Guillaume Bignon: Christen hielt er für dumm
Heute lebt Bignon mit seiner Frau und seinen fünf Kindern im US-Staat Virginia. Er arbeitet als Manager im IT-Bereich und beschäftigt sich in seiner Freizeit liebend gern damit, anderen den christlichen Glauben plausibel zu machen. Doch bis dahin war es ein weiter Weg.
Typisch französisch
Bignon wuchs in einem Vorort von Paris in einer liebevollen Familie auf. Sie waren katholisch, doch sobald er alt genug war, das selbst zu bestimmen, besuchte er die Kirche nicht mehr. Er pflegte das, was er heute als «französische Standardhaltung» bezeichnet. Gott war für ihn schlicht nicht existent. «Niemand verbringt seine Zeit damit, über diese Fragen nachzudenken und ich tat es auch nicht. Ich wollte glücklich sein und Spass haben …», erklärt er dem «Believers Portal».
Auch mit anderen Religionen wollte er nichts zu tun haben – es reichte ihm, sein Leben zu leben. Bignon war sportlich, musikalisch und intelligent. Er wuchs schnell und war gross genug, um Volleyball auf nationaler Ebene zu spielen. Als Keyboarder machte er mit seiner Band Musik und träumte von einer Karriere als Rockstar. Daneben schloss er die Schule erfolgreich ab und studierte Mathematik, Physik und Ingenieurwesen. Mit einem Job in der Finanzbranche verdiente er gutes Geld. Um in der Umkleidekabine nach den Spielen damit angeben zu können, suchte er immer wieder kurze Beziehungen zu Frauen. Letztlich brachte ihn das zu Gott.
Ein Urlaub mit Folgen
Mit seinem Bruder machte Bignon Urlaub auf einer kleinen Karibikinsel, auf der ihr Onkel wohnte. Dort lernten sie zufällig zwei Amerikanerinnen kennen; die Frauen fragten sie nach dem Weg in ihr Hotel und die Brüder suchten sowieso eine Mitfahrgelegenheit. Bignon liess seinen Charme spielen, setzte seinen französischen Akzent ein und freundete sich mit einer der beiden an. Er rechnete sich grosse Chancen aus, als sie sich am nächsten Tag am Strand verabredeten, doch dort erhielt er gleich zwei niederschmetternde Nachrichten: Sie war Christin. Bereits das war für ihn so etwas wie intellektueller Selbstmord. Ausserdem wollte sie mit dem Sex warten, bis sie verheiratet war. Am liebsten wäre er gegangen, doch die Frau sah so gut aus und war so freundlich, dass er es sich anders überlegte: Wenn ich will, dass es zwischen uns beiden funkt, muss ich sie zuerst von ihrem Glauben an die Religion befreien und dann von der Sexualethik, die damit verbunden ist. Mit diesem Vorsatz flog er wieder zurück nach Paris und begann eine Fernbeziehung mit seiner Urlaubsbekannten, die in New York lebte.
Das Experiment
Zurück in Frankreich suchte Bignon nach Argumenten gegen den christlichen Glauben, aber es fielen ihm nur haltlose Vorurteile ein. So holte er eine verstaubte Bibel aus der Ecke und begann, darin zu lesen. Schnell realisierte er, dass er keine Ahnung von ihrem Inhalt hatte. Mit Kirche konnte er immer noch nichts anfangen, aber dieser Jesus faszinierte ihn. Falls Gott wirklich real wäre, dann wäre er ein Experiment wert – also betete er: «Gott, ich glaube nicht an dich. Aber wenn es dich gibt, dann zeig dich mir. Ich bin offen.» So offen war Bignon allerdings nicht, vor allem hatte er keine Gelegenheit, sonntags einen Gottesdienst zu besuchen, weil er jedes Wochenende an einem Volleyball-Ligaspiel war – bis kurz nach seinem Gebet. Direkt danach hatte er eine schmerzhafte Entzündung in der Schulter, die sich kein Arzt erklären konnte. «Schonen Sie sich ein paar Wochen», hörte er und hatte damit plötzlich Zeit, die Kirche zu besuchen, die ihm seine Freundin empfohlen hatte.
Solch einen Gottesdienst hatte er noch nie erlebt, gleichzeitig meint er im Rückblick: «Ich ging dorthin, wie man in den Zoo geht, um ein paar seltsame exotische Tiere zu sehen, von denen man schon gehört oder die man in Büchern gesehen hat, aber die man noch nie im wirklichen Leben gesehen hat. Ich weiss noch, wie ich dachte, dass ich mich zu Tode schämen würde, wenn einer meiner Freunde oder meine Familie mich in dieser Kirche sehen würden.» Deshalb verliess er die Kirche anschliessend so schnell wie möglich. Auf der Schwelle erstarrte er jedoch in einer Art Schüttelfrost. Ihm wurde bewusst, wie lächerlich sein Weglaufen war. Wollte er nicht mehr über Gott erfahren? Also kehrte er wieder um und sprach den Pastor an: «Wie glaubt man an Gott?» Die beiden redeten stundenlang und trafen sich in der nächsten Zeit regelmässig. Bignon war verwirrt: «Dieser Mann war eindeutig gebildet und wusste, wovon er sprach. Er hatte nicht den Verstand verloren. Er war klug, sorgfältig und gewissenhaft und glaubte trotzdem, dass Gott existierte und Jesus von den Toten auferstanden war. Das konnte ich einfach nicht begreifen.» Schliesslich wurde Bignon nervös, er begann, die ungewohnte Idee in Betracht zu ziehen, dass das Christentum wahr sein könnte.
Gottes Reden
Irgendwie hoffte der Franzose auf eine dramatische, mystische Erfahrung mit Gott, die seine wachsende Überzeugung bestätigen würde. Was folgte, war «weniger theatralisch, aber brutaler». Plötzlich meldete sich sein Gewissen. Frauengeschichten waren für ihn immer normal gewesen und auch seine (abwesende) Freundin hatte er regelmässig betrogen. Er hatte ausserdem noch etwas angestellt, das selbst nach atheistischen Massstäben unverzeihlich war.
Heute gibt er zu: «Ich hatte all das verdrängt. Aber Gott brachte es mir mit voller Wucht wieder in Erinnerung, und ich sah mich endlich, wie ich war. Ich fühlte mich schuldig, hatte Schmerzen in der Brust, war angewidert von dem, was ich getan hatte, und von den Lügen, mit denen ich es vertuscht hatte.» Doch genauso plötzlich wurde ihm bewusst, dass Jesus deshalb am Kreuz gestorben war: «Jetzt wurde das eine persönliche Sache. Er starb, um den Preis für meine Sünden zu zahlen.» Guillaume Bignon merkte, dass es Zeit war, sein Vertrauen auf Gott zu setzen. Er schrie zu Gott und sagte: «Das war's. Ich habe es verstanden. Ich bin voll dabei!» Und er erlebte, wie die Last verschwand.
Ein ausführliches Interview mit Guillaume Bignon findet sich beim C. S. Lewis Institute.
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