicht darum geht, keine Meinung zu haben oder diese zu verleugnen, sondern darum, andere mit einer anderen Sichtweise zu respektieren. In einer Zeit der Polarisierungen brauche es dringend Brückenbauer. «Brückenbauer zu sein bedeutet nicht, keine Meinung oder kein Profil zu haben.» Vielmehr brauchen Brückenbauer einen starken Brückenkopf, um genügend Kraft für eine Brücke zum Gegenüber aufbringen zu können.

«Wir müssen der Vielfalt in unserer Schweiz Sorge tragen», ist Andreas überzeugt. Damit spricht er von den verschiedenen Sprachen und dem Föderalismus. «International wird vom Fall Schweiz geredet», unterstreicht er die vorbildhafte Stellung unseres Landes. «Und da braucht es Brücken, es braucht Leute, die zuhören, ohne gleich eingeschnappt zu sein. Es braucht profilierte Leute, die eine Meinung vertreten dürfen und dabei andersartige Leute lieben und annehmen.»

Zum Schluss des Talks berichtet Andreas auch noch vom Trauerprozess um seinen Vater und wie seine Familie damit umgeht.

Sehen Sie sich hier den Talk mit Andreas Keller an:

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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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