Die Frucht des Geistes: Geduld

Man braucht Geduld beim Warten
Paulus beschreibt die Frucht des Geistes. Nach Galater Kapitel 5, Vers 22 besteht sie aus Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Fünf «Einzelfrüchte» davon sehen wir uns in einer Mini-Serie an.

In Römer Kapitel 12, Verse 12 bis 18 schreibt Paulus: «In Hoffnung freut euch; in Bedrängnis harrt aus; im Gebet haltet an; an den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil; nach Gastfreundschaft trachtet! Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht! Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden! Seid gleichgesinnt gegeneinander; sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den Niedrigen; seid nicht klug bei euch selbst! Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen!»

Ich mag an diesem Bibelwort die verlockende Alternative Gottes zu unserer modernen Kultur des «Sofort-haben-Wollens»! Auf irgendetwas warten, verzichten, sparen, lernen ist out. Das Kind verlangt nach dem begehrten Spielzeug und will es jetzt haben. Der Egoist verlangt nach der Befriedigung seiner Begierden. Klar ist: Diese Befriedigung macht nicht glücklich!

Wahres Glück nur in Gottes Nähe

Geduld ist der Schutz schlechthin vor jeder Art von Begierde, die uns gefangen nehmen und schnell zu einer Sucht oder zu einem Götzen werden kann. Begierde hat verschiedene Formen: fleischliche Begierden nach Sex, Alkohol, Geld, Besitz, Essen. Seelische Begierden nach Anerkennung, Beifall, Macht, Kontrolle über andere. Geduld ist die tiefe Überzeugung, dass ich nur in der Nähe Gottes wahres Glück finden kann. Die Einsicht, dass nichts in dieser Welt, das ausserhalb seines Willens ist, die Sehnsüchte meiner Seele letztlich stillen können. Nur mit dieser Überzeugung sind wir in der Lage, ein klares Nein zu jeder Verlockung zu sagen, die uns eine schnelle Befriedigung oder billiges Glück vorgaukelt. Gerade das Gefühl der Hilflosigkeit in ungeklärten Situationen gibt uns die Möglichkeit, im Glauben zu wachsen. Ich lerne, dass ich nicht Gott bin. Ich lerne Vertrauen, Ausharren, Glauben, gerade wenn nichts von dem, was ich glaube, zu sehen oder zu fühlen ist.

«Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren», schreibt Paulus an die Römer (Kapitel 8, Vers 25). Die Galater ermutigt er: «Lasst uns aber im Gutestun nicht müde werden! Denn zur bestimmten Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten» (Galater Kapitel 6, Vers 9). Es geht also darum, dass wir uns Gott anvertrauen und ihn recht haben lassen – auch wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Gebete nicht erhört werden und Gott uns vergessen hat. Unser Kontrollverlust erinnert uns an seine Souveränität. Wartezeiten können intensive Begegnungszeiten mit dem Herrn sein, wenn wir so wollen.

Aktives Warten

Daraus folgt eine Neubewertung: Wer in Spannungsfeldern auf die Hilfe Gottes setzt, stellt fest, dass solche Zeiten keine resignierte Leerlauf-Phase sein müssen. Warten in der Gegenwart Gottes ist ein gespanntes, aktives Warten. Das einsame Warten auf Partnerschaft oder Freundschaft ist eine Einladung, in Gott die Liebe unseres Lebens zu finden. Das Warten auf eine Arbeit oder auf Versorgung lehrt uns, dass Gott derjenige ist, der uns Würde verleiht, nicht die Erfolge dieses Lebens. Das Warten auf Heilung erinnert uns daran, dass unser irdischer Leib vergänglich ist, dass der Himmel und nicht diese Erde unsere wahre Heimat ist. Jede Art von irdischem Verzicht zieht unseren Blick auf den Himmel und erinnert uns daran, dass unser Schöpfer der einzige ist, der unserem Leben einen Sinn geben kann.

Zur Miniserie der Frucht des Geistes:
Liebe
Freude

Zum Thema:
Geduld – eine Herausforderung für die «Generation jetzt!»

Schöner leben: Kann man Geduld lernen?
Geduld – die Alltagsform der Liebe

Autor: Nicola Vollkommer
Quelle: Magazin Faszination Bibel 01/24, SCM Bundes-Verlag

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