Auf der Flucht – und gestellt

Auf der Flucht
Flüchtlinge sind ein altes Phänomen. Fast alle wichtigen Personen der Bibel sind mal vor etwas oder jemandem davongelaufen. Offenbar muss man sich auf den Weg machen, um die Wahrheit zu finden. Zum Beispiel Jakob.

Die Ausgangslage war nicht ideal. Der Mann wäre schon bei seiner Geburt gern der erste gewesen – er hielt seinen älteren Zwillingsbruder an der Ferse fest. Später brachte er es durch Tricks und Betrügerei wirklich dazu, «der erste» zu werden – aber um einen hohen Preis: Er musste fliehen, sonst hätte sein Bruder ihn getötet.

Flucht

Die Geschichte von Jakob (nachzulesen im ersten Buch der Bibel ab Kapitel 27) liest sich wie ein Krimi: Leidenschaft, Betrug, Ehrgeiz. Jakob kämpft um seine Position – aber jetzt hat er den Bogen überspannt. Er muss Hals über Kopf fliehen.

Jakob läuft davon – möglichst weit weg. Er läuft weg vor den Folgen seiner eigenen Taten und hofft, dass Gras drüber wächst. Wie viele von uns sind in diesem Sinn «Flüchtlinge»! Da ist eine Menge in unserem Leben passiert. Es ist «zum Davonlaufen». Wir laufen vor unserem Gewissen weg und flüchten uns in Arbeit, eine Karriere oder eine Menge Plausch.

Das Leben gelingt scheinbar, aber...

Jakobs Leben gelang, äusserlich gesehen. Er arbeitete sich empor, liebte eine Frau, bekam sogar zwei, dazu eine Menge Kinder und noch mehr Besitz. Äusserlich war sein Leben eine Erfolgsgeschichte. Gott war gut zu ihm.

Aber tief im Herzen Jakobs ist die Angst. Das dunkle Geheimnis bleibt, dass er in seiner Jugend seinen Bruder betrogen und um sein Erbe gebracht hat. Als reicher Mann beschliesst Jakob, nach Hause zurückzukehren, aber je näher er kommt, umso mehr packt ihn die Angst. Aber er bleibt dran. Jakob spürt: Ich muss mich meinem Geheimnis stellen (1. Buch Mose, Kapitel 31).

Der Kampf mit Gott

Auf dem Höhepunkt der Angst trifft Jakob auf Gott. Die dunkle Geschichte unseres Lebens ist der Punkt, wo Gott uns begegnen will. Jakob ringt mit Gott bis zum Morgengrauen. Am Schluss hinkt er, weil Gott ihn an der Hüfte – dem Zentrum seiner Kraft – berührt hat. Der starke Jakob, der überall einen Weg gefunden hat, trifft seinen Meister. Jetzt weiss er: Mein Leben ist in der Hand Gottes, egal was kommt. Er hinkt, aber «die Sonne ging ihm auf» (1. Buch Mose, Kapitel 32, Vers 31).

Als Jakob auf seinen Bruder trifft, versöhnen sich die zwei (Kapitel 33). Endlich ist das dunkle Geheimnis verschwunden. Vergebung findet statt, und die Angst ist weg. Die Flucht hat ein Ende. Jakob bekommt sogar einen neuen Namen – Israel. Nichts soll mehr an den alten Betrüger erinnern.

Die Krise in der Lebensmitte

Das alles geschah in der Lebensmitte Jakobs – eine Zeit, in der Gott uns oft einholt und mit uns über die Ängste und dunklen Punkte unseres Lebens reden will. Wenn du auf der Flucht bist , halte doch einmal inne und stell dich Gott. Egal, was krumm gelaufen ist – Gott sagt Vergebung zu und möchte nicht, dass der Rest unseres Lebens von Schatten und Ängsten begleitet wird. Wenn du stark bist, wage es, dich dem Stärksten anzuvertrauen. Du kannst nur gewinnen.

Dieser Artikel erschien im Juni 2015 bei Jesus.ch

Zum Thema:
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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