Berner Pfingstkonferenz

«Wie gross ist dein Gott?»

Der Wind des Geistes weht, wo er will. Lassen Christen sich von ihm über die Grenzen des Behaglichen hinausführen? Die 2500 Besucher der dreitägigen Pfingstkonferenz mit Bill Johnson in der Berner Festhalle bekamen Anstösse, im Glauben mehr zu beanspruchen und dranzugeben.
Von Gottes überwältigender Güte leben: Bill Johnson in Bern, rechts der Übersetzer Marius Bühlmann.
Pfingstkonferenz Bern
Pfingstkonferenz Bern

Martin Bühlmann unterstreicht zum Konferenzauftakt mit Lukas 4,18, dass es im Reich Gottes um «Gerechtigkeit heute» geht. Sie kommt zum Tragen, wenn «Jesus in der Gemeinschaft von Menschen lebt, die vor Ort ihren Glauben leben. Alles was verbogen, zerbrochen, verdreht ist, wird durch die Menschen, die Jesus gemeinsam sichtbar machen, ins richtige Licht gestellt.» Bühlmann, Gründer der Vineyard Bern, die die Konferenz organisiert hat, nimmt kein Blatt vor den Mund: «Dein Reichtum stinkt, solange er im Reich Gottes keine Frucht bringt. Wie wollen wir Gott erleben, wenn wir nicht unsere Herzen für den Nächsten öffnen?»

Segen für die Nachbarländer

Zu den Benachteiligten gehören auch Ausländer. Die Schweizer, in der Berner Festhalle die Mehrheit, fordert der nach Berlin gezogene Vineyard-Leiter heraus: «Wir wollen Segen sehen für unsere Nachbarländer; wir wollen, dass sie mehr gesegnet werden als wir.» Die Einheit von Christen ist für den einst von John Wimber geprägten Charismatiker «eine Frage der Herzenshaltung». An der Konferenz, welche die Schule für Heilung in Thun und die Winterthurer Stiftung Schleife mit der Berner Vineyard-Gemeinde tragen, bläst in den ersten der zwölf Plenumsveranstaltungen ein sanfter pfingstlicher Wind. 

Unvorstellbar gütiger Gott

Was bringt Bill Johnson aus Kalifornien? Der Gastredner, Hauptpastor der Bethel Church in Redding, spricht am Samstagmorgen vom Glauben als der Zuversicht ins Wesen Gottes. Glaube gedeiht mit erneuertem Denken: «Dein Denken wird entweder erneuert oder es steht mit Gott auf Kriegsfuss.» Gott ist unvorstellbar gütig, sagt der US-Pastor, dessen Bücher weltweit gelesen werden. «Unser Vorrecht als Gemeinde ist, den Vater zu offenbaren. Die Offenbarung der Güte des Vaters – das ist unser Auftrag. Es ist Zeit für die Gemeinde, von der Güte Gottes überwältigt zu werden.»

Gottes Herrschaft in allen Umständen sehen

Die Erneuerung des Denkens erläutert der Pastor anhand von Paulus‘ Aussage im Römerbrief (Kapitel 12, Vers 2). Sie sei dann geschehen, «wenn das Unmögliche logisch erscheint». Ein erneuertes Denken macht laut Johnson Reue und Umkehr sichtbar. Er vermutet, «dass die meisten Christen genug bereuen, um Vergebung zu erlangen, aber nicht genug, um Gottes Reich zu sehen, um in jeder Situation die Herrschaft Gottes und seine Absichten zu sehen». Es gelte, von der unsichtbaren Realität in die sichtbare hinein zu denken. Johnson ist überzeugt, dass sich die Bitte im Unser-Vater jetzt erfüllt: «Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel!“ Und: «Das beste Instrument, Gottes Willen hier sichtbar zu machen, ist das erneuerte Denken.»

Und das Leiden?

Gegenüber alttestamentlichen Leidensgeschichten (Hiob) hält der kalifornische Pastor fest, dass sie die Kraft von Jesus nicht in Frage stellen dürfen. Wer zu ihm gekommen sei, den habe er geheilt. Er weigere sich, Theologie um einen nicht Geheilten zu bauen, sagt Johnson in der Berner Festhalle. «Ich brauche da keine Erklärung, sondern eine grössere Salbung. Ich muss bereit sein zu gehorchen, auch wenn ich nicht verstehe.» Erneuertes Denken setzt im übrigen laut Johnson mehr voraus als nur eifriges Bibelstudium. Es ermächtigt zu einem Glauben, der «statt der Grösse des Problems die Grösse der Verheissung sieht».

Mehr Segen

Am Samstagabend spricht der Kalifornier so heiter wie gehaltvoll über Gottes Segen. «Es kostet alles, Jesus nachzufolgen, aber dafür erhalten wir alles.» Gott habe die Menschen geschaffen, um in der Fülle der Freude zu leben, und diese spiegle seine Freude an ihnen. Johnson lädt dazu ein, mehr Segen in allen Belangen zu erbitten, und warnt dabei jedoch vor einer Demut, die geistlichen Egoismus bemäntelt. «Was immer uns Gott an Segen gibt, ist Anderen zur Ausrüstung weiterzugeben.»

Christen, die sich in der Öffentlichkeit vor allem durch Protest und Kritik bemerkbar machten, vermittelten das Bild eines Gottes, der über jeden zornig sei, sagt der Pastor aus Kalifornien. Dabei offenbare Gottes Geist seine Liebe und Grosszügigkeit in einem überwältigenden Masse. Die Bethel-Gemeinde in Redding bemüht sich seit Jahren um eine «Kultur der Ehre», in der die Begabungen möglichst aller Glieder gewürdigt und sie bevollmächtigt werden: Es gelte, «den Segen zu feiern, den jemand anders erhält, ohne Neid.»

Heart of Worship    

Den Predigten in der Festhalle geht längerer, inniger Worship voran. Die Vineyard-Band nimmt an dem Abend das Hingabegebet von Niklaus von Flüe auf. In den Sonntag startet ihr Leiter Bene Müller mit dem Kanon «Ein heller Morgen». Ruhige und bewegte Songs wechseln sich ab, von der elfköpfigen Band instrumental vielfältig interpretiert. Wiederholt bitten die Vineyard-Leiter den Heiligen Geist, zu kommen und sein Werk zu tun, und sie räumen dafür Zeit ein.

Dankbar und bereit, abhängig zu werden

Mit starken Applaus wird Lilo Keller von der Stiftung Schleife begrüsst. Sie predigt über den Wind Gottes, der «feiner und zarter und intensiver ist, als wir je denken würden». Gott wolle die Menschen, die ihn lieben, «von einer Herrlichkeit zur andern bringen» (2. Korintherbrief, Kapitel 3, Vers 18). «Der Wind des Geistes ist hinter uns her.» Der Geist wolle Schritt um Schritt Erfahrungen ermöglichen und zur Reife führen. Auch Phasen ohne Highlights seien im Glauben zu gestalten. «Auch da, mitten im Sturm, ist die Herrlichkeit Gottes zu finden.»

Lilo Keller erinnert an Petrus, dem Jesus ankündigte, er werde an Orte geführt, wo er nicht hinwolle. Sie fragt die Besucher, ob Gott sie «in Positionen und Begebenheiten führen» darf, die sie nicht unter Kontrolle haben, in denen sie abhängig sind. Die Schleife-Mitgründerin warnt vor Bitterkeit und ruft zur Dankbarkeit auf. Christen sollen dahin kommen, dass sie Gott alles zutrauen. «Wie gross ist dein Gott? Wie gross darf er sein? Darf er alles haben?»

Datum: 30.05.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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