Auf ins Leben als Mönch
In Einsiedeln steht ein grosses Kloster, in dem in Spitzenzeiten um die 200 Mönche gelebt haben. Das Kloster ist – gerade für Katholiken – ein Ort der Begegnung und des Rückzugs geworden. Nebst dem Wallfahrtsort beinhaltet das Kloster eine Schule mit ungefähr 400 Schülerinnen und Schülern. Auch Thomas war einst ein solcher Schüler. Sechs Jahre verbrachte er in der Klosterschule und in diesen Jahren wuchs in ihm – alles andere als linear – der Wunsch, Mönch zu werden.
Täglich sah er die Mönche, und anders als die weltliche Wahrnehmung wirkten sie zufrieden und glücklich. Nicht etwa eingesperrt und gezwungen. Trotzdem meldete er sich erst für ein Geschichts- und Lateinstudium an. Der Gedanke dahinter: «Wenn in mir die Sehnsucht nach dem ‘Mönch-sein’ bleibt, werde ich nach dem Studium in die Brüderschaft eintreten!» Er wusste zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, wo. «Meine Traumvorstellung war damals ein kleines Kloster in der Provence. Ich hatte eine Vorliebe für Frankreich.»
Eintritt ins Kloster Einsiedeln
Schlussendlich zog es ihn doch nach Einsiedeln zurück. Mit 21 Jahren gab er den Eintritt und lebt seither dort. «Als Mönch hast du eine Probezeit von fünf Jahren», berichtet Thomas. Als es am Ende dieser fünf Jahre um die ‘All in’-Entscheidung ging, wusste er genau, wofür er sich entscheiden wird: «Eigentlich habe ich mich in diesen fünf Jahren an jedem Tag dafür entschieden, für immer zu bleiben. Sonst wäre ich schon lange weg gewesen!»
Entschieden für die Berufung
Er ist sich in seiner Entscheidung sicher: «Wenn du verliebt bist, sagst du auch nicht: ‘Wir kommen dann mal in zehn Jahren zusammen’. Du hast ein inneres Drängen.» Dieses Drängen wurde in ihm zu einer Sehnsucht und die Sehnsucht zum Antrieb, den Dienst im Kloster definitiv anzugehen. Dieses Gefühl verspürt er bis heute.
Auch das Zölibat und weitere Verzichte ändern nichts an dieser Einstellung. «Eine Entscheidung für etwas ist im gleichen Zug eine Entscheidung gegen etwas. Wenn du dich für eine Beziehung mit einem Menschen entscheidest, entscheidest du dich gleichzeitig gegen eine Beziehung mit allen anderen Menschen. Gleiches gilt für Job, Familie, Freunde und einfach alles, was man entscheiden kann.»
Das Leben als Mönch
Im Talk mit Jaël Binggeli gibt Thomas grosszügige Einblicke in das berufliche, religiöse und private Leben eines Mönchs. Sein Herz schlägt unter anderem für einen Ort des Austausches, an dem jegliche Denominationen auf freundschaftlicher Basis Glauben leben können. Das Projekt «Gottwärts» soll diesen Austausch fördern.
Die Instagram-Seite des Klosters Einsiedeln betreut er auch. Mehr als 9'000 Follower verfolgen die Videos: «Kloster allgemein faszinieren die Gesellschaft!» Einsiedeln hat auch einen bekannten Namen. Die Mönche haben sich schon immer die neusten Medien ausgesucht, um das Wort Gottes zu den Menschen zu bringen: «Erst mit dem Schreiben von Büchern, dann mit dem Buchdruck, dann Mund-zu-Mund und heute über Social Media.»
Dafür investiert er etwa eine dreiviertel Stunde pro Tag. Viel davon auch für Seelsorgerliche Dienste. «Für viele stellt der physische Gang zur Hilfe eine Herausforderung dar. Oft kommen sie ins Kloster und zu Hause merken sie dann: Ich konnte das, was ich loswerden wollte, nicht loswerden. Sie suchen uns schliesslich auf Instagram und schreiben uns ihr Anliegen. Wichtig für mich ist aber, dass man bald mal aus diesem Digitalen rauskommt.»
Sehen Sie sich den Talk mit Mönch Thomas an:
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