«Gott sucht oftmals seltsame Gestalten…»
Diese Tage wird vermehrt über J.R.R. Tolkien gesprochen. Das liegt mitunter sicher an seinem 50. Todestag. Für Livenet war dies ein Grund, einmal mehr über Tolkiens Werk zu sprechen und so begrüsst Florian Wüthrich den Tolkien-Kenner Thomas Wiederkehr. Normalerweise steht Thomas bei den Livenet-Talks hinter den Kameras – für einmal sitzt er jetzt davor.
Faszination für Tolkiens Universum
Thomas liebt die Fantasy-Welten als Abwechslung zum alltäglichen Leben. «Ich liebe Geschichten und es gibt auch viele gute Geschichten ausserhalb des Fantasy-Bereichs. Doch diejenigen, die ich am meisten liebe, sind dort angesiedelt.» Nicht nur bei Tolkien, sondern auch bei den Filmen, die von Marvel oder DC Comics rauskommen, sei gut ersichtlich, wie Fantasy viele Menschen bewegt. «Geschichten vermitteln Werte und auch Jesus arbeitete viel mit Geschichten und Gleichnissen.» Ob hierfür die Form der Fantasy die richtige sei, betrachtet Thomas als Geschmackssache.
«Als Jugendlicher las ich viel Fantasyliteratur», blickt Thomas zurück. So sei er irgendwann auf die Bücher von Tolkien gestossen. «Kurz darauf kamen dann die Filme von Peter Jackson raus.» Auf Druck der Eltern las er aber erst einmal die Bücher. «Diese Welt hat mich letztlich eingenommen.» Nach den drei «Herr der Ringe»-Filmen folgten drei weitere der Reihe «Der Hobbit».
Tolkien und Lewis: «Vom Glauben her Geschwister»
«Gott sucht oftmals seltsame Gestalten, um seinen Weg zu gehen», hält Thomas fest und sieht dies bei Tolkien hervorragend dargestellt. Im Lebensweg vom Hobbit Frodo erkennt Thomas viele Dinge, die einem auch im Glaubensleben begegnen. Dasselbe sei auch im scheinbaren Sterben und Auferstehen von Gandalf zu beobachten. «Es ist spannend, was Tolkien alles reinfliessen lässt, das am Christlichen anlehnt. Es ist sicher nicht genauso wie bei C.S. Lewis und der Narnia-Serie, wo die Symbolik noch deutlicher ist, es sagt aber doch einiges aus.» Parallelen von Tolkien zu biblischen Wahrheiten seien alles andere als an den Haaren herbeigezogen.
Lewis und Tolkien kannten sich persönlich gut, waren Teil desselben Buchclubs. «Ich weiss nicht, ob es bewiesen ist», formuliert Thomas vorsichtig. «Aber man sagt, dass es Tolkien war, welcher C.S. Lewis zum Glauben geführt hat.» Von den konfessionellen Hintergründen hätten die beiden verschiedene Pfade beschritten. Tolkien sei Katholik und Lewis Anglikaner gewesen. «Vom Glauben her waren sie aber doch Geschwister», betont Thomas.
Aus seinem Leben
Im Talk berichtet Thomas aus dem Leben Tolkiens, welcher als vierjähriger Junge seinen Vater verlor. Das mag wohl der Grund gewesen sein, dass seine Mutter sich vermehrt in die katholische Kirche zurückzog und dort Trost fand. Ihre Söhne nahm sie mit und diese genossen in der Folge eine ausgeprägt katholische Erziehung.
Als J.R.R. Tolkien vierzehn Jahre alt war, starb auch die Mutter. Vorsorglich hatte sie das Sorgerecht einem katholischen Pater abgegeben. Tolkiens verbrachte die folgenden Jahre im Internat und später in einer Gastfamilie, wo er seine zukünftige Frau fand. Prägend war sicher auch der erste Weltkrieg, in welchem Tolkien im aktiven Dienst stand. Aufgrund einer Krankheit wurde er zurückgerufen und begann kurz darauf seine schriftstellerische Tätigkeit.
Im Talk spricht Thomas auch davon, welche Figuren Tolkiens ihn besonders begeistern und was er von ihnen lernen kann.
Sehen Sie sich den Talk mit Thomas Wiederkehr an:
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