Die «ausländische» Religion

Chinas Angst vor den Christen

Im Land der Mitte wächst das Christentum immer mehr. Das macht der Regierung Angst, obwohl sie ohne den Einsatz der Christen aufgeworfen wäre.
Hauskirchen stellen für die chinesische Regierung eine «Gefahr» dar.

Die Zahl der Christen in China steigt weiterhin rapide an (Livenet berichtete). Grund hierfür ist «die Suche nach dem Sinn im Leben», schreibt die politische Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Petra Kolonko, in der Ausgabe vom 11. Februar. Nach Angaben der staatlich anerkannten protestantischen Kirche haben sich im vorigen Jahr rund eine halbe Million Menschen taufen lassen.

Christen retten China vor dem moralischen Verfall

Die Reaktionen der Regierung hierauf sind allerdings ambivalent. Zwar «stimmen Werte des Christentums mit denen der Kommunistischen Partei Chinas überein, beispielsweise die Ansicht, ein guter Bürger zu sein oder auch die Meinung zur Familie», erklärt Gerda Wielander der Universität Westminster in London und Autorin des Buches «Christian Values in Communist China» (deutsch: Christliche Werte im kommunistischen China).

Auch Petra Kolonko betont, dass die kommunistische Führung den Religionsgemeinschaften mehr Bewegungsfreiheit einräumt und insbesondere ihre sozialen Leistungen anerkennt. Wie das christliche Internetportal ProtestanteDigital berichtet, sind einige chinesische Politiker sogar der Meinung, dass die religiösen Gruppen soziale Dienste anbieten können, zu denen die Regierung nicht in der Lage sei. Sie können das Land ausserdem vor dem moralischen Verfall retten.

Angst vor Christen in der Opposition

Doch auf der anderen Seite hat die Regierung Angst vor der «ausländischen» Religion. Laut ProtestanteDigital sind da zum einen politische prodemokratische Aktivisten, die in unterschiedlicher Weise mit dem Christentum verbunden sind, sei es, dass sie selber Christen sind oder Kontakte zu Christen haben, beispielsweise der Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng oder der Leiter der Studentenaktivistengruppe Joshua Wong.

Auch Kolonko schreibt, dass die Kommunistische Partei den Sturz des kommunistischen Systems in der Sowjetunion sowie in Mittel- und Osteuropa genau analysiert habe und dabei festgestellt habe, dass in vielen Staaten, etwa in der DDR und Polen, Christen führend in der Opposition waren. Deshalb seien Chinas Kommunisten vor allem die Hauskirchen und die katholische Untergrundkirche verdächtig, die sich ihrer Kontrolle entziehen.

«Christen leiden nicht stärker als andere chinesische Bürger»

Dr. Wielander ist allerdings der Meinung, dass Christen in China ganz unterschiedlich behandelt würden und dass dies jeweils von der Einstellung der lokalen Behörden abhinge. «Es ist unbestritten, dass es Fälle gibt, in denen Christen verfolgt werden, aber Christen leiden im Allgemeinen nicht unter stärkerem Missbrauch oder Angriffen als die anderen chinesischen Bürger.»

Datum: 15.02.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / ProtestanteDigital / idea Deutschland

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung