Aleksey Raikhstadt: «Ich betete, bevor ich Autos stahl»

Aleksey Raikhstadt
Als Aleksey in einer Zelle in Sibirien sass, weil er ein Auto gestohlen hatte, schien sein Leben am Ende, doch Gott hatte noch viel mit ihm vor. Er begegnete dem jungen Juden und führte ihn in die Freiheit – äusserlich und innerlich.

Wer Aleksey Raikhstadt heute begegnet, kann kaum glauben, was er über seine Vergangenheit erzählt. Doch der Pastor der Beit-Immanuel-Gemeinde in Tel Aviv, in der sich messianische Juden versammeln, hat eine kriminelle Vergangenheit.

Keine Arbeit und kein Geld

Aleksey wächst in Jakutien auf. Die sibirische Teilrepublik Russlands ist zwar fast so gross wie Indien, dort leben aber nur eine Million Einwohner – und Arbeit gibt es kaum. Als junger Mann fragt er sich, wie seine Zukunft aussehen soll. Er trifft sich mit Schulfreunden und die wollen ihm eine Geschäftsidee vorstellen. «Das klingt gut», meint er und sie bringen ihm bei, Autos zu stehlen und am Stück oder in Einzelteilen zu verkaufen. Als sie nach einer erfolgreichen Nacht bereits wieder auf dem Rückweg sind, fahren sie an einem geparkten Wagen vorbei. «Stopp!», ruft Aleksey, «das ist genau das Modell, was ein Kunde haben möchte. Den nehme ich noch mit.» Er bricht den Wagen auf, schliesst ihn kurz und versucht gerade, die Lichtleitungen zu verbinden, als es plötzlich hell wird: Ein Polizeiwagen steht genau vor ihm und blendet ihn. Er ist ertappt!

Als die Polizei zur Seite fährt, um ihn zu verhaften, nutzt er die Gelegenheit und tritt das Gaspedal bis zum Blech durch. Ohne Licht rast er durch die Nacht und versucht zu entkommen. Über die winterlich vereiste Strasse flieht er vor seinen Verfolgern, als er im Dunkeln bemerkt, dass diese vor ihm scharf abknickt. Er hat keine Chance, diese Kurve zu kriegen. Kurz denkt er an seine Eltern und die Schande, die er ihnen gemacht hat, denn er realisiert: «Das hier ist das Ende. Ich werde sterben.» Mit dieser Überlegung gibt der 18-Jährige noch einmal Gas und fährt geradeaus auf die Betonpoller neben der Strasse zu. Er fliegt darüber und das Auto überschlägt sich mehrfach. Die Verfolger fahren vorbei, weil er kaum Spuren hinterlassen hat, und Aleksey kann das völlig zerstörte Auto praktisch unverletzt durch die einzige Tür verlassen, die sich noch öffnen lässt. Er hat keinen Kratzer abbekommen. Zu Fuss flieht er, ruft einen Freund an, der ihn abholt, und lässt sich von ihm nach Hause bringen.

Als Dieb verhaftet

Ein anderer Freund kommt vorbei und bringt Männer mit, die sich als Polizisten herausstellen. Sie führen ihn ab und bringen ihn zur nächsten Polizeistation. Aleksey kann sich nicht erklären, warum sie so sauer auf ihn sind, bis er hört, dass das Auto, das er gestohlen hat, ein ungekennzeichnetes Polizeiauto war. Die Polizisten wollen ihm unbedingt nachweisen, dass er es gestohlen hat. Wegen des Unfalls müsste er eigentlich verletzt sein, doch bei einer Untersuchung stellt sich heraus, dass er komplett unversehrt ist. Aleksey erklärt: «Aber das ist kein Problem für russische Polizisten. Sie haben mich ein paar Stunden lang ‘behandelt’ und anschliessend sah ich so aus wie nach einem schweren Unfall.»

Dieser Tiefpunkt seines Lebens ist gleichzeitig ein Wendepunkt, denn Aleksey realisiert in der Zelle der Polizeistation, dass Gott tatsächlich existiert. Er hatte nie daran gezweifelt, doch es hatte keine Bedeutung für sein Leben. Jakutien hat ihn atheistisch geprägt und auch seine jüdische Familie ist säkular eingestellt. So wie manche «christlichen» Familien nur Weihnachten feiern, feiern sie nur Passah und kümmern sich sonst nicht gross um den Glauben.

Bei Aleksey ist das etwas anders. Er hat bereits von Jesus gehört und ist fasziniert von ihm. In der Bibel hat er das «Vater unser» entdeckt und findet es so berührend, dass er es jeden Abend betet, bevor er loszieht, um Autos zu stehlen. Doch jetzt in der Zelle geschieht etwas Neues. Der junge Mann hat den Eindruck, dass Gott dort steht und ihn ansieht. Er ist wie ein alter Mann, der den Kopf schüttelt und sagt: «Tu das nicht mehr.» Und Aleksey bittet ihn um Hilfe.

Mehr als Hilfe

Die Familie hat kein Geld für einen Anwalt, also suchen seine Eltern nach Alternativen. Alekseys Mutter kommt in Kontakt mit evangelischen Christen und diese beten für ihn. Sie bringt ihrem Sohn ein Neues Testament in die Zelle und er liest darin. Als im gleichen Moment das Licht durch die Wolken bricht und ein Sonnenstrahl die Zelle erhellt, ist sich Aleksey sicher, dass er freikommen wird. Im selben Moment dreht sich der Schlüssel in der Tür und ein Wächter ruft ihn heraus. Bis zur Verhandlung darf er nach Hause. Vor seinem Prozess lernt er die christliche Gemeinde ebenfalls kennen und erlebt, wie sie für ihn beten. Zuversichtlich geht er deshalb in seine Verhandlung. Heute unterstreicht er: «Ich hatte eine völlig falsche Einstellung. Ich suchte Gottes Hilfe, aber nicht Gott.»

Neubeginn in Israel

Er wird verurteilt, kommt aber immerhin auf Bewährung frei. In sein altes Leben will er nicht mehr zurück, aber wie soll ein neues aussehen? Aleksey besucht regelmässig die Kirche und liest die Bibel. Überrascht lernt er, dass es keinen Bruch zwischen Altem und Neuem Testament gibt, sondern Jesus die Erfüllung dessen ist, was das Judentum ausmacht. Schliesslich will er mehr als nur einzelne Hilfsangebote Gottes annehmen und übergibt Jesus sein Leben. Er besucht eine Bibelschule und lernt dort seine Frau kennen. Für eine Weile ziehen sie in den östlichsten Teil Russlands, um dort als Missionare zu arbeiten. Als sie jedoch die Möglichkeit erhalten, «Alija zu machen», also nach Israel auszuwandern, tun sie dies. Sie fangen neu an im Land ihrer Vorfahren, lernen Sprache und Kultur kennen und suchen sich eine hebräisch sprechende messianische Gemeinde. Dort arbeitet Aleksey etliche Jahre lang mit, bis der Pastor in den Ruhestand geht. Seit 2019 ist er jetzt als sein Nachfolger im Dienst.

Die Erlebnisse von früher aus Russland begleiten Aleksey bis heute. Sein Vater erzählte ihm nach dem Unfall: «Ich habe das Auto gesehen – es war völlig zerstört. Das Lenkrad war zerbrochen und der Motorblock auch. Es war unmöglich, dort lebendig herauszukommen.» Und der Pastor weiss auch, dass es unmöglich war, aus seinem alten Denken und Leben herauszukommen. Damals wurde sein Leben doppelt gerettet – und diese Botschaft gibt Aleksey heute an andere Menschen weiter: «Ich brauche nicht zuerst Gottes Hilfe – ich brauche Gott selbst.»

Zum Thema:
75 Jahre Israel: «Gott ändert seine Meinung nie»
Olivier Giroud vor 2. WM-Finale: Er feiert mit Jesus und will sich in Israel taufen lassen
Israel intern kennenlernen: «Nächstes Jahr in Jerusalem!»

Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Jews for Jesus / YouTube

Werbung
Livenet Service
Werbung