Christen: arrogante Besserwisser oder lebendige Wegweiser?

Ein Wegweiser der in zwei Richtungen zeigt
Christen haben schon viel zu viel über Glaubensfragen gestritten. In unserer pluralistischen Zeit holt man damit niemanden ab. Trotzdem sehnt die Welt sich nach Menschen, welche eine erfüllende Lebensgrundlage gefunden haben.

Darf in unserer pluralistischen Gesellschaft überhaupt noch von Wahrheit gesprochen werden? Seinen eigenen Glauben als Wahrheit zu bezeichnen, kann schon arrogant anmuten. Schliesslich werden damit andere Glaubensauffassungen degradiert. Der christliche Glaube ist aber viel zu wertvoll, um sich zurückzuziehen.

Wahrheit durch ein authentisches Leben bezeugen

Es ist wichtig, Wahrheit nicht nur mit dem Mund, sondern mit dem ganzen Leben zu bezeugen. Streitgespräche über theologische Ansichten ergeben keinen Sinn, solange diese keine praktische Konsequenz haben. Vor wenigen Jahrzehnten wurde der Glaube mit Überzeugungskraft auf intellektueller Ebene verteidigt. Auch wenn dies hin und wieder angebracht sein mag, lässt sich der durchschnittliche Schweizer auf diese Weise nicht mehr überzeugen.

Heute versprechen unzählige Ideologien Glück und Lebensqualität. Letztlich überzeugen aber nur Menschen mit sichtbarer Lebensfreude.

Wofür stehen wir ein?

Christen haben in der Vergangenheit zu viel über Wahrheit gestritten. Jede Überzeugung wurde zur Wahrheit erklärt. Eine Abweichung musste folglich eine Lüge sein. Unzählige Gemeindespaltungen und tiefgreifende Streitereien waren die Folge.

Theologische Streitereien sind heute weniger geworden. Doch auch Glaubensbekenntnisse haben an Stellenwert verloren. Im Bewusstsein, dass jeder sich irren kann, fällt es Christen zunehmend schwer, ihre Überzeugungen entschieden zu formulieren.

Der Pluralismus der Postmoderne prägt die westliche Christenheit heute genauso, wie früher die Moderne. Noch immer ist der Glaube an Jesus die Wahrheit. Dafür dürfen wir einstehen.

Etwas, wofür wir leben und sterben

Der Wahrheit sollten wir nicht nur intellektuell zustimmen. Vielmehr sollten wir unser ganzes Leben für die Wahrheit hingeben. «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!», sagte Jesus (Johannes, Kapitel 14, Vers 6). Für die Wahrheit zu leben bedeutet also, für Jesus zu leben. Ein Mensch, der sein eigenes Leben in Christus gefunden hat, wird in Bezug auf seine Lebensquelle keine Kompromisse eingehen. Und genau hier finden wir eine hervorragende Definition für Wahrheit: Wahrheit ist die Lebensgrundlage, für welche wir leben und sterben.

Die Bereitschaft, für eine Sache zu streiten, ist einfach zu wenig. Christen sollten bereit sein, für ihren Glauben zu sterben und weniger mit Andersdenkenden darüber streiten. Das ist nicht authentisch.

Wenn wir aber keine tragfähige Lebensgrundlage haben (sprich: die Wahrheit nicht erkannt haben), werden wir auch nichts haben, wofür wir leben und sterben. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit brauchen Christen tiefe Glaubenswurzeln. Ein festes Fundament fürs Leben ist die Grundlage für ein siegreiches Leben als Christ.

Lebendige Wegweiser sein

Wer für eine Sache grosse Opfer bringt, wird dafür respektiert – auch wenn die Mitmenschen seine Leidenschaft nicht teilen. Einem leidenschaftlichen Christen scheint seine Hingabe selbstverständlich, sein Umfeld wird aber aufmerksam hinsehen. Wer hingegen nur mit Worten für etwas einsteht und Andersdenkende verurteilt, wirkt überheblich und stur.

Rein argumentative Streitgespräche sind fehl am Platz. In unserer pluralistischen Zeit sind viele Menschen orientierungslos. Sie brauchen jemanden, der eine solide Lebensgrundlage gefunden hat. Jemanden, der die Wahrheit kennt. Die Welt braucht Menschen, in deren Leben die Wahrheit sichtbar wird. Das sind lebendige Wegweiser in einer hektischen Welt.

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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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