Seine Witwe spricht es aus

Pastor Andrew Stoecklein: Trotz Suizid bei Gott

Am 25. August starb Megachurch-Pastor Andrew Stoecklein an den Folgen eines Suizidversuchs, den er in seiner Kirche begangen hatte. Seine Witwe erklärt, warum sie überzeugt ist, dass ihr Mann trotzdem «im Himmel» ist – obwohl sie früher das Gegenteil glaubte.
Sonnenlicht
Kayla Stoecklein

Kayla Stoecklein hat mit 29 Jahren ihren Mann und den Vater ihrer drei Kinder verloren. Sie bekennt, dass der Suizid ihres Mannes ihren Glauben stark herausforderte und sie zum Umdenken brachte. Trotz des «Mythos», dass Suizid eine unvergebbare Sünde darstelle und Selbstmörder darum «in der Hölle» (genauer gesagt: der Gottferne) landen, ist sie überzeugt, dass ihr Mann jetzt «im Himmel» (genauer gesagt: in der Gegenwart Gottes) ist.  

Früher anders geglaubt

«Das ist ein verbreiteter Irrglaube über den Suizid, und es bricht mir das Herz», schreibt Kayla Stoecklein im Familien-Blog. «Ich bin die erste, die zugibt, dass ich das vor dem Tod meines Mannes auch so geglaubt habe.» Und sie beschreibt, was in ihr vorging: «Ich erinnere mich, dass ich mich am Sterbebett meines Mannes zu meiner Schwiegermutter rüberbeugte und durch meine Tränen flüsterte 'Wird er in den Himmel kommen?' Sie versicherte mir sofort, was ich heute auch glaube: 'Ob du im Himmel angenommen wirst, hat nichts damit zu tun, wie du stirbst. Der einzige Weg, wie wir in den Himmel kommen, ist durch eine persönliche Beziehung zu Jesus.'»

Und sie fährt fort: «Andrew hatte eine echte, ungeschminkte, authentische und ansteckende Beziehung zu Jesus. Tausende werden wegen ihm im Himmel sein.»

«Mehr mittelalterliche Theologie als die Bibel»

Trost und Vertiefung ihrer Überzeugung fand Kayla im Buch von Albert Y. Hsu «Grieving a Suicide: A Loved One's Search for Comfort». Hsu ist Verleger beim grossen christlichen Verlag «Inter Varsity Press» und hat seinen Vater durch Suizid verloren. Er erklärt seine Position: «Christen nehmen oft an, dass Suizid eine unvergebbare Sünde ist und dass Selbstmörder automatisch in die Hölle kommen. Das beruht auf einem bestimmten Verständnis, nach dem eine Sünde, die wir nicht bekennen, nicht vergeben wird. Aber diese Idee kommt eher von Augustin und aus mittelalterlicher Theologie als aus der Bibel.»

Und er fährt fort: «Die Bibel sagt nichts davon, dass Suizid uns ewig von Gott trennt. Die unvergebbare Sünde wird in der Bibel nie mit Suizid identifiziert. Ein Mann wie Simson starb durch seine eigene Hand, trotzdem wird er in Hebräer, Kapitel 11 in der Reihe der Glaubenshelden aufgeführt. Und dann haben wir das Versprechen in Römer, Kapitel 8, dass 'weder Tod noch Leben', auch nicht der Suizid, uns trennen können von der Liebe Gottes in Jesus Christus.»

Mehr als Tragödie sehen

«In der Bibel gibt es mehrere Suizide, von König Saul bis zu Judas, und sie werden immer negativ beschrieben. Sie sind nie ein Teil von Gottes Plan für ein Leben. Aber der Suizid ist auch nicht die unvergebbare Sünde, die automatisch jemanden auf ewig von Gott trennt», erklärt Hsu. «Ich sehe einen Suizid in der Kategorie 'Tragödie'. In der griechischen Literatur oder bei Shakespeare kommt jemand durch einen inneren grossen Fehler ums Leben und der tragische Held stirbt, weil etwas in seiner Geschichte schiefläuft. Wenn wir unsere Lieben, die wir durch Suizid verlieren, so sehen, hilft es uns, sie zu verstehen. Es entschuldigt nicht ihr Handeln, aber es hilft uns, Mitgefühl mit ihnen zu haben.»

Der bekannte Megachurch-Pastor und Autor Rick Warren verlor ebenfalls seinen Sohn durch Suizid im April 2013 im Alter von 27 Jahren. Auch seine Frau Kay erklärte, wie sehr ihr das Buch von Hsu geholfen hat: «Der Autor ist den schmerzhaften Weg selbst gegangen und weiss aus erster Hand, wie man Trauernden Hilfe und Trost geben kann.»

Kayla Stoecklein glaubt, dass der Suizid ihres Mannes «Gottes Herz gebrochen» hat, und sie gibt offen zu, dass sie es nicht versteht, warum dieses Geschehen «durch Gottes Hände gegangen ist». Aber sie habe sich entschieden, Gott zu vertrauen; sie erlebte daraufhin, «dass die Gegenwart Gottes in diesen letzten paar Wochen so dick über uns war». Durch die Tragödie ihres Mannes hätten andere Menschen den Sinn geändert und wollten sich nicht mehr das Leben nehmen; andere Pastoren hätten sich geöffnet und begonnen, offen über ihre eigenen Kämpfe mit Angst und Depression zu reden. «Ich hasse den Schmerz, aber ich bin dankbar, dass Gott uns allen jetzt schon ein Stück Sinn mitten im Schmerz zeigt», erklärt Kayla Stoecklein.

Zum Thema:
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Datum: 04.10.2018
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch / The Christian Post

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