Ein Dalit stellt Fragen

«Warum hat Gott mich als Unberührbaren geschaffen?»

Aus Versehen rempelte Kumar Swamy, der als Dalit («Unberührbarer») in Indien geboren wurde, eines Tages in seinem Dorf auf der Strasse einen Brahmanen beim Kricketspielen an. Es war nur ein Versehen, aber der Junge aus der obersten Kaste war derart erzürnt, dass sich Kumars Leben völlig verändern sollte...
Kumar Swamy (Bild: Screenshot Youtube)

«Du dreckiger Dalit-Hund!», schrie der Brahmanen-Schnösel. Kumar war tief getroffen. «Ich wurde sehr wütend. Ich hatte den Kricketschläger in der Hand. Er ist wie ein Baseballschläger, dick und hart. Ich nahm ihn und verpasste ihm einen Hieb.»

Nach dem Hinduismus muss ein Dalit darauf achten, dass er niemals eine obere Kaste «verunreinigt». Sofort begannen sich die Leute zu versammeln und bildeten einen wütenden Mob von etwa 100 Personen. Zornig zwangen die Leute Kumars Familie, das Dorf für immer zu verlassen.

Unberührbar

«Meine Mutter hat uns ständig gesagt, dass wir Unberührbare sind», erzählt er. «Oft benutzte sie die Worte 'wir sind Untermenschen' – nicht wirklich menschliche Wesen. Sie können sich vorstellen, wie ich mich als Kind gefühlt habe, als ich das ständig von meinen Eltern, von meiner Mutter hörte, die mir sagte, dass wir keine richtigen Menschen sind.»

Die «Unberührbaren» oder Dalit werden am unteren Rand der Gesellschaft geboren und können dort nie herauskommen. Häufig verrichten sie für einen Hungerlohn die niedersten Arbeiten, wie zum Beispiel das Reinigen von Abwasserkanälen. Doch Kumars Vater verdiente gutes Geld als Medizinmann. Er sprach mit Geistern, sprach und brach Zaubersprüche und war wegen seiner dunklen Künste sehr begehrt.

Böse Geister

«Man kann sich vorstellen, wie sehr meine Familie in den Fängen der bösen Geister war», berichtet Kumar. «Es war eine beklemmende, finstere Realität meiner Kindheit.»

Kumar war elf Jahre alt, als er den Brahmanenjungen, wie eingangs erwähnt, mit dem Kricketschläger schlug. Normalerweise spielte er nur mit anderen Unberührbaren, aber manchmal gesellten sich auch andere dazu.

«Er war verletzt, er blutete und es gab einen grossen Aufruhr im Dorf», sagt er. «Innerhalb kürzester Zeit kamen fast 100 seiner Verwandten aus dem Nichts, und sie hielten mich einfach für schuldig.» Kumar konnte froh sein, dass er nicht getötet wurde. Stattdessen verbannten sie ihn ins Exil.

«Warum als Dalit geschaffen?»

«Wir packten das Wenige, was wir hatten, verliessen das Dorf und zogen an einen anderen Ort, in dem überwiegend Dalits lebten», erzählt er. «Das hinterliess eine sehr tiefe Wunde in meinem Herzen.» Mit dem Umzug verlor sein Vater die Arbeit und sie litten unter dem Mangel. Kumar stellte sich viele bohrende Fragen.

«Warum hat Gott mich als Dalit, als Unberührbaren, als Untermenschen geschaffen?», fragte er. «Wir haben zu all diesen Millionen von Hindu-Göttern gebetet – und keine Antwort erhalten. Wie man sich vorstellen kann, war ich ein sehr deprimierter, desillusionierter junger Mann, der nach Hoffnung in seinem Leben suchte, nach der Realität.»

Die Wende

Sechs Jahre später kam Kumars Bruder nach Hause, nachdem er viele Jahre weggewesen war. Er war Christ geworden. «Er kam mit einem breiten, strahlenden Lächeln im Gesicht», erinnert sich Kumar. Sein Bruder hatte einer Gruppe von Christen zugehört, die auf der Strasse sang und predigte – er nahm das Evangelium auf der Stelle an. Die Christen schenkten ihm eine Bibel.

Sein Bruder zeigte Kumar nun die Bibelstelle Genesis Kapitel 1, Vers 27: «So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau.» Das war eine Erleuchtung für Kumar. Es befreite ihn von einer lebenslangen Stigmatisierung, von Missbrauch und systemischer Unterdrückung. Wenn er nach dem Bilde Gottes geschaffen war, war Kumar kein Unberührbarer. Er war frei von der Last, von der Ungerechtigkeit. «In dieser Nacht habe ich Jesus angenommen.»

Zu wunderbar

Aber über Jahre tief verwurzelte Lügen werden nicht sofort aufgelöst. Es dauerte Jahre, bis er die Wahrheit wirklich verinnerlicht hatte. «Ehrlich gesagt hat es einige Zeit gedauert, bis die Wahrheit tief in mir angekommen war, denn es war zu wunderbar für mich zu glauben, dass Gott mich nach seinem Ebenbild, dem allmächtigen Gott, erschaffen konnte.»

Kumar nahm Jesus bereitwillig an, aber sein Vater, der im Hinduismus verwurzelt war, widersetzte sich. Doch seine Mutter kam auch zur Hoffnung auf Jesus.

«Gott tut etwas Ungewöhnliches, noch nie Dagewesenes in unserem Land», sagt Kumar. «Zahlreiche Dalits finden in Jesus echte Hoffnung und eines Tages wollen wir sehen, dass alle Dalits zu Jesus kommen, das ist unser Gebet.»

Zur Webseite:
Dalit Freedom Network Schweiz

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Datum: 02.03.2021
Autor: Roxy Photenhauer / Daniel Gerber
Quelle: GodReports / Übersetzung: Livenet

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