Weltuntergang am 23. September?
Seit Längerem verursacht – vor allem in christlichen Kreisen in den USA – eine bemerkenswerte Sternenkonstellation im September 2017 einen regelrechte «Endzeit-Hype». Im Internet kursieren zahlreiche Videos, Vorträge und Ausarbeitungen, bei denen mitunter auch die Termine der «Entrückung», der «Wiederkunft Jesu» und anderer Events berechnet werden, die Christen gern mit der «Endzeit» in Verbindung bringen.
Sonne, Mond, Jungfrau und Löwe
Eine Bibelstelle aus Offenbarung, Kapitel 12, Verse 1 und 2 redet von einem «Zeichen am Himmel»: «Und es erschien ein grosses Zeichen im Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füssen und auf ihrem Haupt eine Krone mit zwölf goldenen Sternen. Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte grosse Qual zur Geburt.»
Am 23. September 2017 soll die Sonne – astronomisch gesehen – das Haupt der Jungfrau bekleiden. Der Mond soll sich zu ihren Füßen befinden. Im Sternbild Löwe, das aus neun Sternen besteht, sollen sich an jenem Tag zusätzlich noch die Planeten Venus, Mars und Merkur befinden.
Diese drei Planeten sollen zusammen mit den neun Sternen aus dem Sternbild des Löwen eine Krone für die Jungfrau aus insgesamt zwölf Sternen bilden. Diese Sternkonstellation, die sich am 23. September 2017 ereignen wird, kommt nur alle 7000 Jahre einmal vor.
Was selbst Jesus nicht weiss
Wenn man sich den Hype ansieht, der – zugegeben vor allem in den USA – aus dieser Konstellation gemacht wird, wundert man sich, wie schnell eine der Hauptregeln vergessen und verletzt wird, die für die Auslegung der Bibel gelten. Diese Regel sagt: Bibelstellen, die unklar (oder mehrdeutig) sind, sind den klaren Bibelstellen untergeordnet.
Eine sehr klare Bibelstelle, wenn es um die Ereignisse der letzten Zeit geht, kommt aus dem Mund von Jesus selbst: «Niemand weiss, wann das Ende kommen wird. Keiner kennt den Tag oder die Stunde, auch nicht die Engel im Himmel, ja nicht einmal der Sohn Gottes. Allein der Vater kennt den Zeitpunkt.» (Matthäusevangelium, Kapitel 24, Vers 36). Diese Aussage verweist alle Versuche, den Zeitpunkt des «Weltendes» zu berechnen, von Anfang an in den Bereich des Mythos. Nicht einmal Jesus kennt dieses Datum!
Nur für Computer-Freaks
Für die Berechnung der Konstellation vom 23. September sind komplizierte Computerprogramme nötig. Sind allein astrologisch Interessierte und Computer-Freaks auserwählt, dieses Zeichen zu erkennen? Die Konstellation ist am Tag (die Sonne ist ja nötig) auch gar nicht sichtbar. Dazu kommt, dass Sternbilder nicht international gültig sind. In China sieht das wieder ganz anders aus.
Es hat in den letzten 150 Jahren zahllose Berechnungsversuche des Weltendes gegeben – meist verbunden mit Alarm und Angst. Ganze Sekten sind aufgrund solcher Berechnungen entstanden. Auch in neuerer Zeit tauchen mit schöner Regelmässigkeit wellenartig solche Bewegungen auf – die letzten im Jahr 2000 (verbunden mit dem Computer-Hype) und im Jahr 2012 (weil der Maya-Kalender hier das Ende der Welt voraussagte). Sogar Hollywood profitiert bisweilen von solchen Hypes. Für den Moment gilt: Wir werden uns am 24. September im Fernsehen anschauen können, wie am 23. nichts geschehen ist.
Ende oder Anfang der Welt?
Jetzt müssen wir aber auch von der anderen Seite reden. Tatsache ist: Unsere Welt geht nicht ewig so weiter. Das wäre eigentlich eine ziemlich düstere Aussicht, oder? Die Bibel ist ein Buch der Hoffnung und wie ein roter Faden zieht sich die gute Nachricht durch das Alte und vor allem das Neue Testament: Jesus wird einmal wiederkommen. Nicht als jüdischer Messias, sondern als Herr der Welt. Das wird das Ende der jetzigen Welt, vor allem aber der Durchbruch der Neuen Welt sein, die jetzt schon – bruchstückhaft – angefangen hat. Das Beste kommt erst noch!
Vertrösten sich Christen darum auf ein besseres Jenseits, auf eine schönere Zukunft? Die Geschichte zeigt: Immer wenn die Hoffnung auf die Neue Welt lebendig war, haben Menschen nicht die Hände in den Schoss gelegt, sondern die Ärmel hochgekrempelt, in die Hände gespuckt und angepackt, wo Not war. Egal, was am 23. September geschieht: Wir können da, wo wir sind, punktuell an der Neuen Welt arbeiten, die global und umfassend durchbrechen wird, wenn Jesus erscheinen wird – übrigens nicht nur für Computerfreaks, sondern für alle sichtbar.
Dann ist das Vorwort zu Ende, und das erste Kapitel beginnt.
Zum Thema:
Katastrophen traten nicht ein: Wahrsager erleben ein Orakel-Debakel
Ehemalige Wahrsagerin: «Blick in die Zukunft ist nicht harmlos»
Wahrsager auf ganzer Linie versagt: Die Neugier auf die Zukunft
Endzeit: Weiss die Bibel mehr als wir ahnen?
Datum: 26.07.2017
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch