Unsere Leidenschaft und Gottes Gebote
Gehorsam läuft unseren natürlichen Neigungen zuwider. Anstatt uns dem Willen eines anderen zu unterwerfen, wollen wir unser Leben autonom gestalten. In Selbstbestimmung wird echte Freiheit gesehen – die letztlich aber selten zum erhofften Glück führt.
Die Freude, für andere zu leben
Wer seine Wünsche aus Liebe zurückstellt und fürs Wohl anderer lebt, findet oftmals eine tiefe innere Zufriedenheit. Bei frischverliebten Paaren sehen wir dies besonders gut. Verliebte leben nicht mehr für sich selbst, sondern für den geliebten Menschen. Und bekannterweise sind sie glücklich.
Wenn ein Mann seine Liebe zu seiner Frau beteuert, sich gleichzeitig aber keinen Deut darum kümmert, ob ihr sein Verhalten Freude oder Schmerz bereitet, ist seine Beteuerung wertlos. Noch liebloser wäre es, wenn er sich aufs Eheversprechen der Frau beruft, während er sein egoistisches Leben führt.
Echte Liebe hat Hände und Füsse
Es gibt Menschen, die mit leuchtenden Augen tun, was sie als Gottes Willen erkennen. Andererseits scheinen sich auch bekennende Christen zuweilen nicht wirklich dafür zu interessieren, wie sie Jesus mit ihrem Verhalten Freude bereiten können. Aussagen wie «Jesus liebt mich immer!» sind dann ähnlich unpassend, wie die Berufung des treulosen Ehemanns aufs Eheversprechen seiner Frau. Gott liebt uns immer, das steht fest. Die Frage ist vielmehr, ob wir seine Liebe annehmen und ihn in der Folge zurücklieben.
Liebe hat Hände und Füsse. Das ist in der Partnerschaft genauso der Fall, wie in unserer Gottesbeziehung. Wir erkennen unsere Liebe an unserem Verhalten.
Echte Liebe besteht nicht nur aus Handlungen
Wenn uns die Liebe zu einer Person fehlt, kann es hilfreich sein, ihr einfach mal etwas Gutes zu tun. Ein Kompliment, eine Handreichung oder eine kleine Aufmerksamkeit bewirken in unserem Herzen Positives.
Liebe besteht aber nicht nur aus äusseren Dingen. Diese können nämlich auch rein mechanisch, vielleicht sogar aus egoistischen Motiven getan werden. Mit Handlungen können wir dem Gegenüber, uns selbst oder einer Drittperson etwas vorspielen. Die hinter unserem Handeln liegenden Motive sind das Wesentliche und irgendwann werden diese auch sichtbar.
Gottes Anfrage an uns
Befolgen wir die Gebote von Jesus gerne? Oder anders gefragt: Lieben wir Jesus? Wenn solche Fragen in die Tiefe unseres Herzens klopfen, erkennen wir Gottes Bemühung um eine Liebesbeziehung mit uns. Er möchte der Mittelpunkt unseres Lebens sein und wünscht sich, dass wir alle Bereiche unseres Seins an ihm ausrichten. Je mehr wir ihm unser Leben übergeben, desto mehr wird er unsere tiefsten Sehnsüchte stillen.
Wenn Gott uns unsere Selbstliebe und unseren Egoismus vor Augen malt, macht er dies nicht, um uns zu beschämen oder ein «geistlicheres Verhalten» von uns einzufordern. Nein, er ruft uns damit in eine tiefere Beziehung mit ihm.
Gottes Paradoxon
Gott will, dass wir gerne nach seinen Geboten leben. Alles andere entspricht nicht seinem Standard. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang von Sünde. Und Gott hasst Sünde! Er liebt uns Menschen aber noch mehr, als er die Sünde hasst.
Gottes Annahme gilt allen, die sich im Vertrauen an Jesus festhalten. Es gibt keine weiteren Bedingungen, um von Gott angenommen zu werden. Obwohl er unser tadelloses Leben will, nimmt er uns an, ohne dass wir dessen würdig sind. Manche Christen denken nun, dass es sich dabei um einen Vertrauensvorschuss handelt und sie in der Folge beweisen müssen, dass Gottes Annahme gerechtfertigt ist. Doch so ist es nicht: Gottes Annahme ist nicht ein Vorschuss, sondern definitiv und unabhängig des darauf folgenden Verhaltens. Trotzdem will Gott, dass wir aus Liebe und mit Freude seine Gebote halten.
Gottes Paradox besteht darin, dass er uns annimmt, ohne seinen Standard einzufordern, damit Menschen dann aus innerem Antrieb heraus nach seinen Geboten leben. Gehorsam ist nicht Bedingung seiner Annahme, sondern die Konsequenz unserer Liebe zu ihm.
Mangelnde Freude an Gehorsam?
Wahrscheinlich haben alle Christen schon einmal erlebt, dass Gehorsam keine Freude bereitet. Darauf können wir unterschiedlich reagieren. Sich mit einer «es ist alles Gnade»-Einstellung zurückzulehnen ist genauso wenig die Lösung, wie Disziplin oder Anstrengung.
Letztlich liegt der Grund von fehlender Freude an Gottes Geboten in einer erkalteten Liebe für Jesus. Diese Liebe wird am besten dadurch neu entfacht, indem wir uns mit Jesus selbst beschäftigen, Zeit mit ihm verbringen und über seine Liebe und seine Worte nachdenken. Wenn wir ihn suchen, werden wir Freude finden und etwas in uns kommt in Bewegung. Vielleicht müssen wir uns auch von Dingen trennen, die unsere Liebe trüben oder ganz einfach unsere Zeit fressen.
Stellen wir mangelnde Freude an Gottes Geboten fest, dürfen wir dies als Gottes Ruf nach einer tieferen Liebesbeziehung verstehen und dann alles daransetzen, dass unsere Herzen (ganz neu oder zum ersten Mal) für ihn brennen! Christen, die Jesus leidenschaftlich und mit Freude nachfolgen, können dabei eine Hilfe sein.
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